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Im Männerschwarm-Verlag erschien im Februar 2008 die momentan einzige deutsche Übersetzung Ronald Firbanks, sofern man nicht auf Antiquariate oder den Flohmarkt zurückgreifen möchte. Zu Lebzeiten nicht wirklich erfolgreich, war er doch das Ebenbild des "Dandys", auch wenn er - anders als seinerzeit Oscar Wilde - seiner Homosexualität wegen nicht belangt wurde.
"Die Blume unter dem Fuße" beschreibt die Ereignisse eines Sommers in Pisuerga, irgendwo in Europa. Dabei gibt es keinen rechten Faden, der durch die Handlung führt; es sind eher Episoden, die mehr oder weniger lose miteinander verbunden sind. Die gesamte Handlung findet in der Hauptstadt Kairoulla statt, beginnend mit dem Frühlingsanfang und dem Umzug in den Sommerpalast und endend mit der Hochzeit des Prinzen. Man erlebt das bunte Treiben am Königshofe sowie eine leichte Andeutung der Ränkespiele hinter den Kulissen. Es wird geliebt und geheiratet, gelebt und gestorben, angegeben, um die Schulden zu vertuschen, und getuschelt.
Firbank erschafft dabei eine plastische Atmosphäre, die den Leser gefangen nimmt. Die Ausdrucksweise erinnert teilweise an Oscar Wilde, der Wortwitz ebenso und doch herrscht dem Werk etwas ganz Eigenes inne. Da spielt es auch keine Rolle, dass Handlungspunkte manchmal nur angedeutet bleiben, dass es eben keinen roten Faden gibt, dass es Szenen gibt, die nur ein Gefühl für das Leben am Hofe und drumherum vermitteln, doch im Kontext eher unwichtig sind. Nicht die Handlung ist für Firbank wichtig, sondern die Art, wie sie verpackt und ausgedrückt wird.
Herausgekommen ist dabei ein reizendes Buch - nicht die große Neuentdeckung eines vergessenen Schatzes, doch wer Oscar Wilde mag, der wird an diesem Büchlein auch seinen Spaß finden. Solange man die blumige Ausdrucksweise mag (die Blume im Titel ist sozusagen programmatisch für das Buch), wird man eine kurzweilige Unterhaltung finden. Dieses Buch kann man immer wieder lesen und entdeckt doch neue Nuancen, die man vorher nicht bemerkt hatte. Ein Genuss für Lesebegeisterte.
Allein der Preis mag nicht begeistern. 18 Euro für nicht mal 200 Seiten, das ist schon teuer. Davon abgesehen kann das Buch allerdings uneingeschränkt empfohlen werden.