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Wer den Namen Tad Williams hört, der denkt an die große "Osten Ard"-Saga, an "Otherland" - und wenn alles gut geht, dann wird man auch irgendwann an "Shadowmarch" denken, die Saga, von der nun der zweite Teil erschienen ist. "Das Spiel" ist ein Brocken von gut achthundert Seiten und kommt in schicker Aufmachung daher. Den Inhalt zusammenzufassen, das ist bei solchen Büchern oft schwierig, in diesem Fall ist es aber extrem, denn Williams lässt eine Unzahl an verschiedenen Geschichtensträngen nebeneinander laufen.
Briony, Prinzessin der Südmarken, ist mit Shaso, dem südländischen Gefolgsmann ihres Vaters, vor den Tollys auf der Flucht, die die Macht im Land übernommen haben. Sie versteckt sich in einem Harem, wird dort aber verraten.
Brionys Zwilling Barrick ist von den Hohen, den seltsamen Elfenwesen nördlich der Schattengrenze, irgendwie verzaubert worden. Ferras Vansen, Hauptmann der Garde, begleitet ihn und den gespenstischen Gyir, einen Boten der Elfenkönigin, einen unerbittlichen Feind der Menschen.
Chert Blauquarz, ein Fundling aus der Unterstadt, beherbergt immer noch den seltsamen Jungen Flint, der sein Gedächtnis verloren hat, und zusätzlich nun auch den Hofarzt Chaven, der ebenfalls vor den Tollys geflohen ist.
Quinnitan, ehemalige Priesternovizin und geflohene Gattin des Autarchen von Xis, ist nach Hierosol geflohen, in die Stadt, in der auch König Olin von den Südmarken gefangen gesetzt ist. Der freundet sich gerade mit einer jungen Dame aus dem hiesigen Adel an.
Das sind nur ein paar der Stränge, die Williams zu einem recht epischen Werk verknüpft. Beim ersten Großwerk des Tad Williams, der Osten Ard-Saga, gibt es sehr geteilte Meinungen. Für viele gehört dieser Zyklus zu den wichtigsten der Fantasy, andere halten Williams? Erzählstil für zu kompliziert und langatmig. Hier ist es schlimmer. Einzelne Szenen haben zwar durchaus Stil und Charme, aber vor allem die Geschichten um Vansen und Barrick sind so mystisch verquast und überhöht, dass sie schwer zu ertragen sind. Die Gesamtstimmung ist dabei immer melancholisch und manchmal fast depressiv. Keiner der vielen Hauptcharaktere kann wirklich was tun, alle werden von einem dunklen Schicksal durch die Gegend geschickt. Das ist dann auch für das Buch tragisch, das so nur in Emo-Kreisen auf Fans treffen dürfte.
Natürlich bleibt Tad Williams auch in diesem Buch ein guter Erzähler, vermag sich immer wieder gut in seine Charaktere einzufinden, aber er versucht einfach, in jeden Satz irgendwelchen Hintergrund hineinzupacken. Das kann so nicht funktionieren. Und so entwickelt sich über viele hundert Seiten fast nichts, man verzweifelt an diesem Brocken und wartet auf die tollen Geschichten, die Tad Williams sonst so erzählen kann ...