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"Once youve introduced a vampire as your protagonist you have a shitload of freedom. People are either going to go with you or not." So der Autor, weshalb er nach seinen harten, rasanten Thrillern so abrupt ins Horrorfach gewechselt ist. Und man muss Charlie Huston zustimmen: Als Untoter sind die Folter- und Mordmethoden definitiv vielseitiger, wenngleich auch dementsprechend brutaler.
Müßig also, den Protagonisten Joe Pitt als klassischen Helden zu bezeichnen, käme ein solcher Titel doch einer handfesten Beleidigung gleich. Nein, vom mutigen Heldendasein ist der abgehalfterte Detektiv mindestens ebenso weit entfernt wie von einer halbwegs normalen Existenz - immerhin ist Joe zudem noch ein Vampir. Was zählt, ist irgendwie über die Runden zu kommen. Wären da nicht die diversen Vampirklans, die New York unter sich aufteilen und sich untereinander alles andere als wohlgesonnen sind. Logisch, dass Joe, der mit den einzelnen Fraktionen nur geschäftlich etwas zu tun haben möchte, automatisch zwischen den Stühlen hockt. Doch Joes neuester Fall stellt sogar seine missliche Situation mit den Klans in den Schatten. Denn was sich zu Beginn noch wie reine Routine anhört - die verschwundene Tochter eines millionenschweren prominenten New Yorkers finden -, gestaltet sich sehr schnell zu einem Alptraum, gesellen sich zu dem verlorenen Mädchen noch gewaltbereite Untote und Lebende, ausgehungerte Zombies und ein mysteriöses Bakterium, hinter dem die führenden Köpfe der Vampirfraktionen her sind wie der Teufel hinter der Seele. Und die Zeit rinnt Joe davon. Ganz zu schweigen von seinen immer stärker werdenden Entzugserscheinungen, nachdem man ihm seinen Blutvorrat gestohlen hat. Welche Chancen hat Joe also, den Fall zu lösen - und sich gleichzeitig mit seiner Freundin zu versöhnen? Es sieht nicht gut aus für den einzigen vampirischen Schnüffler der Stadt ...
Wahnsinn! Was Charlie Huston mit "Stadt aus Blut" abliefert, ist definitiv nichts für Zartbesaitete - oder Leser mit romantischen Vorstellungen. Die Welt, in die wir unversehens hineingeworfen werden, hat nichts mit den Fantasien einer Anne Rice oder Stephenie Meyer gemein; statt Dekadenz und Brokat herrschen Gewalt und Dreck - und vielleicht schmerzt dieser Blick gerade deshalb so sehr, weil wir darin auch uns selbst wiedererkennen. Höllisch rasant, extrem spannend und vor Düsternis überquillend legt Huston eine Mischung aus Film Noir, Quentin Tarantino und gnadenloser Gewalt vor, verpackt in einer clever-verschachtelten Story, die selbst so manch gestandenem Krimiautor die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Sehr passend dazu auch Hustons knappe, sehr dialogreiche Prosa, die jedoch keineswegs eindimensional wirkt. Auch vergisst Huston nicht, seinem Ensemble Leben einzuhauchen, indem er ihnen Charaktertiefe verleiht. Es ist jedenfalls stellenweise schon unheimlich, wie präzise der Autor seine Geschichte auf den Punkt bringt, ohne dabei Schiffbruch zu erleiden. Ein Auftakt, der definitiv süchtig macht nach mehr!