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 Der Brand von Moskau

Napoleon in Rußland

Autoren: Anka Muhlstein
Verlag: Insel

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Anspruch
Aufmachung
Bildqualität


Napoleons Russlandfeldzug ist legendär. Bis heute versetzen einen die Ereignisse von 1812 in Erstaunen: das gewaltige französische Heer - Mannstärke circa 400 000 - fiel in Russland ein, da Zar Alexander I. sich nicht an die Napoleonische Kontinentalsperre gegen Großbritannien halten wollte. Das unterlegene russische Heer wich jedoch der Konfrontation aus und lockte die Franzosen immer tiefer in das eigene Land. Städte wie Smolensk und Minsk fielen, blutige Schlachten dezimierten beide Heere, Hunger und Versorgungsschwierigkeiten machten den Franzosen zunehmend zu schaffen. Der Zar wies alle Verhandlungsangebote zurück und gab schließlich sogar Moskau kampflos preis. Doch die Einnahme des Zentrums von Russland wurde für Napoleon zum Alptraum, denn der ehemalige Gouverneur Moskaus ließ die Stadt in Brand setzen. Und der nahende Winter forderte weitere Tribute ...

Anschaulich und quellennah schildert die Historikerin Anka Muhlstein den Feldzug Napoleons, der seinem Ruhm als unbesiegbarem Feldherr ein jähes Ende bereitete. Die klaustrophobischen Schilderungen der Schlacht von Borodino, des Brands von Moskau und dem verlustreichen Rückzug der Franzosen in unerbittlicher Kälte lesen sich auch heute noch erschütternd. Die Frage, wie sich Napoleon auf dieses wahnwitzige Unternehmen einlassen konnte, kann freilich auch Muhlstein nicht beantworten; sie zeigt aber die Zerrissenheit innerhalb der französischen Führung und ebenso die nicht minder widersprüchlichen Vorgänge auf russischer Seite. Denn auch hier wurde mitunter planlos agiert, und mehr als einmal versuchten die russischen Generäle, Alexander zur Aufgabe zu überreden. Muhlstein widmet sich aber auch den einfachen Soldaten, die in größter Not dem Kaiser der Franzosen die Treue hielten, sich später immer mehr den Plünderungen und Zügellosigkeiten hingaben und am Ende vollständig verzweifelten.

Muhlsteins Darstellung ist farbenfroh und spannend geraten; sie zitiert dabei ausführlich aus den verfügbaren Quellen und springt dabei munter vom Feldherrenzelt zum einfachen Soldatenlager. Nicht immer gelingt es ihr aber, die Vorgänge verständlich zu ordnen, und das Chaos der damaligen Vorgänge färbt auch deutlich auf ihre Darstellungsweise ab. Auch die Vor- und Nachgeschichte des Russlandfeldzugs spart Muhlstein weitgehend aus - ein Makel für den Leser, der sich in der napoleonischen Ära nicht so gut auskennt. Trotzdem vermag das Buch die Katastrophe von Moskau erfahrbar zu machen. Wer sich für einer der gewagtesten Heeresoperationen der Neuzeit interessiert, sollte Muhlsteins Buch eine Chance geben.

Hagen Hoffmann



Hardcover | Erschienen: 01. Januar 2008 | ISBN: 9783458173915 | Preis: 22,80 Euro | 323 Seiten | Sprache: Deutsch

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