Gesamt |
|
Action | |
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Extras | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Der 13. November 1990 war ein trauriger Tag für Neuseeland. In Aramoana, einer kleinen Küstensiedlung im Süden des Landes, gerieten David Gray und sein Nachbar in Streit, weil dessen Kinder Grays Grundstück unerlaubt betreten hatten. Im Laufe der Auseinandersetzung ging der Waffensammler Gray in seine Hütte, holte ein Sturmgewehr und schoss seinen Nachbarn nieder. Damit begann sein blutiger Amoklauf durch den ganzen Ort, dem dreizehn Menschen zum Opfer fallen sollten. "Out of the Blue" stellt die Geschehnisse des 13. und 14. Novembers detailliert nach und beschreibt die Chronologie der Ereignisse rund um die Personen der Siedlung, die von dem Amoklauf betroffen waren. Denn als die Polizei feststellen musste, dass sie der Situation nicht gewachsen war, begann für die Anwohner eine grauenvolle Nacht, da die Ortschaft komplett abgeriegelt wurde und der Mörder immer noch auf freiem Fuß war.
Stoff für einen effektiven Thriller, sollte man meinen. Doch bei dem Ereignis handelt es sich um eins der größten Gewaltverbrechen der Geschichte Neuseelands. So stellt es eine Art nationales Trauma dar, in Folge dessen die Waffengesetze des Landes völlig umgekrempelt wurden. So hat "Out of the Blue" weniger einen unterhaltenden als einen dokumentarischen Anspruch, möchte der Film doch die Ereignisse so genau wie möglich wiedergeben. Und tatsächlich zweifelt man auch keine Sekunde daran, dass sich am 13. und 14. November 1990 alles ziemlich genau so abgespielt haben mag wie im Film gezeigt, verzichtet "Out of the Blue" doch klugerweise auf die üblichen Filmklischees wie laut donnernde Waffen, übertrieben spritzendes Blut und markige Sprüche. So kann man selbst "Doom"-Marine Karl Urban mal in einer wesentlich einfühlsameren Rolle erleben - als stinknormalen Polizisten, den die brutale Situation sichtlich überfordert und emotional stark auf die Probe stellt.
"Out of the Blue" nimmt sich freilich dann ein paar künstlerische Freiheiten, wenn es um David Gray, den Amokläufer selbst, geht, der von Matthew Sunderland in einer Weise dargestellt wird, die sich nahezu jeder Interpretation entzieht. Weder handelt dort ein geiferndes, verachtungswürdiges Monster noch ein völlig zurechnungsfähiger Mensch - David Gray scheint fernab des menschlichen Verstandes zu sein. Am besten stellt sich dies wohl in einer Szene dar, in der Gray in einem Haus sitzt und dort ein Radio auf verschiedene Frequenzen durchgeht, dabei jedoch nichts als Statik empfängt - einen besseren Einblick in das Innenleben dieser Figur wird man wohl kaum erhalten können.
"Out of the Blue" erinnert stark an Paul GreengrassÂ’ Dokudrama "Flug 93", das die Ereignisse an Bord der Maschine, die am 11. September 2001 als einzige nicht ihr Ziel erreichte, ebenso nüchtern und sachlich darstellte, was dem Ereignis Respekt zollte, aber half, sich mit seinen eigenen Erinnerungen zum Thema auseinanderzusetzen. So mag "Out of the Blue" zwar in erster Linie ein sehr persönlicher Film des Landes Neuseeland sein, stellt aber auch in all den anderen Nationen, in denen sich Amokläufe traurigerweise immer weiter zu häufen scheinen, ein packendes Dokument dar, das einen aus der Welt der Filme auf den Boden der Tatsachen zurück holt.
Die normale Ausgabe des Films hat nur eine DVD und keinerlei Bonusmaterial. Bild und Sound sind okay, doch leider liegt die englischsprachige Tonspur nur im Stereo-Format vor.