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Charles Dexter Ward ist ein junger, zurückgezogen lebender Mann, der aufgrund einer ausgeprägten Nervenschwäche in einer Irrenanstalt behandelt wird, aus der er eines Tages entflieht. Ward nistet sich in dem Anwesen seines Ahnen Joseph Curwen ein, der zu Lebzeiten als Hexer und Alchemist verschrien war. Seltsamerweise kann Charles Dinge aus der Vergangenheit vor mehr als 150 Jahren beschreiben, als ob er selbst dabei gewesen sei.
Ein Polizeibeamter befragt den behandelnden Arzt des kränklichen jungen Mannes, der scheinbar an einer besonderen Form der Schizophrenie leidet. War Joseph Curwen tatsächlich mit dunklen Mächten im Bunde? Oder verfügte er nur über ein unglaubliches Wissen, welches ihn befähigte den Tod zu überwinden? Woher rührt die unglaubliche Ähnlichkeit zwischen Charles Dexter Ward und Joseph Curwen?
Eine von Lovecrafts berühmtesten und dichtesten Erzählungen, die stark autobiografische Züge trägt, wurde hier von Lauschrausch meisterlich vertont. Tatsächlich scheint das Medium Hörspiel für die unverfilmbaren Vorlagen des Schriftstellers genau richtig zu sein, wenn sich ein ambitioniertes und motiviertes Label des Stoffes annimmt. Und bei Lauschrausch stimmt indes einfach alles: Fantastische Sprecher, allen voran Simon Jäger als Charles Dexter Ward, ein atmosphärischer überaus klangvoller Soundtrack von Akki Schulz und ein Drehbuch, welches auf grandiose Art und Weise den Stil Lovecrafts wiedergibt, machen das gut 140 Minuten andauernde Hörspiel zu einem Erlebnis aller erster Güte.
Ein großes Lob gebührt Lauschrausch generell für die gute Sprecherwahl, denn das Label griff nicht auf ältere Besetzungslisten zurück. So findet man im Booklet zu "Berge des Wahnsinns" lediglich die Namen Lutz Harder und Christian Rode als einzige Sprecher, die auch in der vorliegenden Produktion mit dabei sind. Damals wie heute macht der vielseitige Mime Rode eine mehr als gute Figur und spricht versiert und engagiert den Part des Inspektors, während Harder als Dr. Willet brilliert.
Joseph Curwen wird glaubhaft und wunderbar fanatisch von Friedrich Georg Beckhaus gesprochen, der unter anderem dem Schauspieler Robert Duvall seine Stimme leiht. Untermalt wird das schaurige Hörstück von realistischen Hintergrundgeräuschen, wie dem Kratzen einer Feder über Papier, wenn bestimmte Passagen in Briefform vorgetragen werden.
Gerd Naumann, Regisseur und Drehbuchautor, hat sich inhaltlich sehr nah an die Vorlage gehalten und die Novelle chronologisch und in ihren unterschiedlichen Erzählstrukturen, wie Briefverkehr, historischer Rückblende und klassischer Romanform, wiedergegeben.
Verehrer des Werkes von H.P. Lovecraft kommen voll auf ihre Kosten. Doch auch die Liebhaber anspruchsvoller und atmosphärisch dichter Gothic-Hörstücke werden diese Doppel-CD zu schätzen wissen. Lediglich einige Passagen ziehen sich für ein Hörspiel ein wenig in die Länge und erfordern eine hohe Konzentrationsfähigkeit seitens des Hörers, um bei der Handlung auf dem Laufenden zu bleiben.
Die Aufmachung ist, wie schon bei "Berge des Wahnsinns", beispielhaft und bietet neben einem sehr kunstvollen und passenden Cover ein umfangreiches Booklet mit mehr als zehn Seiten Hintergrundinformationen. Gerd Naumann kommt ebenso zu Wort wie Drehbuch- und Synchronautor Bodo Traber, der ebenfalls Hörspiele produziert und einen interessanten Abriss über das Leben und Wirken von H.P. Lovecraft verfasste. Akki Schulz plaudert ein wenig über seine fantastische Hörspielmusik, während viele Schwarzweißfotos und eine Auflistung aller beteiligten Personen das Begleitheftchen abrunden.
Fazit:
Mit "Der Fall Charles Dexter Ward" liefert Lauschrausch eine weitere kongeniale Lovecraft-Vertonung ab, die sich sehr dicht an die literarische Vorlage hält. Bis auf einige wenige Längen ist dieses Hörstück durchweg spannend und sehr atmosphärisch, was zum einen an der wirklich genialen Hintergrundmusik liegt, zum anderen aber natürlich auch an den fantastischen, professionellen Sprechern, wie Christian Rode, Lutz Harder, Thomas Danneberg oder auch Eberhard Prüter, um nur einige zu nennen.