Gesamt |
|
Anspruch | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Spannung | |
Alabama, gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Annähernd rechtlose Zustände herrschen unter den verelendeten Landpächtern, der schwelende Konflikt zwischen der Stadt- und der Landbevölkerung wird immer offensichtlicher. In dieser Situation versammelt Tooch Bedsole - Krämer und Nachfolger seines überaus beliebten Cousins Arch, der unter ungeklärten Umständen erschossen wurde - mehrere vom Leben enttäuschte Männer um sich und gründet die Bande "Hell at the Breech". Mit Mord und Erpressung sorgt er im Umkreis für Angst und Schrecken; wer nicht bezahlt, wird kurzerhand niedergeschossen oder aufgehängt. Der Rest schweigt. So bleibt es für den gealterten Sheriff Billy Waite schwierig, die stets vermummten Mitglieder der Bande und ihren Drahtzieher dingfest zu machen. Bald explodiert die Gewalt, und die Stadtbevölkerung ist nicht mehr gewillt, sich das Schauspiel länger anzusehen. Sie schlägt zurück ...
Mit "Die Gefürchteten" hat Tom Franklin einen waschechten Western vorgelegt, packend erzählt und mit einem eindrucksvollen Aufbau, der die Gewalt schon auf den ersten Seiten ankündigt und dann langsam, aber beständig bis zum blutigen Finale steigert. Zu einer wichtigen Figur wird dabei der 19-jährige Mack, aufgewachsen bei einer Hebamme und Einsiedlerin, der von Tooch Bedsole in ein sklavenähnliches Arbeitsverhältnis in seinem Krämerladen gezwungen wird. Der hochsensible, stille Junge, der im ersten Kapitel noch bei der Witwe einen Sack junger Hunde im Fluss ertränken muss, wird später bei einem dilettantischen Überfall zum Mörder von Arch Bedsole und sorgt so für den Zusammenbruch der fragilen Machtstrukturen unter den Landpächtern. Die drückende Last seiner Schuld kann er nicht abschütteln, und so wird er immer tiefer in den Sog der Gewalt hineingezogen - zunächst als stiller Beobachter des Aufstiegs der "Hell at the Brech"-Bande, bald darauf als Mittäter.
Die präzise Beobachtungsgabe des Autors und seine Fähigkeit, die Personen langsam zu entwickeln, verleihen diesem Western einen unerwarteten Tiefgang. Fast liest sich "Die Gefürchteten" wie ein Gleichnis auf Gewalt und Mitläufertum, und das alles bei hoher Spannungsdichte und einer sich rasant steigernden Handlung. Das schreit geradezu nach einer Verfilmung - und zeigt, wie aktuell das Genre Western auch heute noch sein kann.