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Kandinskys Werk ist einzigartig, und auch sein Lebensweg hat fast alles Erdenkliche an Höhen und Tiefen zu bieten. Selbst viele Menschen, die der abstrakten Malerei wenig Interesse entgegenbringen, können sich dem faszinierenden Zusammenspiel von Farben und Formen in Kandinskys Bildern nicht entziehen.
Das vorliegende Buch besteht aus sechs Kapiteln, die sich dem Künstler und seinem Werk aus unterschiedlichen Blickwinkeln annähern. Kandinsky lässt sich, wie die meisten Kunstschaffenden, besser verstehen, wenn man sein Umfeld und seine Biografie kennt.
Im ersten Kapitel wird das München der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert als Kunstmetropole beleuchtet, denn in München begann Kandinsky, damals bereits promovierter Jurist und Nationalökonom, sein Kunststudium. Das sich anschließende Kapitel vollzieht die allmähliche Abkehr der Künstler vom Gegenständlichen nach, die sich in Kandinskys Werk besonders deutlich widerspiegelt. Danach befasst sich der Autor mit dem für Kandinskys Arbeit so wichtigen Zusammenspiel zwischen Farben und Formen.
Selbstverständlich enthält das Buch auch ein biografisches Kapitel, das sehr gut aufzeigt, wie der Russe Kandinsky in Deutschland zunächst Fuß fasste, dann in seine Heimat zurückkehrte, wo seine Arbeit jedoch bald mit den Vorgaben durch die sowjetischen Verantwortlichen kollidierte, und schließlich erneut nach Deutschland kam, diesmal zum Bauhaus. Das Dritte Reich entwurzelte ihn erneut; Kandinsky beendete sein Leben in Frankreich. Der Autor stellt in diesem Abschnitt zudem Kandinskys Bedeutung als Lehrer heraus.
Berühmt wurde die Liebesbeziehung zwischen dem Künstler und der Malerin Gabriele Münter. Die Frauen in Kandinskys Leben und ihre Bedeutung für dessen künstlerische Entwicklung sind Gegenstand eines weiteren Kapitels. Der letzte Abschnitt schließlich ist betitelt "Heute - Kandinsky und die Folgen"; es geht darin um die Künstler, die sich von Kandinsky inspirieren ließen, und um von ihm stammende Impulse, die man in jüngeren Kunstwerken entdecken kann.
In der vorderen Umschlagklappe findet der Leser einen Zeitstreifen mit wichtigen Ereignissen sowohl aus Kandinskys Leben als auch, parallel dazu, aus der Weltgeschichte. Die hintere Umschlagklappe präsentiert anhand einiger zentraler Kunstwerke die Epochen im Schaffen des Künstlers.
Jedes Kapitel wird von einem zum Thema passenden Ausspruch Kandinskys oder einer anderen namhaften Persönlichkeit sowie von einer Doppelseite mit "Spots" eingeleitet - kurzen Erläuterungen zu einigen themenrelevanten Schlagwörtern. So lernt der Leser im ersten Kapitel die Münchner Künstlerkreise, etwa die Secession, die von den französischen Impressionisten übernommene Freiluftmalerei, das Künstlerviertel Schwabing, den Jugendstil und die Auseinandersetzung nonkonformistischer Künstler wie Wilhelm Leibl, Lovis Corinth und Max Liebermann mit den Konservativen kennen, allen voran Karl Theodor von Piloty und Franz von Lenbach.
Die eigentlichen Kapiteltexte sind sehr anschaulich und informativ verfasst. Sensibel geht der Autor auf die unterschiedlichen Aspekten von Kandinskys Leben und Wirken ein und berücksichtigt dabei zahlreiche Einflüsse durch andere Künstler und Künstlergruppen, wobei seine Muse und mehrjährige Geliebte Gabriele Münter eine wichtige Rolle spielt, sowie durch den politischen und kulturellen Wandel in Kandinskys "Heimaten". Auch die Bedeutung Russlands und die inspirierende Wirkung der russischen Kunsttradition für das Werk des Kosmopoliten werden sorgfältig herausgearbeitet.
Schritt für Schritt kann man anhand des Buchs Kandinskys künstlerische Entwicklung von den impressionistischen Anfängen bis hin zur totalen Abstraktion - wiewohl der Maler selbst diese als konkrete Kunst bezeichnete - verfolgen und begreifen. Der Leser erfährt, wofür die von Kandinsky eingesetzten Formen und Farben stehen, der spitze Winkel etwa für Aktivität, Gelb ebenfalls, Rot entspricht bei Kandinsky erstaunlicherweise eher Kühle und Passivität.
Zahlreiche Werke von Kandinsky, hin und wieder auch Gemälde von anderen Künstlern, an denen sich Kandinsky orientierte, oder die für einen Abschnitt der Kunstgeschichte stehen, illustrieren den Text. Lebendige Bildunterschriften geben weitere Informationen. Leider sind nicht alle im Kapiteltext beschriebenen und interpretierten Bilder als Abbildungen textnah zu finden.
Außer mit Kunstwerken ist das Buch auch mit vielen Fotografien illustriert, wodurch man einen so abwechslungsreichen wie tiefen Einblick in Kandinskys Umfeld und Wirkungskreis erhält.
Das Buch bietet gleichermaßen unterhaltsame und informative Lektüre für Kunstfreunde und ist auch für den Gebrauch in der Schule zu empfehlen.