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Hierzulande ist Mercedes Lackey - von einigen eingeschworenen Fans einmal abgesehen - eher unbekannt. In ihrer Heimat Amerika ist sie - ein ehemaliger Schützling von Marion Zimmer Bradley - zu einer äußerst produktiven Bestseller-Queen avanciert.
Neben ihren Romanen um das magische Königreich Valdemar weiß Lackey offensichtlich vor allem Märchen-Interpretationen zu schätzen. Neben ein paar für sich stehenden Romanen und ihrer Reihe "Tales of the Fivehundred Kingdoms hat sie mit den "Elemental Masters einen Zykus geschaffen, der altbekannte Märchen aus dem nebulösen "Es war einmal-Zeitalter ins viktorianische England versetzt.
Obwohl es sich bei "The Gates of Sleep um den dritten Band der "Elemental Masters handelt, steht der Roman - wie übrigens auch die anderen - für sich.
Diesmal ist der Klassiker "Dornröschen an der Reihe.
Die signifikanten Handlungspunkte aus dem Märchen - wie etwa die Tauffeierlichkeiten - werden im Roman aufgegriffen, jedoch völlig neu interpretiert. Eine kleine Gruppe befreundeter Elementarmagier wohnt der Feier bei, die das Ehepaar Rosewood zu Ehren der Geburt ihrer kleinen Tochter Marina (Dornröschen) gibt. Natürlich lassen es sich die Freunde nicht nehmen, der Neugeborenen magische Segenswünsche zu sprechen. Die Idylle des Tauffestes wird jedoch gestört, als aus heiterem Himmel die Schwester des frischgebackenen Vaters auftaucht und das kleine Mädchen mit einem Todesfluch belegt. Damit wird eine Handlung in Gang gesetzt, die Lackey gleichsam mit traditionellen Mustern wie auch neuen Einfällen ausschmückt
Das funktioniert auch zunächst sehr gut. Die erste Hälfte des Romans liest sich flüssig und originell. Das Magiesystem der "Elemental Masters ist nicht uninteressant, das relativ neuzeitliche Setting, in das die Geschichte verlegt ist, bietet einen sehr stimmungsvollen und frischen Background für einen Fantasy-Roman beziehungsweise eine Märcheninterpretation.
Die Idee, die Hauptfigur Marina zu einer Wassermagierin zu machen und sie auf einem Cottage auf dem Land großwerden zu lassen - geschützt von einer verschrobenen Gesellschaft, bestehend aus mehreren Magiern - wirkt sehr nett.
Als dann kurz vor ihrem 18. Geburtstag ihre Tante Arachne (Lackeys Version der 13. Fee) als offizielle Erziehungsberechtigte Marinas auftaucht und diese mit sich nimmt, liest sich das zwar auch noch packend, von diesem Zeitpunkt an verliert die Erzählung allerdings zunehmend an Fahrt und Spannung.
Lackey führt den Leser durch eine Reihe etwas bemühter Ereignisse, die nur noch bedingt begeistern, und beendet ihre Erzählung irgendwie spontan in einem konstruierten Finale, welches zwar auch auf einem weiteren bekannten Sagen- beziehungsweise Märchenmotiv beruht, aber sehr uninspiriert daher kommt.
Gerade das letzte Drittel des Romans wirkt so ausschlaggebend enttäuschend, dass man trotz vielversprechender Anfänge leider nicht umhin kann, insgesamt einem interessierten Leser zu raten, nach einem anderen Lackey- oder Fantasymärchenroman zu greifen
oder aber es doch mit "The Gates of Sleep zu versuchen, die Atmosphäre des viktorianischen Englands zu genießen und, was den Handlungsaufbau angeht, nicht zu viel zu erwarten.