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Fremdsprachen faszinieren umso mehr, wenn sie auch in einer anderen Schrift geschrieben sind. Die japanische Sprache bildet hier keine Ausnahme. Schon immer wurde die Phantasie der Menschen beflügelt, wenn sie die seltsamen Zeichen sahen, die für sie unverständlich waren. Doch wie ist die japanische Schrift eigentlich entstanden und was bedeutet sie für die Menschen? Dies sind Fragen, die Gabriele Mandel in ihrem Buch beantwortet.
Nach einem Vorwort von Isao Hosoe beginnt die Einführung, die in drei Kapitel unterteilt wurde. Zum einen ist die Geschichte der japanischen Schrift sehr mit der chinesischen Schrift verbunden, weshalb die Autorin zuerst die Geschichte der chinesischen Schriftzeichen erklärt.
Im Anschluss daran findet sich die Entwicklung der japanischen Schrift - nachdem zuerst die Hanzi, die chinesischen Zeichen, übernommen wurden, entwickelten die Japaner die Schrift weiter und passten sie auch den Gegebenheiten der japanischen Sprache an.
Zuletzt gibt die Autorin einen Überblick über den Einfluss der japanischen Schrift auf die europäische Kultur.
Es folgen die Übersichtstafeln aller Hiragana- und Katakana-Zeichen, der Zahlen - es gibt eine chinesische und eine japanische Sprechweise - sowie der Radikale. Danach folgt der größte Teil des Buches: die ausführliche Darstellung der beiden Silbenalphabete. Dabei folgt die Autorin der Reihenfolge des traditionellen
iroha-Gedichtes. Ein Zeichen wird dabei auf je einer Doppelseite präsentiert: Links findet sich das Hiragana-Zeichen, rechts das entsprechende Katakana. Das eigentliche Zeichen ist groß auf der oberen Hälfte abgedruckt; darunter sieht man, wie es geschrieben wird, also die konkrete Strichfolge. Gibt es den Laut auch in einer getrübten oder halb-getrübten Form, so wird diese ebenfalls beschrieben.
Da sich die Hiragana und Katakana ehemals aus Hanzi, also "echten" Schriftzeichen, entwickelt haben, gibt die Autorin für jedes Zeichen ebenfalls das Hanzi beziehungsweise Kanji, wie die japanische Schriftzeichen genannt werden, an, aus dem das Zeichen vermutlich entstanden ist.
Darunter findet man dann noch einige Varianten des Zeichens in verschiedenen Schriftarten.
Nach dem Alphabet gibt es noch eine Kurzeinführung in die japanische Sprache, geschrieben von Rebecca Sabine Nikolaus. Darin geht sie auf einige Besonderheiten der Sprache, wie etwa den Einfluss der Gesellschaftsform und die Sprachökonomie, ein.
Um es vorweg zu sagen: Dieses Buch ist weder Fisch noch Fleisch. Für Leser, die schon etwas Japanisch können, ist es uninteressant; sie lernen nichts Neues hinzu. Auch ein Einstieg in die Schrift kann es nicht sein, dazu wird zu wenig erklärt. Ein Lehrbuch will und kann es nicht sein. Doch was bleibt? Ein recht unausgegorener Eindruck. Die eigentliche Geschichte der Schrift ist schnell abgehandelt. Die ersten Übersichtstafeln der Alphabete machen stutzig - wirklich jedes Zeichen wird hier angegeben, auch die getrübten und gebrochenen Laute. Ohne diese Tafeln hätte man gut leben können. Die verschiedene Aussprache der Zahlen ist zwar interessant, kann das Buch aber nicht retten.
Vor allem aber die Radikale enttäuschen. Es wird erwähnt, dass die Radikale eine Bedeutung haben, wie etwa Mund oder Bambus, doch diese wird nicht in der Aufzählung angegeben. Schade, damit hätte man punkten können.
Das Alphabet selbst verwirrt. Wurde doch kurz zuvor erwähnt, dass die traditionelle Reihenfolge des
iroha zugunsten einer "logischeren", zumindest aus westlicher Sicht einfacheren aufgegeben wurde, wird ausgerechnet das
iroha verwendet. Dadurch muss man, will man ein bestimmtes Zeichen finden, immer wieder nachschlagen, wo es sich befindet. Die Ausführungen selbst sind auch wieder mittelmäßig. Es findet sich nichts, was man nicht auch in jedem Lehrbuch lesen kann. Zudem hätte man sich die Bedeutung des Ursprungskanjis gewünscht sowie eine Erklärung, warum gerade dieses ausgewählt wurde.
Die Einführung von Nikolaus verwirrt vollends. Eine Einführung kann man das schon nicht mehr nennen; vielmehr wurden einige spezielle Phänomene herausgepickt. Für den schlicht Interessierten ist das schon fast zu viel, für den Leser, der etwas Japanisch gelernt hat, bringt es nichts Neues.
Dieses Buch hätte sehr gut sein können, doch viele Gelegenheiten wurden vertan. Es bleibt ein fader Beigeschmack - richtig empfehlen kann man das Buch eigentlich niemanden, allerdings ist es auch nicht wirklich schlecht, sondern nur hinter seinen Möglichkeiten weit zurückgeblieben. Mittelmaß, leider.