Ludlow flüchtet aus der Stadt, nachdem seine Eltern seine Zähne verkaufen wollten. Er wusste schon immer, dass sie Diebe und Trunkenbolde sind, aber dass sie so weit gehen würden und seine gesunden Zähne für ein wenig Geld einem so genannten Doktor anbieten würden, der sie dann reichen Leuten einpflanzen könnte, hätte er nicht gedacht. Nach einer hektischen Flucht gelingt es ihm, sich an einer Kutsche festzuklammern, die aus der Stadt hinaus fährt. So kommt er in das abgelegene Dorf Pagus Parvus, in dem eine ganz neue Welt auf ihn wartet.

Er wird von einen seltsamen Mann aufgenommen, der sich am gleichen Tag wie er in dieses Dorf begeben hat. Joe Zabbidou ist Pfandleiher und macht dort seinen neuen Laden auf. Ludlow ist erst hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, auch ihn zu bestehlen oder sein Angebot, bei ihm zu arbeiten, anzunehmen, doch schließlich entscheidet er sich dafür, bei ihm zu bleiben und ihm zu vertrauen. Joes Ankunft wird im Dorf mit Freuden aufgenommen. Besonders, dass er vor Jeremiah Ratchet, dem Geschäftsmann von Pagus Parvus, nicht reißaus nimmt, beeindruckt die Bewohner sehr.

Ludlow merkt schnell, dass Joe kein normaler Pfandleiher ist. Er nimmt den Menschen nicht nur jeden Plunder ab und zahlt ihnen Geld dafür, er sammelt etwas ganz Besonderes. Nachts, um Schlag Mitternacht, kommen Leute zu ihm, die er am Tag zuvor angesprochen hat, und erzählen ihm ihre Geheimnisse. Und Ludlows Aufgabe ist es, diese in ein schwarzes, ledernes Buch zu schreiben. Nach und nach erfahren die beiden so, wie es um das Dorf steht. Jeder hat etwas zu verbergen, die einen einen eher harmlosen kleinen Diebstahl, die anderen sogar einen Mord. Gemein haben die Bewohner ihren Hass zu Jeremiah Ratchet, der sie alle durch Erpressungen fest im Griff hat. Doch welche Rolle spielt der Geheimnis-Pfandleiher in dieser Sache? Kann er den Leuten helfen?

"Das Schwarze Buch der Geheimnisse" ist ein ungewöhnlicher Jugendkrimi aus der Feder von F. E. Higgins’. Vorrangig geht es um das Dorf Pagus Parvus, die Menschen, die dort wohnen und ihre Art, mit Problemen umzugehen. Nahe gebracht werden sie dem Leser durch die Erlebnisse des jungen Ludlow und Joe Zabbidous. Die Idee des Geheimnis-Pfandleihers ist gut erdacht, allerdings fehlt es der Rolle an Aktivität. Die Aufgabe von Joes Figur besteht hauptsächlich darin, einfach da zu sein und sich die Geheimnisse anzuhören. Ihn umgibt keine wirklich geheimnisvolle Aura,wie man es von einem solchen Charakter erwarten würde, im Gegenteil - er ist einfach ein netter Kerl, der seinen Job macht und freundlich zu einem Straßenjungen ist. Ludlow ist da schon interessanter, allerdings fehlt es auch ihm an Tiefe. Er fragt sich zwar, was hinter dem Sammeln der Geheimnisse steckt, wird selbst in der Geschichte aber kaum aktiv.

Interessant ist eigentlich nur, wie sich die Geschehnisse im Dorf entwickeln. Dadurch, dass die Bewohner darüber reden können, was sie belastet, entwickeln sie neues Selbstvertrauen und es geraten Dinge ins Rollen, die sonst vielleicht nie passiert wären. Alles läuft ganz klar darauf hinaus, dass sie sich dem Tyrannen Jeremiah Ratchet stellen müssen.

Mal wird die Geschichte aus Ludlows Sicht erzählt, mal kommt ein neutraler Erzähler zu Wort und mal kann man Auszüge aus dem "Schwarzen Buch der Geheimnisse" selbst lesen. Diese Mischung ist zwar originell, allerdings fällt der Wechsel oft etwas schwer.

Gelungen ist der Schreibstil des Autors. Higgins hat eine Art zu schreiben, von der junge Leser schnell angesprochen werden und die sie in ihren Bann ziehen wird. Auch optisch ist der Roman schön gestaltet. Den Schutzumschlag ziert ein verschnörkeltes, schwarzes Muster, das gut zum Buch passt und einige wichtige Elemente zeigt, die in der Geschichte vorkommen. Doch auch das Buch selbst ist mit einem Titelbild versehen, was besonders bei Jungendbüchern Sinn macht, bei denen Umschläge durchaus zu leiden haben oder auch schon mal verschwinden.

Fazit: "Das Schwarze Buch der Geheimnisse" weiß seine Leser nur bedingt zu überzeugen. Die Geschichte ist sehr gut erdacht, allerdings fehlt es ihr und den Charakteren an der nötigen Tiefe.