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Steve Leibermann und drei seiner Arbeitskollegen befinden sich auf der Heimfahrt von der Arbeit, als sie eine gewaltige Explosion wahrnehmen und ein Geräusch wie das Trompeten einer riesigen Posaune. Hunderte von Autos geraten in einen Massenunfall und in dem allgemeinen Chaos fällt erst relativ spät auf, dass mehrere Menschen von einem Augenblick zum anderen spurlos verschwanden. So auch Steves Kollege Craig. Hector der Fahrer stirbt bei dem Unfall, so dass sich Steve und Charlie allein auf den langen Weg nach Hause machen. Steve hat nur einen Wunsch: seine Frau Terrie wiederzusehen. Der merkwürdige Vorfall scheint sich nämlich auf das ganze Land, wenn nicht die ganze Welt ausgewirkt zu haben. Die Handynetze sind zusammengebrochen und Anarchie ist ausgebrochen. Jeder kämpft ums Überleben. Den beiden Kollegen schließt sich der Bauarbeiter Frank an. Gemeinsam machen sich die drei Männer auf den Weg in das Ungewisse ...
Mit Brian Keene hat der Otherworld-Verlag einen Autor an der Hand, der nicht zu Unrecht als neuer Stern am Horror-Himmel gefeiert wird. Mit seinen umfangreichen Büchern "Die Wurmgötter" und "Im Reich der Siqqusim" bildet die vorliegende Novelle das bislang kürzeste Werk des Schriftstellers. Auf gerade mal 152 Seiten entwirft Keene ein Horrorszenario ohnegleichen und schafft eine gelungene Endzeitstimmung, die auch ohne menschenfressende Zombies wunderbar eindringlich und atmosphärisch ist. Die Charaktere wurden sehr real dargestellt und die Schilderung aus der Perspektive Steve Leibermanns hilft dem Leser, sich besser in das düstere Geschehen hineinzudenken. Ebenso wie Leibermann wird auch dem Leser suggeriert, dass am Ende alles gut werden könnte, die Hoffnung bleibt bis zum Schluss erhalten, obwohl die Geschichte durchzogen ist von einem immerwährenden Schleier der Trostlosigkeit und der bangen Erwartung, ob Leibermanns Frau noch lebt oder bereits tot oder verschwunden ist. Zugleich hat sich der Autor die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mit den Arschlöchern des täglichen Lebens abzurechnen und sie literarisch mal richtig zur Ader zu lassen. Der christlich-religiöse Plot der Story ist hingegen Geschmackssache, man muss sich schon zum Ende hin bewusst machen, dass man keine Werbebroschüre der Kirche in Händen hält. Hier liegt das einzige Manko dieser rasanten Achterbahnfahrt zwischen Hoffen und Verzweifeln. Die zuerst als Kurzgeschichte konzipierte Story hätte weitaus besser funktioniert, wenn die Ursache für das Verschwinden der Menschen und dem Ausbrechen der Anarchie im Dunkeln geblieben wäre.
Eine kleine Entschädigung für den wirklich sehr kurzen Roman ist das ausführliche Vorwort des Horror-Experten John Skipp, der sich unter anderem mit der Anthologie "Book of the Dead" (zu deutsch "Das große Horror-Lesebuch", erschienen im Goldmann-Verlag) einen Namen machte, das er gemeinsam mit Graig Spector herausbrachte.
Wie immer glänzt der Otherworld-Verlag mit einer ansprechenden Aufmachung und hochwertigem Papier. Ein Glossar der handelnden Personen erleichtert das schnelle Nachschlagen, wer welche Rolle spielt, und ein ausführliches Autorenportrait ist mittlerweile aus den Büchern des Verlags nicht mehr wegzudenken. Die große Schrift ist zur Abwechslung mal ganz angenehm für die Augen, nur der hohe Preis wirkt abschreckend und ist unangemessen hoch für diese Geschichte in Heftromanlänge.
Fazit:
Düsteres und spannend geschriebenes Endzeitszenario mit glaubhaften Charakteren. Einzig das Ende der Geschichte ist etwas zu religiös ausgefallen. Leider ist das Büchlein mit 8,95 Euro zu teuer für die 160 Seiten. Allerdings bietet das Buch eine kurzweilige Lektüre und lässt sich binnen zweier Stunden wunderbar flott durchlesen.