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Geheimbünde haben die Menschen schon immer angezogen. Die Geheimhaltung von Wissen, Riten, die potenzielle Gefahr, die von ihnen ausgeht, haben die Phantasie der Menschen beflügelt.
Marco Frenschkowski befasst sich in seinem Buch mit einer kulturgeschichtlichen Analyse verschiedener Geheimbünde. Welche Stellung hatten sie in ihrer jeweiligen Blütezeit? Waren sie schon immer als potenzielle Feinde angesehen? Wie hat sich die Einstellung zu ihnen im Laufe der Zeit geändert? Das sind Fragen, die hier beantwortet werden.
250 Seiten sind nicht viel Platz, daher beschränkt sich Frenschkowski auf die wichtigsten Phänomene. Dabei geht es ihm weniger darum, möglichst viele verschiedene Geheimbünde aufzuzeigen und zu beschreiben; vielmehr sind es die kulturellen Begleiterscheinungen, die für ihn von Interesse sind.
Er beginnt mit einer Typologie der Geheimbünde, die davon abhängt, ob und wie viel arkanes, das heißt geheimes Wissen dem Bund zugeschrieben wird, und auch ob sie überhaupt wahr oder erfunden sind. Es geht weiter mit Bünden in archaischen Gesellschaften, gefolgt von den antiken Mysterien (auch eine Art von Geheimbund, bei der es um die Anbetung verschiedener Götter ging).
Es folgt das Mittelalter mit seinen verschiedenen wahren und auch erfundenen Geheimbünden; direkt im Anschluss geht es um die Erfindung der "Antireligion" des Satanismus und von Hexensekten im Mittelalter.
Während Geheimbünden oft kriminelle Machenschaften unterstellt werden, gibt es auch die Gruppe der idealen Bünde, die eine Besserung der Gesellschaft herbeizuführen versuchen. Hier finden die Rosenkreuzer Erwähnung. Natürlich dürfen in einer Aufzählung wie dieser auch die Freimaurer nicht fehlen, ebenso wenig wie der Illuminatenorden.
Im 18. und 19. Jahrhundert gab es dann eine Reihe von Skandalen, die dafür sorgten, dass das Ansehen der Geheimbünde in Angst vor ihnen umschlug. Im Anschluss daran findet die Thuggee, die Mördersekte, Erwähnung.
Weitere Kapitel beschäftigen sich mit dem Hermetic Order of the Golden Dawn, dem Ku Klux Klan, rechtsradikalen Bünden ebenso wie den verschiedenen Formen der Mafia, politischen Bünden nach dem Zweiten Weltkrieg, den Jesuiten und anderen religiösen Gemeinschaften wie etwa Scientology.
Nach der Schlussbetrachtung findet man noch drei Quellentexte im Anhang.
Wie man bereits an der Inhaltsangabe erkennt, bespricht Frenschkowski eine Vielzahl unterschiedlicher Phänomene. Die eigentlichen Kapitel sind sehr kurz, doch jedes Unterkapitel verfügt über seine eigene Literaturliste. Dies macht es einfach, mehr über bestimmte Gruppen zu erfahren.
Frenschkowski hat von sich aus nur den Anspruch, eine Einführung sein zu wollen; anders ist es bei einem solch beschränkten Platz nicht möglich. Besonders Gruppen, über die noch nicht so viel geschrieben wurde, liegen in seinem Interessenbereich; die Freimaurer, über die es eine Unmenge von Büchern gibt, sind der Vollständigkeit halber erwähnt, allerdings nicht sehr ausführlich.
Das Buch ist in einem wissenschaftlichen Stil geschrieben, der jedoch auch für Laien verständlich ist. Hier wirkt sich die Kürze der Kapitel als Vorteil aus, denn bei all diesem Material wären zu lange Kapitel belastend geworden.
Neben weiteren wissenschaftlichen und anderen Quelltexten findet sich auch eine Reihe von Verweisen auf Belletristik oder auf Filme, was den Text merklich auflockert.
Herausgekommen ist bei alldem ein gutes, solides Buch, das die Basis für weitere Lektüren bilden kann. Vor allem die Darstellung des Ansehens der verschiedenen Gruppierungen zu verschiedenen Zeiten ist interessant; oft genügten einige wenige Anlässe, um die Gefühle der Menschen umschlagen zu lassen. Ein Einblick in die Kulturgeschichte, der dem interessierten Leser viel Freude bereiten wird.