Mit weißem Garn auf weißem Tuch zu sticken, bedeute, so die Autorin im Vorwort, mit Licht zu arbeiten. Die Stoffe sind dicht gewebt, je nach Verwendungszweck wird beispielsweise auf Batist, Stramin, Damast oder Halbleinen gestickt. Auch das Garn ist nicht einfach weiß, sondern bietet je nach Zwirnung der Fäden eine flache, runde, matte oder glänzende Optik.

Die Weißstickerei ist zeitlos und in ihrer Schlichtheit von überaus zarter Schönheit und Eleganz. Die Textildesignerin Marie-Noëlle Bayard, deren Spezialfach die Handstickerei ist, versammelt in ihrem Buch zur Weißstickerei dreißig Projekte zum Nacharbeiten. Das Repertoire zeigt die Stickereien vor allem in klassischen Anwendungsgebieten: Tischdecken und Überzüge für Kissen und Betten werden hier bearbeitet. Aber auch ein Lampenschirm, Gardinenstores oder eine Schürze werden bestickt. Die Projekte beschränken sich dabei nicht auf die jeweils vorgestellten Stickereien, sondern umfassen das Produkt insgesamt, sodass nicht nur die Art des Stoffes und des Garns sowie die Größe der Sticknadeln angegeben werden, sondern auch die Größe des Produkts auf das gestickt und das selbst genäht wird. Im Vordergrund stehen aber natürlich die Stickereien, deren Muster meist in Originalgröße im Buch abgedruckt sind. Sie müssen also nur auf den Stoff kopiert werden, um sie exakt nachzuarbeiten. Sich an die Vorgaben zu halten ist natürlich nicht zwingend notwendig, man kann sich stattdessen auch nur inspirieren lassen oder die Muster variieren.

Ungewöhnlich ist die Aufmachung und Aufteilung des Buches. Meist wird in Büchern zu Handwerkskünsten zu Beginn in die nötigen Materialien eingeführt, Bayard dagegen beginnt direkt mit ihren Projekten. An deren Vorstellung schließt sich die Beschreibung der verwendeten Stickstiche an, die bei den verschiedenen Projekten Verwendung gefunden haben. Anfänger können hier also nachsehen, wenn sie die verwendeten Stickstiche nicht kennen. Nach den Stickstichen findet sich eine Liste mit Tipps und Tricks, die Informationen aufführt zum Übertragen der Muster, Allgemeines zu den Stichen in der Weißstickerei, Pflegehinweise sowie verschiedene Stoffe, Garne und Nadeln.

Wie vom Haupt Verlag gewohnt ist das Buch sehr schön aufgemacht, was sowohl den Einband als auch das Innenleben des Buches betrifft. Es enthält sowohl klassische als auch eher moderne Muster zum Nachsticken und zur Inspiration. Die Muster sind durchweg überzeugend, keines der Muster ist wirklich hässlich oder unbrauchbar, jedes kann in der einen oder anderen Form Verwendung finden. Mag sein, dass die Stickstiche nicht auf die geschickteste Art und Weise beschrieben worden sind, sie sind jedoch allesamt nach einer kurzen Einlesezeit verständlich und damit für Anfänger, vor allem dank der schematischen Zeichnungen, nachzuvollziehen. Die Auflistung der Tipps und Tricks ist angenehm kurz und zugleich ausreichend informativ.

Das Buch ist mit seinen dreißig Projekten und vorgestellten Mustern sowohl für Anfänger als auch für fortgeschrittene Stickerinnen interessant. Jeder, der auf der Suche nach Ideen ist, sollte hier mal reinschauen, denn jedes Muster hat seinen eigenen Reiz. Bayard gelingt es, die Schönheit und Eleganz der Weißstickerei einzufangen und die Faszination an den Leser weiterzugeben.