Das zweite Abenteuer von Miles und Little führt die beiden zunächst in die bunte Welt des Zirkus: Nach den spannenden und dramatischen Ereignissen aus "Das gestohlene Lachen" werden Miles, der Waisenjunge, und Little, die ein Liedengel ist, im Zirkus "Bolsillo" aufgenommen, der nichts mehr von dem schaurigen Zirkus Obscuro hat, der er unter der Leitung des grausamen Direktors Cortado einst war.
Nun ziehen die Kinder gemeinsam mit den schrägen Bolsillo-Brüdern und vielen weiteren Gestalten umher und führen ein echtes Zirkusleben. Doch Miles wird bald von seiner Vergangenheit eingeholt: Er würde zu gerne wissen, was aus seinem Vater und seiner Mutter wurde, doch die Zirkusleute hüllen sich meist in Schweigen. Nur der etwas unheimliche Dr. Tau-Tau, der wahrsagen kann oder es zumindest behauptet, scheint etwas über Miles’ Eltern zu wissen. Er führt Miles zu einem sonderbaren Ort unter der Erde, wo der Junge das Volk der Firbolg - kleine, wilde, behaarte Geschöpfe - kennen lernt. Die Firbolg glauben, dass Miles das "Ei des Tigers" besitzt und wollen ihm kurzerhand den Bauch aufschneiden, weil sie glauben, er hätte das Ei verschluckt. Doch Miles hat noch nie etwas davon gehört, und außerdem legen Tiger doch gar keine Eier? Auf der Spur des Tigereis werden viele Geheimnisse gelüftet und gleichzeitig immer neue aufgeworfen: Was hat Dr. Tau-Tau mit der ganzen Sache zu tun? Warum wollen die Firbolg das Ei des Tigers?
Im Laufe dieses Abenteuers geraten Miles und Little wieder einmal in höchste Gefahr, denn der große Cortado hat seinen letzten Auftritt noch nicht gehabt und heftet sich an Miles’ Fersen …

Auch der zweite Teil der "Abenteuer von Miles und Little" aus der Feder von Jon Berkeley ist fantasievoll, bezaubernd und voller hübscher Einfälle. Das zweite Abenteuer der beiden ist weniger düster als die Geschehnisse, die sich rund um den Palast des Lachens zutrugen. Hier werden außerdem eine ganze Menge Geheimnisse gelüftet, die im ersten Teil der Geschichte aufgeworfen wurden: Der Leser erfährt zum Beispiel, was mit dem bösartigen Zero auf sich hat. Und auch Mandarine, Miles’ geliebter Stoffbär, den Little lebendig gemacht hat, birgt ein überraschendes Geheimnis …
Berkeley hat beim Schreiben ein glückliches Händchen und schildert mit Leichtigkeit und Spannung das bunte Zirkusleben, den Besuch bei dem merkwürdigen Volk der Firbolg und die vielen Verwicklungen um Miles’ Vergangenheit. Besonders die Dialoge sind ihm sehr gut gelungen und teilweise unvergleichlich komisch. Dafür sorgen vor allem die drei Bolsillo-Brüder, die sich im irrwitzigen Tempo die Bälle zuspielen und alles und jeden kommentieren, und der alte Bolzenglas von Arabien, mit dem es in diesem Band zum Glück ein Wiedersehen gibt, denn er hat wunderbare und unheimliche Geschichten zu erzählen. Auch der Tiger taucht natürlich wieder auf und reizt den Leser mit seinen trockenen Kommentaren zum Schmunzeln.

Trotz des Humors ist "Die 212 Könige" aber vor allem spannend und abenteuerlich; am Ende wird es sogar richtig gefährlich für Miles und Little, so dass kleine Leser mit angehaltenem Atem Seite um Seite umblättern werden.
Wer den ersten Band, "Das gestohlene Lachen", nicht kennt, der dürfte allerdings Schwierigkeiten haben, alles zu verstehen. Es ist daher auf jeden Fall empfehlenswert, zunächst das erste Buch zu lesen.
Das Ende der Geschichte wirft nach einem grandiosen Finale erneut viele Fragen auf und verheißt neue, spannende Abenteuer - es bleibt also nur, den dritten Teil der "Wednesday-Tales", so der englische Titel der Serie, zu erwarten.