Wüsten sind die lebensfeindlichsten Gebiete der Erde. Vor allem die extreme Trockenheit macht Pflanzen, Tieren und Menschen das Leben schwer bis unmöglich. Zugleich strahlen die Trockengebiete der Welt auch eine faszinierende, karge Schönheit aus, die sich beispielsweise in endlos erscheinenden Ebenen oder bizarren Felsformationen ausdrückt. Michael Martin bereist und fotografiert seit Jahrzehnten die trockensten Landstriche aller Kontinente - und trifft dabei auch die Menschen, die trotz der schwierigen Bedingungen in den betreffenden Gebieten leben. Die Bilder und Texte, die auf Martins Reisen entstanden, füllen nun ein Buch, das sich über ein ganzes Jahr erstreckt: "Die Wüsten der Erde - 365 Tage".

In dem vorliegenden Bildband sind Fotografien aus Nord- und Südamerika, Australien, Afrika, Asien und - vielleicht überraschenderweise - auch aus Europa zu finden. Sie dokumentieren viele Landschaftsformen, die an die Trockenheit angepasste Tier- und Pflanzenwelt, aber auch das Leben der Menschen in den von Wassermangel gezeichneten Räumen. Die 365 Aufnahmen sind mit aufschlussreichen Erklärungstexten versehen, die die Motive erläutern und Hintergründe zur Entstehung der Fotos liefern. Das Buch ist 2006 zum offiziellen Begleitbuch des UNO-Jahres der Wüsten und Wüstenbildung erklärt worden, das von der UNCCD (United Nations Convention to Combat Desertification) ausgerufen worden war.

Wer beim Begriff Wüste nur an große, aneinandergereihte Sanddünen denkt, verkennt die Vielfalt und die Ausmaße, die hinter dem Ausdruck stehen - und hat mit Sicherheit noch nicht Michael Martins Buch "Die Wüsten der Erde - 365 Tage" in den Händen gehalten. Hierin zeigt der Fotograf eindrucksvoll die große Bandbreite an natürlichen Formen und menschlichen Lebenssituationen auf, die mit den Trockengebieten der Erde zusammenhängen. Viel wichtiger noch ist die Erkenntnis, dass die Wüsten wachsen und jedes Jahr mehr Fläche einnehmen. Auch dies bebildert Martin in dem wuchtigen Bildband, der vollkommen zu recht zum Begleitbuch des Jahres der Wüsten und Wüstenbildung erklärt wurde. Fotografisch ausgezeichnet, wissenschaftlich versiert und vor allem umfassend und vielfältig zeigt das Buch, wie interessant die Wüsten der Erde im Überblick erscheinen. Die Landschaftsaufnahmen beweisen Martins Gespür für Perspektiven, während die ausdrucksstarken Porträts vieler verschiedener Menschen sein Talent für den richtigen Moment und die treffende Inszenierung unterstreichen. Zusammen genommen ergeben die 365 Motive ein Buch, das den Leser die Wüsten der Erde mit anderen Augen sehen lassen wird. Es ist kein Werk, das an einem Tag verschlungen werden kann. Es ist ein Meisterstück, das Zeit braucht und verdient - vielleicht ein Jahr, in dem man sich jeden Tag ein neues Bild vor Augen führen kann, das ganz anders ist als das davor und sich auch wieder unterscheidet von dem, das danach folgen wird. Darin gibt es viel Schönes zu sehen, aber auch traurige menschliche Schicksale zu erleben, so dass in "Die Wüsten der Erde - 365 Tage" keineswegs ein einseitiges, beschönigendes Bild gezeichnet wird. Vielmehr lebt das Buch von seinen Kontrasten, die Martin durch seine fotografische Kunstfertigkeit in Bilder zu fassen fähig ist.

Fazit: Ein großes, wichtiges und bezaubernd schönes Werk, das durch wundervolle Fotos und differenzierte Kommentare überzeugt - uneingeschränkt empfehlenswert!