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 Turok


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie
Ton


Die Dinosaurier sind tot. Lang leben die Dinosaurier!

Die ferne Zukunft - Menschen reisen längst durch das Universum, terraformen und besiedeln neue Planeten. Vermutlich war es einer dieser frühen Siedler, der versehentlich ein Saurierei auf der Dschungelwelt vergaß, auf der Joseph Turoks Abenteuer beginnt. Der Indianer legt nämlich bei dem Unterfangen, zusammen mit einem kompletten Einsatzkommando einen Kriminellen einzubuchten, eine astreine Bruchlandung mit dem schicken Raumkreuzer hin.

Gestrandet in einem überdimensionierten Jurassic Park findet sich Turok erstmal alleine wieder. Lediglich eine Rauchfahne am Horizont deutet an, wo der Löwenanteil vom Schiff runter ging, und so macht sich der geneigte Spieler denn auf, diesen mysteriösen Dschungel - vorerst mit einem Messer bewaffnet - zu erkunden.

Die Story gewinnt an Fahrt durch mehrere nette Begleitcharaktere, andere Überlebende des Absturzes, allen voran Slade, dem Turok schon nach kurzer Zeit über den Weg läuft. Slade ist mit Turoks Vergangenheit als Mitglied des "Wolfsrudels" vertraut, jener Gruppe, deren Anführer es einzubuchten gilt. Slade ist, gelinde gesagt, not amused und würde Turok an den nächstbesten Raptor verfüttern, wären die Umstände ein bißchen weniger dramatisch.

Langsam entrollt sich eine spannende Geschichte, in der Zwischensequenzen und Spiel manchmal ineinander überzugehen scheinen: Wenn es zum ersten Mal dumpf durch den Dschungel stampft, wandert der eigene Blick beinahe instinktiv zum nächsten Wasserglas. Es kracht und ruckelt (hierzu später mehr), der T-Rex bricht durch das Dickicht, man hechtet hinter einen viel zu kleinen Felsen, hält den Kopf unten und hofft, dass das Ungetüm genug damit zu tun hat, gegnerische Soldaten zu schlemmen.

Das Spiel bietet viele dieser hervorragenden Elemente, bei denen einem die Spannung nur so im Nacken sitzt und man vor allem eins will: überleben. In düsteren, carnivorenverseuchten Höhlen, mitternachtsschwarzem Urwald mit Albinoraptoren, in Kavernen voll gigantischer Skorpione oder brodelnden Lavafeldern, bevölkert von panisch durcheinander gallopierenden Dinos auf der Flucht vor wilden Räubern, die Sicht getrübt in schwefliger Luft, während der nahe Vulkan die Gegend mit brennenden Felsbrocken bombardiert. Fesselnd, stellenweise, ganz ohne Zweifel.

Wenn Turok mal nicht flieht oder sich einen Weg durch den Dschungel kämpft, gilt es, ein wenig Hausfriedensbruch zu betreiben und die Gebäudekomplexe auszuräuchern, in denen sich Soldaten verschanzen. In zivilisierten, stählernen Anlagen, Camps und Festungen gibt?s dann auch meist Waffen, soviel man tragen kann, was in Turoks Fall Messer, Bogen und bis zu zwei Wummen bedeutet. Ob man sich schleichenderweise durch die Gebäude meuchelt oder großkotzig die Minigun schwingt, bleibt einem oft selbst überlassen, wobei ersteres meist nahtlos in letzteres übergeht, da die Programmierer bei der Schleich-Funktion ein wenig geschlampt haben; ärgerlich, wenn man gerade dem Rücken eines Unbekannten die Vorzüge eines Messers näherbringen wollte und alles so grandios schiefgeht, dass die Sicht von farbig zu rot zu tot wechselt, bevor man Dinokacke sagen kann.
Unsaubere Programmierung trägt einen Gutteil dazu bei, dass man sich lieber an handfeste Feuerwaffen hält, statt herumzuschleichen und lautlos vorzugehen. Monoton werden die Levels trotzdem nicht, außer, man hängt an einer Stelle, was leider durchaus passieren kann.

Denn beim Schwierigkeitsgrad liegt der Hund begraben: "Turok" geht teils leicht von der Hand, teils verzweifelt man an einer kniffligen Situation. Neulinge im Shooter-Genre sollten die Finger von dem Spiel lassen oder es zumindest ein, zwei Stunden antesten, denn die Schwierigkeit steigt nicht graduell - eine der härtesten Stellen erwartet einen bereits am Ende des zweiten Kapitels.
Dabei sind viele Kämpfe mit der richtigen Vorgehensweise nicht unfair, sondern gut machbar. Das Problem sind die Checkpoints: Oftmals sind sie so dermaßen dämlich gesetzt, dass man beim Abkratzen vor Frust in den Controller beißen möchte. Anstatt den Savepoint direkt vor einen schwierigen Abschnitt zu setzen, darf man die vorangehende, einfache, aber schleppende Szene wieder und wieder spielen, bis man an die Stelle gelangt, an der man eigentlich zu nagen hat. Entweder sind Jahre der Spiele-Evolution am Turok-Team unbemerkt vorbei gegangen, oder man hat absichtlich darauf gesetzt, ein 90er-Jahre-Flair zu schaffen, indem man die Spieldauer durch unfaire Speicherpunkte nach oben schraubt.
Dabei hätte Turok diesen unsauberen Kunstgriff gar nicht nötig gehabt, liegt es von der Länge her doch deutlich über dem Mittelfeld, selbst wenn man es ohne zu sterben durchzockt (die theoretische Möglichkeit dazu wird zumindest hier eingeräumt).

Eher zum Verdruss stellt sich schon nach kurzem Spielen das Ruckeln des Bildes heraus, das so angenehm Atmosphäre erzeugte, als der erste T-Rex einen mit dem Begrüßungscocktail verwechselte. Nur: Dabei bleibt es nicht.
Turok ruckelt und zuckelt sich über den fremden Planeten, dass es (k)eine wahre Freude ist. Ein großer Dino kommt des Weges - es ruckelt. Turok feuert seine Waffe ab - es ruckelt. Turok steckt einen Treffer ein - es ruckelt. Eine Explosion in der Nähe - es ruckelt. Der Bogen überspannt - es ruckelt. Und was dazu gedacht war, eine dichtere Atmosphäre zu schaffen, führt zu einem völlig verzogenen Fadenkreuz, jedes Mal, wenn man gerade einen Gegner im Visier hatte.
Ein Trostpflasterchen auf die offene Wunde: Je weiter das Spiel voranschreitet, desto mehr bessert sich durch neue Waffen zumindest das Ruckeln beim Schießen.

Apropos Waffen: Von denen gibt es viele, jede mit zwei verschiedenen Feuerfunktionen ausgestattet, um offensiv oder taktisch vorzugehen - oder auch beides gemischt. Mit der Schrotflinte lässt sich ein Leuchtgeschoss abfeuern, das, in eine Gruppe von Gegnern gebolzt, ihnen die ungeteilte Aufmerksamkeit aller anwesenden Raubsaurier zuteil werden lässt. Ein Bombenwerfer samt Zünder schafft großräumig Platz oder vermint enge Gänge; die Minigun kann Turok entweder vor sich her schleppen oder sie als Kanonenturm schmuckvoll vor den Feinden drapieren. Ein Raketenwerfer sorgt wie üblich für gute Stimmung, ein fein justierbares Scharfschützengewehr sowieso, und der Flammenwerfer ist nicht das einzige, was bei Turok Erinnerungen an "Alien" aufkommen lässt.

Die Grafik des Spiels ist durchwachsen und reicht von eindrucksvoll bis lieblos. Vor allem die Saurier wurden hoheitlich in Szene gesetzt: Wenn der Tyrannosaurus Rex röhrend über Turok thront, ist der Anblick den vermutlich raschen baldigen Abgang allemal wert. Neben mehreren Raptorenarten lässt sich hier und da auch mal ein Pflanzenfresser in der Pampa blicken, wobei es von denen deutlich weniger gibt als von ihren menschenfressenden Kollegen. Die reichen nämlich von klein und eher niedlich bis zu richtig groß und ganz, ganz schlecht gelaunt, klettern auf Felsen und Bäumen herum, wühlen sich durchs Erdreich oder machen einem aus der Luft das Leben schwer. Natürlich hätte man sich durchaus noch viel mehr Arten von Dinos wünschen können, vor allem ein paar mehr Pflanzenfresser hätte man gern gesehen, doch im Grunde ist das Angebot ausreichend.
Auch der Dschungel und ein paar Felslandschaften gewinnen durch ihre Detailverliebtheit an Lebendigkeit, aber damit erschöpfen sich die grafischen Stärken dann auch. Höhlen und Gebäudekomplexe wirken oft steril, die Texturen unsauber hingeklatscht, und die Soldaten sind sowieso wohl alle geklont. Die Augenöffner sowie die schönen Zwischensequenzen schaffen es aber, die schlichten Passagen zu ertragen oder zu vergessen - wenn man nicht eh gerade viel zu sehr damit beschäftigt ist, vor einem Saurier zu fliehen.

Turok wird in Deutschland "Ab 18" vertrieben, was angesichts des sehr freizügigen Umgangs mit Gewalt und Blut gut nachvollziehbar ist. So realistisch und atmosphärisch es auch sein mag, wie Turok einen Raptor mit dem Messer zerlegt, so sehr könnte das auch ein nicht ganz so festes Gemüt erschüttern.

Fazit: Alles in allem bietet Turok kein ganz rundes Spielvergnügen. Die Grafik ist allemal sehenswert, wenn auch nicht überragend, die Steuerung von Turok flüssig und intuitiv, wenn auch das Dauer-Ruckeln einem ständig ins Handwerk pfuscht, und die Story schweißt das Paket aus Ballern, Schleichen und etwas Taktik gut zusammen.
Für Anfänger nicht wirklich geeignet, da oft frustrierend durch unfaire Speicherpunkte, und für erfahrene Shooter-Veteranen keine leichte Kost, aber insgesamt gut verdaulich. Wer etwas mit Dinos, Waffen und Blut anfangen kann, darf hier gern mal einen Blick riskieren - und wird es vermutlich nicht bereuen.

Die Wertung "Gut", die sich Turok eigentlich verdient hätte, muss aufgrund der eklatanten Mängel leider durch ein "Befriedigend" ersetzt werden.

Dirk Wonhöfer



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Februar 2008 | FSK: 18 | PS3 | Preis: 52,90 Euro

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