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Dieser Roman verbindet gleich zwei große Probleme des Mittelalters: die Hexenjagden und die zunehmende Verbreitung der Syphilis.
Der Alchemist Lapidius, der seit kurzem in Kirchrode ansässig ist, gehört zu den Menschen, die das Glück hatten, diese lebensbedrohliche Krankheit zu überleben, dank der Hilfe eines bekannten Arztes.
Hier in Kirchrode hofft er nun, endlich den Durchbruch bei der Gewinnung von Gold zu schaffen. Dazu wird der so genannte Stein der Weisen benötigt, der noch unbekannt ist. Lapidius hofft auf Quecksilber als Mittel und führt viele Versuche aus. Seine tägliche Routine wird aber empfindlich gestört, als eine junge Frau in der Folterkammer des Bürgermeisters bewusstlos wird. Da der Medicus verhindert ist, lässt der Bürgermeister Lapidius rufen, um das Mädchen wieder wach zu bekommen, damit die Folter fortgesetzt werden kann. Freyja Säckler, Kräuterfrau, wurde von zwei Frauen aus Kirchrode der Teufelsbuhlerei und diverser anderer Verbrechen beschuldigt. Doch Freyja leugnet sogar unter Folter.
Während ihrer Wiedererweckung stellt Lapidius bei ihr seltsame Pusteln fest, welche auf ein fortgeschrittenes Stadium der Syphilis hinweisen.
Sofort bittet er um Abbruch der Folter und die Erlaubnis, Freyja behandeln zu dürfen. Dies wird ihm gewährt, da die Behandlung nur zwei Wochen dauern soll. Allerdings werden diese zwei Wochen für Freyja zur Hölle, denn sie wird in eine so genannte "Hitzkammer" eingeschlossen, in der sie nur liegen kann. Zusätzlich wird sie täglich mit Quecksilbersalbe eingerieben. Durch diese Salbe soll die Syphilis ausgetrieben werden, allerdings zerstört sie auch die Schönheit Freyjas.
Kurz nachdem Freyja in der Hitzkammer eingeschlossen wurde, wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt. Sie sieht Freyja sehr ähnlich, da auch sie blond und blauäugig war. In die Stirn der Toten sind die Initialen F.S eingeritzt, was für den Mob eine klare Schuldzuweisung ist.
Lapidius kann Freyja dieses Mal vor den aufgebrachten Bürgern retten, doch als ein weiterer Mord geschieht, hat er große Probleme, sie und sich selbst zu schützen.
Zu allem Überfluss hat er sich außerdem fest vorgenommen, Freyjas Unschuld zu beweisen. Dies erweist sich als schwerer als gedacht, da er mächtige Gegner hat. Spätestens, nachdem er um sein Leben fürchten muss, beginnt er zu ahnen, dass er in ein Wespennest aus Teufelsanbetung und Verbrechen gestochen hat, in dem er keinem mehr vertrauen kann.
Wolf Serno zeichnet die Charaktere liebevoll, schon nach kurzer Zeit kennt man die Gewohnheiten und Eigenschaften aller Hauptpersonen, obwohl der Roman durchgehend aus der Sicht Lapidius' geschrieben ist. Auch auf den Bildungstand seiner Figuren hat er geachtet, so dass Marthe, Lapidius' Magd, im Dialekt spricht. Lapidius selbst muss öfters Fragen neu stellen, da die Befragten nicht über seinen Wissenstand verfügen. Diese Achtsamkeit ist ein sehr großes Plus, da sonst oft davon ausgegangen wird, dass eine einfache Magd das Sprachniveau eines Studierten versteht.
Teilweise fragt der Leser sich, wo Wolf Serno mit seinen Erzählsträngen hin will, doch sie verknüpfen sich am Ende zu einer sehr logischen Einheit.
Ebenso ist dieser Roman ein Krimi zum Miträtseln: Die Identität und die Beweggründe der Mörder werden erst sehr spät enthüllt, vorher macht der Leser meist den selben Fehler wie Lapidius und verdächtigt fast jeden Einwohner Kirchrodes, da jeder irgendeine Leiche im Keller zu haben scheint - und dies im wahrsten Sinne des Wortes.
Ein schöner historischer Kriminalroman für alle, die sich für Medizin, Alchemie und die Geschichte der Hexenjagden im Mittelalter interessieren.