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Ein Kochbuch zu lesen, das die mittelalterlichen Kochtraditionen zum Inhalt hat, kommt einem Abenteuer gleich - vor allem dann, wenn man vorhat, die Rezepte nachzukochen. Sicher sind manche bis in die heutige Zeit überliefert, wie zum Beispiel die Thüringer Rostbratwurst, aber einige Rezepte haben es doch in sich. Mit Erstaunen liest man zum Beispiel die Kochanleitung zu "Ein gutes Essen von ungeborenen Hasen".
Erst einmal gibt es aber eine Einführung in die Kulturgeschichte des Essens und Trinkens. Die Zeitspanne erstreckt sich vom frühen Mittelalter bis zum ausgehenden 16. Jahrhundert. Hier erfährt man, wie der Adel speiste, wie eine Klosterküche aussah, was im Gasthaus angeboten wurde, wie sich der deutsche Bürger ernährte und was bei den Bauern auf den Tisch kam. Der Leser bekommt eine mittelalterliche Warenkunde präsentiert und kann sich ein Bild von den alltäglichen und besonderen Speisen machen. Dabei finden auch die Gepflogenheiten bei Tisch Erwähnung, dazu zählen auch Tischregeln und Hygienevorschriften.
Für Hobbyköche und Mittelalterfans ist der Rezeptteil besonders interessant. Die Zubereitungsanleitungen sind unserer heutigen Sprache nicht angepasst worden, wenn auch verständlich gemacht. Diese zu lesen bereitet also ein ganz besonderes Vergnügen. Viele der Gerichte lassen sich auch heute gar nicht mehr zubereiten. Aber um sich ein umfassendes Bild von der mittelalterlichen Küche machen zu können, sind diese mit im Buch aufgelistet. Untergliedert ist der Rezeptteil mit überlieferten oder aus alten Büchern stammenden Kochanleitungen in verschiedene Kapitel, wobei jedem ein kleines Vorwort vorangestellt ist. Schon die Überschriften erinnern an das Mittelalter: "Von Suppen zu machen", "Von allerlei Tunken, Soßen und Brühen", "Allerlei Muse und Breie", "Von köstlichen Fleischspeisen" oder "Von köstlichen Pasteten" sind einige davon.
Es gibt viele Rezepte, die man getrost einmal ausprobieren kann. Ein Teil der Rezepte ist bekannt, auch wenn man die Zubereitung bis heute abgewandelt hat. Viele der Rezepte entsprechen unserem heutigen Geschmack nicht mehr. Wieder andere sind als kurios zu bezeichnen und als Scherzrezepte anzusehen. Möglicherweise sollten damit die Küchenjungen genarrt werden.
Dass die Ernährungsweise Ursache für Unwohlsein und Krankheit sein kann, war den Menschen bekannt. Die medizinischen Ratschläge lesen sich recht abenteuerlich, aber interessant ist dieses Kapitel allemal. Und man kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, wenn man zum Beispiel Folgendes liest: "Pflege und Haltung der schwangeren Weiber".
Zum guten Schluss gibt es noch Ratschläge für alle, die angeregt von der Lektüre des Buches, vorhaben, ein mittelalterliches Bankett auszurichten.
Das Buch ist sicherlich als einmalig zu bezeichnen. Es lässt einen tiefen Einblick in mittelalterliche Ess- und Trinkgewohnheiten zu. Der Autor greift auf vielfältige literarische Quellen wie handschriftliche und gedruckte Kochbücher zurück. Diese sind im Anhang nachzulesen. Auch die Gestaltung des Buches gefällt ausgesprochen gut. Es ist übersichtlich gestaltet und mit vielen Bildern, zum Beispiel Abdrucken historischer Holzschnitte, geschmückt.
Der Schreibstil des Autors weiß zu gefallen. Er schreibt sehr verständlich, seine Leidenschaft für das Thema wird spürbar. Diese Begeisterung überträgt sich auch sehr schnell auf den Leser.