Kriminalromane erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Ganze Serien über verschiedenste Ermittler sind mittlerweile auf dem Markt. Corine Hartman aus den Niederlanden buhlt mit dem Auftakt einer neuen Krimiserie nun um die Gunst der Leser. Den Anfang der geplanten Reihe um Kommissarin Nelleke de Winter macht "Schöner als der Tod".

Unter einem großen Ölgemälde in der Galerie The Arthouse im kleinen Ort Lichtenvoorde nahe der holländisch-deutschen Grenze liegt eine junge Kunststudentin tot auf dem Boden. In gestellter Pose, lächelnd, ganz friedlich. Nichts weist darauf hin, dass der Toten Gewalt angetan wurde. Aber woran starb die Studentin? Durch einen Unfall, an einer versehentlichen Überdosis Kokain? Oder war es womöglich theatralischer Selbstmord? Kommissarin Nelleke de Winter glaubt an keine der beiden Varianten. Ihr Gefühl sagt ihr, dass die Studentin ganz und gar nicht freiwillig oder durch einen Unfall starb. Und schon bald zeigt sich, dass sie mit ihrer Prognose richtig liegt. Doch wer hat die junge Dame getötet? Ihr übereifriger, verschrobener Kommilitone Alex Hauser, der gerne morbide Todesszenarien vor seiner Fotokamera hat? Der schmierige Dozent Marc Eggelink, der ein Verhältnis mit der Studentin nicht länger verbergen konnte? Oder der alternde Galeriebesitzer Maarten Peters, der seine Finger noch nie von jungem Gemüse lassen konnte? Es wird ein schwieriger Fall, denn überall wo sie ermittelt stößt Kommissarin de Winter auf eine Mauer des Schweigens, die sie erst einreißen muss, um an die Wahrheit zu kommen ?

Dass Nelleke de Winter in "Schöner als der Tod" im Künstlermilieu ermitteln muss, ist kaum als zufällig anzusehen: Holland ist das Land der Künstler, das Heimatland von Größen wie Rembrandt oder Van Gogh. Nun haben die Niederlande auch eine Künstlerin der gegenwärtigen Kriminalliteratur: Corine Hartman, Jahrgang 1964, ursprünglich Werbetexterin. Heyne preist den Roman als "Die Krimientdeckung aus den Niederlanden" an, und wirklich: Das trifft den Nagel auf den Kopf. Hartman schickt ihre Protagonistin in einen höchst spannenden, bis zum Ende undurchschaubaren Plot, der so manche Überraschung bietet. Die selbstbewusste, aber auch von Zweifeln geplagte Kommissarin Nelleke de Winter ist dabei das Zugpferd des Romans: Ihr Privatleben, die polizeiliche Ermittlungsarbeit, ihre tragische Vergangenheit und nicht zuletzt der konkrete Fall um die ermordete Kunststudentin bilden die Eckpfeiler von "Schöner als der Tod". Hartman ist eine sehr gute Erzählerin mit einem ganz eigenen Stil. Sie inszeniert den Krimi als Gedankenstakkato, immer fokussiert auf die Kombinationsgabe der sympathischen Ermittlerin. Zugegeben: Man muss erst hineinfinden in die mehrsträngige Handlung und in die teilweise abgehackten Sätze. Aber nach spätestens fünfzig Seiten gibt es kein Halten mehr - dann lesen sich die kurzen Kapitel wie im Flug. Vorangetrieben von der Suche nach Indizien und Beweisen und begleitet von familiären Begebenheiten bewegt sich alles auf das Ende zu, das in klassischer Krimimanier gehalten ist: Der Mörder ist eben nicht immer der Gärtner, und so kommt die Auflösung erwartungsgemäß überraschend, aber keinesfalls undurchdacht. Dann ist es leider schon vorbei - und dem Leser bleibt nur die freudige Hoffnung, dass Hartman ihren zweiten Roman schnell abschließt und mehr Lesestoff über Frau de Winter und ihre Kollegen von der Mordkommission von Lichtenvoorde liefert.

Fazit: Ein spannender Roman, ungewöhnlich erzählt und gekonnt strukturiert - ein Ersterfolg, ein toller Reihenauftakt und ein großer Schritt für den niederländischen Krimi.