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Kyle Lakesh wird nach dem Mord an sieben Männern zum Tode verurteilt, worüber er mehr als glücklich ist - bis er erfährt, dass er nicht, wie eigentlich geplant war, geköpft, sondern gehängt werden soll. Die Hinrichtung erfolgt tatsächlich und erweist sich für den Mörder als schmerzhaft, aber nicht tödlich. Dies begründet der Gehängte dadurch, dass er ein Gezeitenfürst sei, der unsterbliche Prinz Cayal.
Die Gezeitenfürsten sind jedoch nur noch ein Mythos in Amyrantha, der lediglich in den Karten des Tarots erhalten bleibt, und so wird Cayal wieder eingesperrt, bis man ergründet hat, wer er wirklich ist und warum er die Hinrichtung überleben konnte.
Mit der Erforschung dieses Falls beauftragt man Arkady, die junge Herzogin von Lebec, die herausfinden soll, ob Cayal ein Lügner oder ein Verrückter ist. Dabei hat Arkady selbst einiges zu verbergen, allen voran den Umstand, dass ihr Mann, der Fürst Stellan Desean, einen männlichen Liebhaber hat und sie nur eine Scheinehe führen. Während die intelligente Arkady beweisen will, dass der Gefangene ein Betrüger ist, taucht sie immer mehr in dessen Geschichten ein. Bald schon muss sie feststellen, dass es sich hier nicht nur um Hirngespinste handelt, sondern dass den Menschen ein schreckliches Schicksal droht, wenn die Gezeiten sich wenden und die Unsterblichen ihre Macht wieder erlangen.
"Der unsterbliche Prinz" bildet den Auftakt zur epischen "Gezeitenstern-Saga" und dies merkt man dem Buch auch an. Der Plot ist noch dünn, zu dünn jedenfalls, um die Seitenzahl zu rechtfertigen. Doch trotz eines Mangels an Spannung und Ereignisreichtum bezaubert die erste Hälfte des Romans durch die facettenreichen und durchgehend glaubhaften Charaktere, die eingeführt werden, wie auch durch die plastisch geschilderte Welt und ihre fremden Rassen, die Jennifer Fallon kreiert hat. Positiv hervorzuheben sind auch die Dialoge, die das Buch dominieren und allesamt ebenso lebendig wie unterhaltsam wirken und die Figuren besser charakterisieren, als jede noch so ausführliche Beschreibung es könnte.
Die zweite Hälfte der Erzählung birgt wesentlich mehr Spannung. Während der Fokus weiterhin auf den Intrigen und Interaktionen zwischen den Protagonisten liegt, sorgen viele mehr oder minder unerwartete Wendungen im Plot dafür, dass die Geschichte wieder Fahrt aufnimmt. Für die nötige Abwechslung sorgen auch anachronistisch und aus der Ich-Perspektive erzählte Episoden aus Cayals Vergangenheit, die genauso viele Fragen beantworten, wie sie aufwerfen, und Lust auf mehr machen. Im Vordergrund steht hierbei auch immer die Frage, wie die Unsterblichkeit Fluch und Segen zugleich sein kann, was dem Roman eine fast schon philosophische Note verleiht.
Ein großes Manko ist allerdings die Anziehungskraft zwischen Cayal und Arkady, die oftmals aufgesetzt wirkt und weitaus weniger überzeugend geschildert wird, als der Abscheu, den Arkady gegenüber ihren Feinden empfindet, oder die Freundschaft, die sie mit ihrem homosexuellen Scheinehemann verbindet. Es bleibt zu hoffen, dass die Autorin dies im nächsten Band verbessert, denn dass sie eigentlich ein feines Gespür für menschliche Empfindungen und Verhaltensweisen hat, merkt man ihren Erzählungen deutlich an.
Der Verlag Egmont Lyx bietet dem Leser nicht nur ein unterhaltsames Buch, sondern auch ein entsprechend schön gestaltetes. Das Cover ist ansprechend, ebenso wie die aufwändigen Karten von Amyrantha, die das Buch beinhaltet.