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Heutzutage wird viel über die Anglizismen in der deutschen Sprache berichtet. Doch was ist mit dem Gegenstück? Hat das Englische deutsche Wörter übernommen? Und wie sieht es mit anderen Sprachen aus? Diesen Fragen ist Andrea Stiberc nachgegangen.
Denn natürlich wurden auch deutsche Wörter in fremden Sprachen übernommen, je nachdem, ob man den Bedarf für ein solches Wort hatte. Das Buch ist zweigeteilt: Zuerst beschäftigt sich Stiberc mit eine Reihe von Sprachen, in denen deutsche Fremdwörter in Gebrauch sind - wie zum Beispiel Russisch -, und beschreibt, warum diese Sprache ebenjene Wörter übernommen hat. So findet sich etwa beim Ungarischen die Angabe, dass sich dort vor allem die deutschen Fachtermini verschiedenster Handwerksberufe finden, da sich hier einige Einwanderungswellen von deutschen Handwerkern nach Ungarn nachweisen lassen. So geschehen ist das mit "Zollstock", das gemäß der orthographischen Regeln im Ungarischen dort zu "colstock" wurde.
Der zweite Teil des Buches enthält fünfundzwanzig Wörter, darunter zum Beispiel "Arbeit", deren "Auswanderungsgeschichte" im Speziellen noch einmal kurz erläutert wird.
Stiberc befasst sich zuerst mit der Frage, warum die Wörterwanderung stattfand - und liefert auch einen nicht besonders amüsanten Nachweis, dass man trotz der vielen deutschen Fremd- und Lehnwörtern doch noch Fremdsprachen lernen sollte. Dann geht sie zu den einzelnen Sprachen, die sie gesondert betrachtet, über. Sie beginnt mit Japanisch und Türkisch, spricht kurz über Ungarisch sowie Russisch und Usbekisch, nimmt auch das britische und amerikanische Englisch mit, macht einen kurzen Umweg über die Kolonien und schließt die Reise mit Französisch ab. In allen Kapiteln findet sich ein Brautpaar, das eine Reise macht und dabei mehr oder minder lustige Situationen erlebt.
Die Wörter im zweiten Teil hat man bereits im ersten Teil irgendwo gesehen und oft lernt man nichts oder nur wenig Neues über sie hinzu.
Das Buch macht insgesamt einen unausgegorenen Eindruck. Die Auswahl der Sprachen wirkt willkürlich, ebenso die Anordnung der Erläuterungen. Vom Stil her ist es recht gut geschrieben, die Herkunftsgeschichten der einzelnen Wörter sind gut recherchiert und wirken solide, aber vom Unterhaltungswert ... nun ja. Stiberc fügt kleine Geschichtsbrocken in ihre Erläuterungen ein, doch manchmal bleiben diese ohne Kontext und haben mit der Sprache selbst auch nicht viel zu tun. Die Wörter wirken wie Stichproben, man kann keinen wirklichen roten Faden finden; dieser aber hätte dem Buch gut getan. Wort für Wort wird dem Leser an den Kopf geworfen, ohne dass man eine echte Ahnung davon hat, warum gerade diese Wörter und nicht andere ausgewählt wurden (auch die Geschichte von den ausgewanderten Handwerker wird irgendwann langweilig). Zumal einige der Geschichten, wie dieses Wort zum Beispiel ins Usbekische kam, wenig unterhaltsam und doch sehr langweilig sind. Um für einen Moment beim Usbekischen zu bleiben: Die Autorin gibt an, dass sämtliche Germanismen in der Sprache über den Umweg vom Russischen gekommen sind. Eine ordentliche Erklärung, warum man nun das Usbekische unbedingt aufnehmen musste, fehlt. Es hätte sich bestimmte eine Sprache gefunden, die "echte" Germanismen enthält.
Und das Brautpaar geht spätestens ab dem Abschnitt über Türkisch jedem auf die Nerven. Diese Figuren scheinen den einzigen Zweck zu haben, die unmöglichsten Sätze mit den eben vorgestellten Wörter zu bilden, ohne dass diese auch nur im Geringsten witzig wirken.
Zurück bleibt ein Buch, das sich nur schwer bewerten lässt. Ihm fehlen der Witz des Zwiebelfisches, die benötigten Erklärungen, um wissenschaftlich zu wirken, und der rote Faden - so wirkt es denn auch wie eine zufällig ausgewählte Zusammenstellung von deutschen Fremdwörtern, mit der man nicht viel anfangen kann. Schade eigentlich.