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Der Österreicher Christoph Ransmayr gehört zu den hochdekorierten Autoren der deutschen Sprache. Und wenn dieser Ransmayr ein Hörbuch macht, dann liest er es auch selbst ein. "Die letzte Welt" stammt schon von 1988, war Ransmayrs literarischer Durchbruch und ist jetzt hörbar beim Argon Verlag erschienen.
Cotta, ein römischer Adliger, reist dem verbannten Dichter Ovid - Spitzname Naso - ans Schwarze Meer nach, sucht ihn in Tomi, dem Ort der Verbannung, nachdem man in Rom Gerüchte von dessen Tod gehört hat. In Tomi kann man Cotta nicht wirklich helfen, der Dichter lebt außerhalb, einige Wegstunden von der eisernen Stadt - so ein Beiname Tomis - entfernt auf einer kleinen Halbinsel, doch zuletzt gesehen wurde er vor Monaten. Cotta wandert zu Nasos Haus, findet dort aber nur den etwas seltsamen Knecht Pythagoras vor. Langsam aber sicher wird Cotta in Wandlungen, in Metamorphosen hereingezogen, in das Hauptwerk Ovids. Die Welt verändert sich am Schwarzen Meer, ein Junge versteinert, das Wetter wird tropisch, es streift ein Werwolf ums Haus und die ganze Küste kommt ins Rutschen ...
Ransmayr entführt seine Zuhörer in eine seltsame Welt, die halb aus Antike und halb aus einer Welt jenseits der Zeit besteht. Es gibt moderne und immer wieder sehr anachronistische Momente wie einen Bus, wie Mikrophone, wie einen Filmvorführer, der seine Filme an die Wand des Schlachthauses wirft. Eine Welt voll poetischer Kraft, aber auch ein Buch mit manchmal allzu deutlichen Verweisen. Mit platter Plakativität nennt Ransmayr seine Weberin Arachne, das seltsame Mädchen, das mit Wiederholungen des Gesagten antwortet, heißt Echo, und die Frau, die den Laden betreibt und durchaus auch eine Menge zu erzählen hat, Fama - lateinisch für Gerücht. Andererseits bleibt vieles auch schmerzhaft ungesagt, verliert man gerade beim Hören die eine oder andere Spur. Ein Buch, das keine vordergründige Spannung aufbaut, sondern eher auf einer kraftvollen, bildhaften Sprache, auf manchmal skurrilen Bildern, auf Szenen mit meist sehr existenzieller Kraft. Ein Buch, auf das man sich einlassen muss, das nicht viele Chancen bietet, sich mit jemandem zu identifizieren, das manchmal auch ein bisschen mit seinen langen Rückblenden nervt, aber das immer wieder faszinieren kann.
Christoph Ransmayr liest langsam und relativ neutral, verleugnet seine Landsmannschaft nicht, könnte manchmal durchaus mit ein bisschen mehr Verve an seine Aufgabe herangehen.
Auf jeden Fall ein Hörabenteuer, manchmal recht weit von den gewohnten Konventionen entfernt, ohne damit wirklich viel zu gewinnen, aber auf jeden Fall von poetischer Kraft.