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Java gehört zu den bedeutendsten Programmiersprachen unserer Zeit. Java ist plattformunabhängig, objektorientiert und leichter zu erlernen als beispielsweise C++. Doch ein Kinderspiel ist die Aneignung von Java keineswegs und in dem Riesenfundus an möglicher Einstiegsliteratur die für sich passende zu finden ist nicht immer ganz einfach.
Wer lieber interaktiv lernt, auf ein Buch zum Nachschlagen aber nicht verzichten will, wird im Verlag Addison-Wesley fündig, in dem unlängst "Java 6 - Der interaktive Programmierkurs" von Ulrike Böttcher erschienen ist. Mit lediglich 284 Seiten ist das Begleitbuch im Vergleich zu anderen Java-Büchern relativ dünn, enthält aber in konzentrierter Form die wichtigsten Informationen für Einsteiger. So wird die Entwicklungsumgebung Eclipse, die auf der beiliegenden CD enthalten ist, ebenso vorgestellt wie grundlegende Sprachelemente, Objekte, Klassen und Vererbung. Packages, Exceptions, Dateien und Streams werden besprochen, Collections und generische Programmierung ebenfalls. Das letzte Kapitel gibt schließlich auch einen Überblick über die Grafikprogrammierung.
Von Vorteil bei diesem Kurs ist vor allem das Begleitbuch, das sich am Aufbau des interaktiven Kurses orientiert und in etwa dieselben Informationen beinhaltet. Man muss also nicht jedes Mal den Kurs starten, nur um etwas nachzuschlagen. Der Kurs selbst enthält verschiedene Lerneinheiten, die wiederum in Schritte unterteilt sind, die manuell weitergeschaltet werden. Die Geschwindigkeit des Lernprozesses kann man also, wie bei einem Buch, selbst bestimmen. Akustische Lerntypen können sich die Informationen vorlesen lassen, während visuelle Lerntypen sich die Texte selbst durchlesen können. Zu Beginn kann man sich in einer geführten Tour mit der Nutzung des Kurses vertraut machen. Die meisten Lektionen enthalten am Ende einen Test, mit dem man sein Wissen überprüfen kann. Zusätzlich gibt es am Ende des Kurses verschiedene Programmier-Übungen, die mit Java gelöst werden müssen. Der gesamte Kurs läuft im Webbrowser ab, lediglich für die praktischen Übungen am Ende muss man den Browser verlassen und Eclipse öffnen. Leider kann man den Kurs nicht auf der Festplatte installieren und muss ihn von der CD starten, was immer wieder zu unerwünschten Wartezeiten führt. Da der Kurs im Webbrowser auf Basis von Java und Flash läuft, müssen entsprechende Plug-ins installiert sein.
Obwohl dies ein interaktiver Kurs zum Erlernen von Java ist, unterscheidet sich die Art und Weise des Lernens nicht bedeutend vom klassischen Selbststudium mit einem Buch. Man bekommt hier die nötigen Informationen häppchenweise serviert. Illustrierende Abbildungen und Schemata sind animiert. Ein Klick auf einen Vorwärts-Button ist vielleicht genug, um von Interaktion zu sprechen, aber interaktives Lernen ist das noch nicht. Auch Fragen, die das bisherige Wissen am Ende von Kapiteln überprüfen oder praktische Übungen sind in Lehrbüchern, insbesondere in jenen, die zum Selbststudium konzipiert wurden, nicht unüblich. Sicher, dass man den Browser nicht verlassen muss und dass man nicht mit einem Buch vor dem Computer sitzt, ist bequem, aber es ist bei Weitem noch keine interaktive Vermittlung von Programmierkenntnissen, erinnert vielmehr an einen Powerpoint-Vortrag, der hin und wieder unterbrochen wird, um den "Zuhörer" selbst etwas machen zu lassen. Als Selbstlerner vermutet man in einem interaktiven Lernkurs mehr als Addison-Wesley hier bietet: mehr Praxis vor allem. Fast alles, was dieser Kurs bietet, kann auch ein Buch bieten. Gerade aber in der Interaktion liegt ja der Reiz des Mediums, darin sich von der Praxis her der Theorie zu nähern, durch Ausprobieren zu verstehen und nicht Verstandenes auszuprobieren.
Alles in allem handelt es sich hier um eine durchaus gelungene Einführung in Java, bei der ganz grundlegende Programmierkenntnisse sicher nicht schaden. Die Art der Wissensvermittlung unterscheidet sich nicht wesentlich von der eines Buches, weshalb man in Anbetracht des Preises überlegen sollte, auf ein solches auch zurückzugreifen. Für 89,95 Euro erwartet man letztlich einfach ein wenig mehr Kreativität und didaktische Raffinesse.