Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
"Die Bibliothek der verbotenen Bücher" ist eine Reihe des Marix Verlages, die sich mit dem
Index Librorum Prohibitorum beschäftigt, jenen Büchern, die von der katholischen Kirche als kirchenfeindlich ansehen wurden oder die ganz einfach eine andere Meinung vom Glauben vertraten. In dieser Reihe erschien nun "Die Ethik" von Baruch de Spinoza.
Spinoza, von Hause aus ein Philosoph, beschäftigte sich mit der Frage, welche Glaubenssätze wahr seien. Vor allem wollte er den Aberglauben bekämpfen und nur solche Lehren vertreten, die sich eindeutig aus der Bibel belegen lassen, und solchen, die sich aus den ersteren Lehren ableiten lassen.
In der Einleitung erfährt der Leser viel von Spinozas Leben und seinen Hintergründen, um diese besser verstehen zu können; eine solche Einführung ist auch wichtig aufgrund der enormen gesellschaftlichen und politischen Umwandlungen im 17. Jahrhundert, als das Buch geschrieben wurde - man denke nur einmal an den Dreißigjährigen Krieg. Zu diesem Verständnis trägt auch die Vorrede Spinozas bei, die allerdings - anders als der Rest des Buches - nicht an die moderne Orthographie angepasst wurde.
Da "Die Ethik" von Spinoza auf Latein verfasst wurde, der immer noch gängigen Gelehrtensprache, beruht die hier vorliegende Version auf der Übersetzung von Jakob Stern, die für diese Ausgabe leicht modifiziert wurde.
Spinozas "Ethik" besteht aus fünf Teilen, das heißt fünf Themen, die er zu ergründen versucht: Gott; die Natur und der Ursprung des Geistes; der Ursprung und die Natur der Affekte; die menschliche Knechtschaft oder die Kräfte der Affekte; die Macht der Erkenntnis oder die menschliche Freiheit.
Jeder Teil ist gleich aufgebaut. Dabei ist zu beachten, dass dieses Buch von Spinoza für Philosophen verfasst wurde, daher folgt er einem strengen logischen Beweisschema. Zu Beginn eines jeden Teiles gibt er eine Reihe von Definitionen und Axiomen an, aus denen er dann eine Reihe von Lehrsätzen ableitet, aus denen sich dann wieder weitere Lehrsätze ableiten lassen und so weiter.
Das klingt trocken und weitestgehend ist es auch so. Wenn auch zu Beginn sein Beweis, dass Gott notwendigerweise existiert, noch amüsieren kann - nach dreißig Seiten logischer Beweise, die oftmals dem sofortigen Verständnis seltsam vorkommen, steigt man aus. Spinoza ging davon aus, dass seine Leserschaft mit Logik vertraut ist, allerdings macht das seine Beweisführung nicht einfacher. Aus heutiger Sicht lassen sich viele, auch triviale Argumente, die man "selbstverständlich" einsehen müsse, nicht nachvollziehen.
"Die Ethik" ist kein Buch für den Nachttisch, das man mal eben so kurz vorm Einschlafen lesen kann. Vielmehr verlangt es die aktive Mitarbeit des Lesers, der auch dazu gewillt sein muss, scheinbar absurde oder kontextlose Dinge zu beweisen. Macht man sich aber die Mühe und ackert die Beweise durch (oft wird auch auf andere Beweise verwiesen oder auch auf Lehrsätze in anderen Teilen), so stellt man fest, dass Spinoza für seine Zeit sehr fortschrittliche und gute Ideen hatte - weswegen sein Buch natürlich dann auch sehr schnell verboten wurde.
Wer schnelle und leichte Unterhaltung sucht, wird hier nicht fündig werden. Hinter "Die Ethik" verbirgt sich eine (zu jener Zeit) hochwissenschaftliche philosophische Abhandlung, die ohne die nötigen Grundkenntnisse wohl unverstanden bleiben wird. Wer sich aber die Mühe macht, wirklich mit dem Buch zu arbeiten, der wird erstaunt sein über die Schlüsse, die Spinoza zieht, und über so manchen Beweis, denn manchmal ist der Weg auch das Ziel.