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Dieser Sammelband, der sich mit den Aspekten der sozialen und kulturellen Europäisierung im späten 19. und 20. Jahrhundert beschäftigt, besteht aus Beiträgen, die im Zusammenhang der Deutschen Forschungsgemeinschaft "Sozialwissenschaftlich-historischer Gesellschaftsvergleich" und mit dem Sonderforschungsbereich "Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel" entstanden. Schon aus diesem Ausgangspunkt dürfte deutlich werden, dass der Anspruch des Buches hoch gesteckt ist. Hier präsentieren zum Teil sehr junge Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse zum Titel gebenden Selbstverständnis der Europäer im letzten und vorletzten Jahrhundert.
Eingeteilt ist diese Darstellung in drei Teile: Der erste, umfangreichste Teil beschäftigt sich mit dem europäischen Selbstverständnis. Es folgt ein Teil über Entwicklungen in Europa. Der dritte Teil "Europäisches Selbstverständnis und gesellschaftliche Entwicklungen" beinhaltet dann nur noch ein Kapitel von Herausgeber Hartmut Kaelble, das sich eben jenem Thema im 20. Jahrhundert widmet.
Die einzelnen Beiträge sind dabei sehr facettenreich und reichen von Geographen und Historikern über deutsche Chinareisende bis hin zu Völkerkundemuseen im ersten Teil.
Der zweite Teil dürfte mit Themen wie kommerzieller Massenkultur, Überflussgesellschaft, Bürgertum nach 1945 oder auch Migration starke Überschneidungen zur Soziologie bieten und so eventuell auch Vertreter der sozialwissenschaftlichen Fachrichtungen ansprechen.
Wie in jedem Sammelband fallen die Beiträge unterschiedlich aus, können das persönliche und wissenschaftliche Interesse der Leser mal mehr, mal weniger fesseln. Die Beiträge an sich werden sachlich-schlicht ohne Grafiken oder Abbildungen präsentiert und verlassen sich ausschließlich auf ihren Text, um Informationen zu vermitteln. In einem Werk, das sich vor allem an Studenten und Wissenschaftler richten dürfte, eine angenehme Entscheidung: Hier werden die Forschungsbeiträge der einzelnen Autoren präsentiert. Einzige Ausnahme von dieser Regel ist der Beitrag von Priska Jones, der sich mit Karikaturen in Großbritannien beschäftigt und einige zur Anschauung in den Text eingefügt hat.
Wer sich mit dem Thema Selbstverständnis und Gesellschaft der Europäer beschäftigt, bekommt mit dem Buch eine gute und aktuelle Textsammlung zur Hand, die neuere Beiträge zusammenführt und zugänglich macht.
Dass diese Beiträge von Aufbau und Präsentation nicht für eine größere Leserschaft gedacht sind, sollte jedem möglichen Käufer bewusst sein. Die einzelnen Texte sind sehr speziell und haben eher Fachangehörige als den interessierten Leser im Blick. Für diese Zielgruppe aber eine durchaus lohnende Anschaffung!