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 Black Snake Moan


Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Ein junges weißes Mädchen, das von einem dunkelhäutigen Farmer in seinem Haus angekettet wird: Was klingt wie ein zweifelhafter Streifen aus der Schmuddelecke der "Ab 18"-Abteilung, ist tatsächlich einer der besten Filme der letzten Jahre, der zudem wesentlich unverfänglicher ist als erwartet. Möglich macht das der wilde Süden der USA, das Land der Farmer und der Blues-Musik: Regisseur Craig Brewer zeigt in "Black Snake Moan" das wirklich kaputte Leben mal ganz anders - und das mit Samuel L. Jackson und Christina Ricci in den Hauptrollen.

Es sind zwei ganz unterschiedliche Leben, die sich zufällig kreuzen: Der gealterte Farmer Lazarus (Samuel L. Jackson) hat nach vielen Jahren Ehe gerade seine Frau an seinen Bruder verloren. Das junge Mädchen Rae (Christina Ricci) lebt trotz ihrer festen Beziehung mit dem Armeeanwärter Ronnie (Justin Timberlake) mit dem Zwang, sich verschiedenen Männern hingeben zu müssen, am besten im Alkohol- oder Drogendelirium. Eines Tages findet Lazarus Rae am Straßenrand liegen - blutüberströmt, grün und blau geprügelt, bewusstlos. Aus Angst, wegen seiner dunklen Hautfarbe automatisch unter Tatverdacht zu stehen, beschließt er kurzerhand, die junge weiße Frau selbst gesund zu pflegen. Als er feststellt, dass Rae nicht nur physisch verletzt, sondern auch psychisch labil ist, erkennt er seine Berufung: Rae von ihrem selbstzerstörerischen Zwang zu befreien - notfalls auch ohne ihr Einverständnis. Er kettet sie in seinem Haus an, was der resoluten Frau zunächst gar nicht gefällt. Doch allmählich entwickelt sich zwischen den ungleichen Menschen eine Art Freundschaft, die nicht nur zu Raes Wohl ist. Doch dann kehrt ihr Verlobter Ronnie von der Armee zurück - und begibt sich auf die Suche nach Rae, für die er alles tun würde …

Spätestens in dem Moment, in dem die attraktive Rae in Hotpants und knappem Shirt mitten auf der Straße in Zeitlupe vor einem riesigen Traktor herläuft und dem Fahrer den Stinkefinger zeigt, ist eines klar: Hier geht es richtig cool zur Sache. Die Handlung des von Craig Brewer ("Hustle & Flow") inszenierten Films klingt sehr dramatisch, und das ist sie auch. Aber sie ist auch gespickt mit grotesk-witzigen Momenten, die nicht mit derber Situationskomik und gepfefferten Dialogen geizen. Frei nach dem Motto: Wenn es nicht zum Lachen wäre, könnte man fast heulen. Es ist wirklich bemerkenswert, wie Brewer aus der Geschichte zweier am Leben gescheiterter Charaktere, die sich gegenseitig aus der Traurigkeit ziehen, einen ungemein mitreißenden Streifen macht, der an Coolness kaum zu übertreffen ist. Hier wird nicht in Selbstmitleid geschwelgt, und es geht auch nicht darum, verlogenes Gutmenschentum zu zelebrieren. Vielmehr handelt "Black Snake Moan", dessen Titel von einem Blues-Song der 1920er Jahre stammt, davon, dass man sein Leben manchmal auf die verrückteste Weise wieder in den Griff kriegen kann - oder muss, um weiterzumachen. Den Charakteren im Film hilft dabei die Musik, die in Worte und Melodien fasst, was ansonsten schwer auszusprechen ist. Dabei spielt Samuel L. Jackson seine beste Rolle seit "Pulp Fiction", und Christina Ricci beweist mit ihrer glaubhaften Darstellung des nymphomanen Bad Girl großen Mut und viel schauspielerisches Können. Lobend erwähnt werden sollte auch Justin Timberlake, der seinem Talent mit kraftvollem Spiel Ausdruck verleiht. Letzten Endes ist "Black Snake Moan" eine Liebeserklärung an die Musik und ihre Macht, die Seele zu heilen. Und das ist es, was den Film so ergreifend macht: Es tut wirklich gut, Christina Riccis Charakter Rae nach all der Gewalt, die sie erleiden musste, aufleben zu sehen - und mit ihr den alten Lazarus, der mit seiner Gitarre viel dazu beiträgt. Vielleicht ist der Schluss zu positiv für die bittere Realität, vielleicht ist er aber auch einfach nur so, wie man das Leben sehen sollte: als ein irrwitziges Puzzle aus Tragik und Komik, aus dem man das Beste machen sollte - für sich selbst und andere. Für den Regisseur Craig Brewer jedenfalls ist dies ein großer Schritt nach vorne, der ihn in eine Liga von Filmemachern katapultiert, zu der nur wenige große Namen gehören. Mit "Black Snake Moan" ist ihm ein Meisterwerk gelungen, bei dem man wie gefesselt vor dem Fernseher sitzt und die Augen in keinem Moment vom Geschehen abwenden kann. Wenn das kein Argument für die Höchstwertung ist, was dann?

Viele Extras hat die DVD von Paramount Home Entertainment nicht zu bieten, dafür ist die Bildqualität sehr ansehnlich und der Ton gut auf Musik und Dialoge abgestimmt.

Fazit: Ein unglaublich cooler, herzzerreißend trauriger und zugleich verrückt-witziger Film über die Musik, die Liebe und das Leben selbst. Absolut kultverdächtig!

Marc Zeller



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Februar 2008 | FSK: 16 | Laufzeit: 110 Minuten | Originaltitel: Black Snake Moan | Preis: 9,97 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch, Türkisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch, Türkisch

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