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"Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde..."Der Silberfuchs-Verlag hat es sich zur Aufgabe gemacht, Länder und Kulturen erlebbar und er-hörbar zu machen; mit "Israel hören - Das heilige Land" ist nun ein Hörbuch über Historie und Kultur Israels entstanden. Typischerweise beginnt die Lesung, die wie die anderen Bücher der Reihe sehr ausdrucksstark von Sprecher Rolf Becker vorgetragen wird, mit einem Zitat aus der Schöpfungsgeschichte. Überhaupt ziehen sich die Themen Religion und Glaube wie ein roter Faden durch das komplette Hörbuch und verdeutlichen, wie existenziell die Heilige Schrift als Wurzel und Dokumentation des jüdischen Volkes ist. So finden sich viele Einschübe und Zitate, die dem Tanach entstammen und die den meisten Hörern aus der Bibel wohlbekannt sein dürften.
Die Länder-Reihe des Silberfuchs-Verlages berichtet stets chronologisch - was in diesem Fall heißt, dass das Hörbuch etwa 2000 Jahre vor unserer Zeitrechnung ansetzt und schließlich ungefähr in der heutigen Zeit endet.
Wer lediglich harte Fakten und eine chronologische Aufzählung historischer Tatsachen zu Israel erwartet, der wird enttäuscht - oder besser gesagt: positiv überrascht. Die Silberfuchs-Hörbücher sind weniger als klassisches Sachbuch angelegt, obwohl sie viel Wissen vermitteln, sondern bieten vielmehr eine reizvolle, sinnliche Collage in Hörform. Die Kapitel legen unterschiedliche Schwerpunkte, werden immer wieder unterbrochen und untermalt von Gesängen, Zitaten, Musikeinspielungen. Dieses Collagenhafte, Fragmentarische ist reizvoll und immer spannend zu hören, bietet jedoch demjenigen, der sich wenig mit dem Land Israel auskennt, ab und zu wenig Orientierung. Vieles wird nur angerissen, allerdings kann man ja bei einer achtzigminütigen Produktion auch nicht erwarten, dass sie die komplette Geschichte eines Landes wiedergibt. Die 21 Tracks vermitteln Interessantes und Wissenswertes rund um die Besiedelung des Gebietes Kanaan durch israelitische Stämme, über die zahllosen Besatzungszeiten durch Römer, Byzantiner, Araber, Mamelucken und Osmanen, über den Zionismus und viele weitere Etappen israelischer Geschichte.
Überraschenderweise wird der Holocaust nahezu übersprungen; er wird in wenigen Sätzen am Ende des Hörbuchs kurz angesprochen, aber nicht weiter thematisiert. Überhaupt liegt der Schwerpunkt der Inhalte ganz eindeutig nicht auf der modernen Zeit; erst die letzten beiden Tracks schaffen den Sprung ins 20. Jahrhundert, in dem im Jahr 1948 der Staat Israel gegründet wurde. "Israel hören" endet dann in den 1970er Jahren und thematisiert - zum Glück? - auch nicht den politischen Konflikt mit Palästina.
Am Ende, wenn ein bewegendes Zitat aus dem Werk des israelischen Schriftstellers und Friedensaktivisten Amos Oz vorgelesen wird, erwacht man wie aus einem Traum. "Israel hören" berichtet in poetischer und eindrucksvoller Weise von einem Volk, das die meiste Zeit durch Fremdmächte bestimmt und geprägt wurde, das seinerseits die restliche Welt wie kaum eine andere Hochkultur prägte und das - um es mit den Worten von Amos Oz zu sagen - eine Geschichte von Liebe und Finsternis durchlebte. Insgesamt ein sehr lohnenswertes Hörbuch, das trotz seiner sehr schönen künstlerischen Aufmachung allerdings sehr teuer ist.