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Ein Vielschreiber ist der US-amerikanische Autor Matt Ruff wahrlich nicht, dafür werden seine Romane aber von Kritikern wie Lesern gleichermaßen sehr gelobt. Nach "Fool on the Hill" (1991), "G.A.S. - Die Trilogie der Stadtwerke" (1998) und "Ich und die anderen" (2004) erschien nun die Übersetzung zu Ruffs jüngstem Werk: "Bad Monkeys". Zeitgleich zum Erscheinen des Buches veröffentlichte der Hörverlag im Februar 2008 eine gekürzte Lesefassung der Erzählung.
Jane Charlotte wurde wegen Mordes verhaftet und sitzt nun in der psychiatrischen Abteilung des Gefängnisses von Las Vegas. Dort muss sie sich den Fragen des Gefängnispsychiaters Dr. Vale stellen, der ihr die Beweggründe für ihr abgebrühtes Handeln entlocken will. Und so fängt Jane an zu erzählen: Seit etlichen Jahren schon ist sie eine Auftragskillerin im Dienste der so genannten "Organisation", die sich der Bekämpfung des Bösen verschrieben hat. Unter Aufsicht der "Abteilung für die finale Ausschaltung nicht zu rettender Personen" - kurz: "Bad Monkeys" - ist sie für die Beseitigung bedrohlicher Schurken verantwortlich, derer man sich mittels neuartiger NT-Waffen - Waffen, die eine natürliche Todesursache wie Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen - entledigt. Jane Charlottes Behauptungen an sich klingen schon haarsträubend, doch verstrickt sich die junge Frau im Verlauf des Gesprächs auch beständig in Widersprüche. Was kann Dr. Vale der gleichgültig wirkenden Inhaftierten glauben, woran muss er zweifeln? Ist Jane einfach nur verrückt? Oder gibt es die "Organisation" tatsächlich? Bald schon fällt es schwer, Schein und Sein noch voneinander zu unterscheiden
"Bad Monkeys" ist ein unglaublich intelligenter und vielschichtiger Thriller über Wirklichkeit und Illusion, der seinen Hörer bis zum Ende an der Nase herumführt und immer wieder in überraschende Wendungen und unerwartete Erkenntnisse mündet, die die gesamte Handlung um 180 Grad drehen und durch die veränderte Perspektive eine völlig neue Sicht der Dinge ermöglichen. In Form eines interviewhaften Gesprächs zwischen Jane Charlotte und dem Gerichtspsychiater entfaltet sich das Leben der Protagonistin vor den Augen des Hörers in überaus spannender und fesselnder Art und Weise. Atemlos lauscht man, wie schon die junge Jane erstmals in Kontakt mit der "Organisation" gekommen ist, wie sie Jahre später endlich den Leitspruch "Omnes mundum facimus" begreift und in die Reihen der "Bad Monkeys" aufgenommen wird, wie sie schließlich ihre ersten Aufträge erhält, plant und ausführt. Ob tatsächlich etwas an Jane Charlottes angeblichen Erlebnissen dran ist, spielt dabei für die Spannung zunächst einmal keine Rolle.
Die Lesung zu Matt Ruffs Roman wurde passenderweise auf drei verschiedene Sprecher aufgeteilt: Während Jane Charlotte (Jasmin Tabatabai) ihre Lebensgeschichte dem Gefängnispsychiater Dr. Vale (Oliver Brod) erzählt, übernimmt Heikko Deutschmann den Part eines Erzählers, der das Gespräch immer wieder für kurze Zeit unterbricht und den Dialog aus Sicht eines außenstehenden Beobachters im Präsens berichtet. Was in der Theorie eine gute Idee ist, geht in der Praxis zumindest teilweise nicht ganz auf: So wirken Oliver Brods gelegentliche Fragen als Psychiater steif und ungelenk, was sicherlich auch auf die Undankbarkeit dieses kleinen Parts zurückzuführen ist. Jasmin Tabatabai hingegen findet nach einer erfreulicherweise nicht allzu langen Eingewöhnungsphase schließlich vollständig in ihre Rolle hinein und mimt eine überaus glaubwürdige Jane Charlotte, und auch Heikko Deutschmanns angenehmer Vortrag gefällt.
Fazit:
Zwar wird der Gesamteindruck der Lesung zu "Bad Monkeys" durch kleinere Schwächen in Handlung und Vortrag ein wenig getrübt, dennoch ist das Hörbuch herrlich abgedreht und durch seine zahlreichen unvorhersehbaren Wendungen gnadenlos spannend.