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 Medicine River

Autoren: Thomas King
Übersetzer: Cornelia Panzacchi
Verlag: A1 Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


"Medicine River", das ist der Namen einer Kleinstadt in der Nähe eines Reservates der Blackfoot-Indianer. Dort lebt Will, der Protagonist des gleichnamigen Romans. Er ist Fotograf und kam eigentlich nur zur Beerdigung seiner Mutter nach Medicine River zurück. Doch bei dieser Gelegenheit lernte er Harlen Bigbear kennen, und der hat seine eigene Vorstellung darüber, wie und vor allem wo Will glücklich werden kann. Und so kommt Will dann doch aus Toronto zurück und eröffnet ein Foto-Atelier. Das soll allerdings nicht Harlens letzte Einmischung in Wills Leben bleiben ...

Der Leser steigt im ersten Kapitel gleich in die Handlung ein. Dabei ist jedes Kapitel zweigeteilt: Im einen Teil wird der aktuelle Handlungsfaden weitererzählt, der im Jetzt und Heute spielt, doch daneben gibt es immer auch einen Handlungsfaden in der Vergangenheit, je Kapitel ein anderer. Diese beiden Fäden wechseln sich immer ab, wobei King es wunderbar schafft, sie so zu verweben, dass der Bruch der einen Story auch immer wieder die andere vorantreibt. So erfährt man viel über Wills Vergangenheit. Die Geschichte, wie er nach Medicine River kam, wird erst nach und nach offen gelegt, und der Autor kokettiert geschickt mit dem aktuellen Handlungsfaden - so viel sei verraten: es geht auch um die Liebe -, sodass man gar nicht anders kann, als weiterzulesen.

So sympathisch die Figur des Will jedoch ist, so sehr kann Harlen nerven. Man muss diese Art von Figur, die sich immer und überall einmischt, Winke mit diversen Zaunpfählen nicht versteht und für alles ihre eigenen Interpretation hat, die mit der Wahrheit nicht immer wirklich etwas zu tun hat, mögen, um sich darauf einlassen zu können. Wenn nicht, kann sich der Leser immer noch glücklich schätzen, keinen Harlen in seiner Nähe zu wissen.

Doch King punktet vor allem mit seinen Dialogen. Besonders im Gespräch mit Harlen gilt es oft, Klippen zu umschiffen und zu warten, bis Harlen zum Punkt kommt, doch diese Gespräche wirken authentisch - denn solche Leute kennt mit Sicherheit jeder, Leute, die vom Hundertsten ins Tausendste kommen und zum Schluss so gewagte Gedankensprünge vollziehen, dass man als Gesprächspartner verwirrt zurückbleibt. Es steckt Humor in diesen Dialogen, oft ein leiser, versteckter Humor, der mit den schenkelklopfenden Sprüchen heutiger "Comedians" wenig zu tun hat.

"Medicine River" ist ein leiser, langsamer Roman, der sich die Mühe macht, seine Figuren ordentlich zu behandeln und einzuführen. King hat mit diesem Werk etwas geschaffen, das zwar nicht die Welt der Indianer so zeigt, wie sie sich die meisten (weißen) Menschen vorstellen, das aber dennoch die Sichtweise und Lebenseinstellung dieser Menschen zu vermitteln weiß. Ein lesenswertes Buch.

Sabine Hunsicker



Hardcover | Erschienen: 01. April 2008 | ISBN: 9783940666000 | Originaltitel: Medicine River | Preis: 19 Euro | 264 Seiten | Sprache: Deutsch

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