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Verkehrsunfälle ereignen sich täglich auf deutschen Straßen, immer erleiden dabei Menschen Verluste. Mit diesen Verlusten beschäftigt sich der Roman "Fluchtwunden" von Manfred Reuter.
Auf der B51 in der Eifel ereignet sich bei Neuendorf ein tragischer Unfall. Zwei junge Männer und ihre Mutter sterben dabei, einige andere Menschen werden verletzt. Der Polizei am Unfallort bietet sich ein Bild des Schreckens.
Die junge Rocksängerin Kathi, bekannt als "Running Snail", ist sich unsicher: Hat sie wirklich einen Knall vernommen? Hat sie wirklich mit dem Außenspiegel ihres Porsches den Unfallwagen touchiert und dadurch den Unfall verursacht?
Panisch lässt sie zuhause den Spiegel austauschen, doch an diesem findet sich keine Unfallspur. Dennoch ist sie überzeugt, an diesem Unfall mit drei Toten schuld zu sein. Diese Schuld treibt sie zurück in die Fänge eines Gespensts aus der Vergangenheit: Sie beginnt zu ritzen, denn sie ist sich sicher, dass Blut und Schmerzen den inneren Schmerz, den Selbsthass und die Unsicherheit, die sie verspürt, heilen können.
Auf ihrer Tour begegnet sie dem Journalisten Paul Fricke, der bei einem tragischen Verkehrunfall seine Frau und seine beiden Söhne verlor, während er in einem Meeting seiner Zeitung saß. Diesen Verlust verwindet er, indem er sich in Arbeit stürzt. Im Zuge dieser lernt er die junge, hübsche Sängerin Kathi kennen und fängt an, neuen Lebensmut zu schöpfen. Auch sie überwindet durch seine Hilfe langsam die Wunden aus ihrer Vergangenheit, doch diese Romanze ist von vorneherein zum Scheitern bestimmt.
Die Polizei tappt größtenteils im Dunkeln, trotz aufwändiger Ermittlungsarbeit. Der Täter scheint ein Phantom zu sein, unfassbar. Dies belastet vor allem den Soko-Chef Gerhard Faust bis an seine Grenzen.
Die Handlung beruht auf einer wahren Begebenheit: Der Unfall auf der B51 ereignete sich wirklich, auch in der Realität wurde der wahre Täter nie gefunden. In ganz Europa wurde ermittelt, rund 650 Porsche Boxter untersucht, ohne Ergebnis. Nach fünf Jahren musste die Akte ohne Erfolg geschlossen werden.
Manfred Reuter fesselt den Leser mit dieser tragischen Geschichte. Eindrucksvoll verwebt er das reale Ereignis des Unfalls mit der fiktiven Handlung um die direkt und indirekt Betroffenen. Dabei steht nicht nur der Unfall mit seinen Auswirkungen im Mittelpunkt, auch Kathis schwere Kindheit in einem bigotten Elternhaus wird beleuchtet, zusammen mit der zwanghaften Sucht nach Schmerzen, die dadurch ausgelöst wird.
Der Leser wird hineingesogen in diese Verstrickungen aus Schmerzen der Vergangenheit und Verlusten der Gegenwart und verzweifelt ob der Tragik, dass gerade das, was Kathi und Paul wieder glücklich machen kann, sie am Ende zerreißen wird.
Auch die Figur des Kommissars Gerhard Faust besticht durch seine genaue Beschreibung. Seine Verzweiflung darüber, einfach nicht weiterzukommen in diesem Fall und dem trauernden Vater und Ehemann Paul Fricke keinen Schuldigen präsentieren zu können, geht unter die Haut.