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 Film Noir


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Als der Mann erwacht, beginnt erst der Alptraum. Neben ihm liegt ein erschossener Polizist, er selbst wurde von dem Ermordeten angeschossen und aus seiner Waffe ist der tödliche Schuss abgefeuert worden. Doch er kann sich an nichts erinnern, nicht an den Mord, nicht daran, wie er hierher gekommen ist, nicht mal wie er heißt. Einzige Spur ist der Name David Hudson und ein Handy, das er bei sich trägt. Mühsam beginnt die Suche des Mannes nach seiner Vergangenheit. Ist er dieser Hudson? Warum ist die Polizei hinter ihm her? Wer will ihn ermorden? Warum haben alle Menschen, denen er begegnet, furchtbare Angst vor ihm? Ist er ein so grausamer Mensch, wie es scheint?
Je tiefer der Mann sich in "seine" Vergangenheit verstrickt, umso abscheulicher kommt ihm dieser Fremde vor. Er hat Frauen gequält, vergewaltigt, mit Drogen versorgt, vielleicht sogar ermordet. Bald ist sich der Mann nicht mehr so sicher, ob er seine Erinnerung zurückhaben will. Zumal jeder Schritt in seine Vergangenheit gefährlicher wird. Es scheinen ihn nicht nur die Frauen, die er trifft, zu hassen und die Polizei ihn zu verfolgen - irgendjemand versucht mit immer brutaleren Methoden, sich seiner zu entledigen.

Wer "Renaissance" und "Sin City" mag, wird sich vielleicht den 2007 in die amerikanischen Kinos gekommenen "Film Noir" kaufen. Zu ähnlich sind sich die Angaben zu Machart, Anspruch und Design. Und wer sich die ersten Minuten ansieht, wird begeistert sein. Unterlegt von einer sensationellen Jazzmusik entfaltet sich eine düstere, spannende und hochdramatische Geschichte. Zwar nerven die miserablen Animationen der sehr detaillosen Figuren des Films - Mimik und Gestik erinnern an Schaufensterpuppen -, doch Musik, Geschichte und grandios gezeichnete Hintergründe fesseln den Zuschauer nachhaltig.
Vor allem die wenigen Farbelemente, die wie zufällig Details betonen und die Schwarzweiß-Optik gekonnt brechen, und die kryptische Story nehmen auch nach einer halben Stunde noch gefangen. Leider können das die Personen in diesem "Film Noir" nicht. Sie sind extrem eindimensional, verhalten sich absolut vorhersehbar und bewegen sich durch die Kulisse wie Schlafwandler. Die Männer sind knallhart, die Frauen extrem sexy - wie Schaufensterpuppen mit viel zu großen Brüsten -, die Polizei gnadenlos und die Kugeln fliegen, mal in Zeitlupe, mal in Echtzeit, dutzendweise durch das Bild. Treffer gelingen den Schützen dabei sehr selten - selbst eine zwanzigsekündige Maschinengewehr-Salve trifft gerade siebenmal den nur einige Meter entfernt fahrenden Wagen - der Held bleibt natürlich unverletzt.
Es sind diese unnötigen, unlogischen Szenen, die immer häufiger ein wenig den Spaß verderben. Wären nicht der Soundtrack und die wirklich düstere Atmosphäre, die der Film erzeugt, man würde gähnen. Auch die überzogenen Sexszenen, die übermäßige Gewalt und die Lächerlichkeit der Hauptidee des Films - die hier nicht verraten werden kann, da sie, einmal aufgedeckt, dem Film extrem an Spannung nimmt - verhindern, dass man den Film wirklich mit Genuss ansieht. Zu viel passt nicht zusammen, zu wenig fesselt nachhaltig.

Wären die Animationen besser, die Story nicht gar so sehr auf Härte, Sex und Gewalt getrimmt - "Film Noir" wäre ein Leckerbissen. Dank der einmalig gelungenen Hintergründe und des exquisiten Soundtracks sowie des lange fesselnden Geheimnisses um die Identität des Mannes kann man den Film auf DVD zwar durchaus empfehlen, ein Meilenstein wie "Sin City" oder "Renaissance" ist er jedoch nicht.

Eine Warnung noch zum Schluss: Der Film hat nicht umsonst die FSK-16 bekommen. Nicht nur Sex, nackte Frauen und Geschlechtsverkehr und einige angedeutete Sado-Maso-Szenen, auch ein kurzer Ausschnitt, der einen grausamen Mord nebst dem Trinken des aus der durchgeschnittenen Kehle austretenden Blutes zeigt, können - trotz Zeichentrickoptik und miserabler Animation - schwer auf den Magen schlagen. Diesen Film sollten sich meiner Meinung nach wirklich nur Erwachsene zu Gemüte führen.

Da es sich bei der rezensierten Version um eine Einzel-DVD handelt, können die Extras der im Juni in den Handel gelangenden Doppel-DVD nicht bewertet werden.

Stefan Erlemann



DVD | Disc-Anzahl: 2 | Erschienen: 01. Juni 2008 | FSK: 16 | Laufzeit: 96 Minuten | Originaltitel: Film Noir | Preis: 18,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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