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Ökonom, Jurist, Historiker, Politikwissenschaftler, Soziologe, Philosoph: Max Weber hat im Laufe seines wissenschaftlichen Lebens in den verschiedensten Bereichen mitgemischt, so dass er von manchen gerne als einer der letzten Universalgelehrten des 19. und 20. Jahrhunderts bezeichnet wird. Er gilt als einer der wichtigsten Begründer des Faches Soziologie, übte aber auch auf benachbarte Disziplinen enormen Einfluss aus. Studenten der Geisteswissenschaften - ob sie nun aus der Geschichtswissenschaft, Soziologie oder Politikwissenschaft stammen - kommen auch heute, über 80 Jahre nach Webers Tod, nicht um seine Definitionen und Schriften herum.
Nun war Max Weber allerdings ein fleißiger Schreiber und hinterließ ein umfangreiches Werk. Allein "Wirtschaft und Gesellschaft" umfasst mehr als 1000 Seiten. Noch umfangreicher und vielfältiger als sein Werk selbst ist die mittlerweile schon ganze Bibliotheken füllende Sekundärliteratur über Weber. Umso erfreulicher ist es, dass Hans-Peter Müller in dem vorliegenden Buch nach einer kurzen biographischen Einführung die wichtigsten Lesarten und Interpretationsansätze zu Webers Schriften vorstellt.
In zwölf Kapiteln, verteilt auf rund 300 Seiten, reißt Hans-Peter Müller die verschieden Ansätze und Forschungsbereiche Webers an. Webers umfangreicher Methodologie und Religionssoziologie, zu welcher auch das bekannte und häufig zitierte Konzept der protestantischen Ethik zählt, widmet Müller gleich je zwei Kapitel. In weiteren Kapiteln werden seine Herrschaftssoziologie sowie die soziologischen Grundbegriffe vorgestellt. Bevor Müller dann im zwölften Kapitel noch einmal Resümee zieht, geht er in den beiden vorherigen Kapiteln eingehender auf einige berühmten Schriften Webers ein: Zum einen auf "Wissenschaft und Politik als Beruf" und zum anderen auf "Wirtschaft und Gesellschaft". Wie so oft stellt sich auch hier heraus, dass es keine allein gültige beziehungsweise endgültige Interpretation gibt.
Für eine Einführung ist Hans-Peter Müllers Buch nicht nur umfangreich, sondern auch vielschichtig und daher ein empfehlenswerter Ausgangspunkt für Studierende, die sich ausgiebiger mit den Schriften Max Webers auseinandersetzen möchten. Ein 24-seitiges Literaturverzeichnis am Ende zeigt weiterführenden Lesestoff auf. Darüber hinaus bietet dieses Buch aber auch einen guten und verständlich geschriebenen Überblick für all diejenigen, die sich nur kurz und bündig über das Thema informieren wollen, sei es aus Interesse oder Notwendigkeit. An Max Weber führt in einem geisteswissenschaftlichen Studium im Grunde kein Weg vorbei. Für Studienanfänger, insbesondere für Erstsemester, dürfte dieses Buch allerdings ein wenig zu anspruchsvoll sein und eher zu Frustration führen, als dass es wirklich weiterhilft, da hier bereits viele Konzepte aus der Geschichtswissenschaft, Philosophie und Soziologie vorausgesetzt werden.