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In Enlad treffen immer mehr Nachrichten ein, die den König zum Handeln nötigen. Die Menschen verrohen, die Tiere weisen immer häufiger Missbildungen auf und selbst die Zauberer vergessen die Worte der Macht und sind ihm keine Hilfe. Als auch noch Drachen gesichtet werden, die sich gegenseitig zerfleischen, ahnt er, dass schreckliche Zeiten für das Inselreich anbrechen.
Tragischerweise gerät ausgerechnet sein geliebter Sohn unter den Bann des Ungeistes, der die Erdsee befallen hat. Tief in der Nacht schleicht er sich zum Thronsaal und ersticht den eigenen Vater. Dann flieht er, entsetzt über seine Tat, die er weder wollte noch sich erklären kann. Als er wenig später in der Wüste von einem Rudel Wölfe gestellt wird, scheint sein Leben zu enden. Doch der Erzmagier von Rok, der als Sperber inkognito durch die Inselwelt reist, um herauszufinden, was die Menschen und Tiere so verstört, rettet ihn im letzten Augenblick. Er nimmt den siebzehnjährigen Prinzen von Enlad als seinen Wandergesellen bei sich auf und führt ihn nach Hort. Dort will er mit seinen Nachforschungen beginnen.
Nachdem von September 2007 bis Januar 2008 der Kinofilm "Die Chroniken von Erdsee" als Manga-Version erschienen ist, jedoch miserabelste Kritiken einfuhr, nun also die Umsetzung auf DVD.
Wer die vier Comic-Bände gelesen hat und nun den Film sieht, reibt sich erstaunt die Augen. Aus den verwaschenen Bildern, den lächerlichen Sprechblasen, der zusammengestückelt wirkenden Handlung ohne wirkliche Erklärungen oder auch nur den Ansatz eines Spannungsbogens wird wie durch ein Wunder ein optisch beeindruckender Film.
Grandiose Landschaftsbilder, unglaublich detailreiche Zeichnungen faszinieren von Beginn an. Der Drachenkampf, auf Papier noch albern bis dämlich, wird im Fernsehen zu einem erstklassig animierten, hoch spannenden und dramatischen Ereignis. So sollen Filmbilder wirken.
Da auch die Musik beeindruckt und die wenigen Charaktere den Zuschauer schnell gefangen nehmen, bleibt als Hauptkritikpunkt nur die Story des Films.
Und die hat, wenn man die Bücher von Ursula K. LeGuin gelesen hat, kaum Wiedererkennungswert. Es ist eine mehr schlecht als recht aus vier Romanen und weiteren hinzugefügten Elementen zusammengeklatschte Geschichte, die sich nicht selbst erklärt und vieles ungesagt lässt. Hat man eine werkgetreue Verfilmung erwartet, kann man das Ergebnis nur als absolutes Desaster werten.
Kennt man die Bücher aber nicht und ist vielleicht auch von den Mangas verschont worden - sieht man den Film also völlig unvoreingenommen, kommt man zu dem Schluss, dass hier ein optisch perfekter Anime mit einer sehr komplexen, viel sagenden und wenig erklärenden Handlung gelungen ist, der nachhaltig beeindruckt. Gerade die stillen Momente, die Filmpassagen ohne Ton oder mit wenigen Worten sind die Stärken dieser Umsetzung. Hier wird sich enorm viel Zeit gelassen, die Geschehnisse für sich wirken zu lassen und nicht alles unter einem Teppich an Erläuterungen zuzudecken. Dies kann man kritisieren, muss man aber nicht. Der Film ist eben unkonventionell und experimentell.
Eins ist er aber mit Sicherheit nicht, ein Kinderfilm. Die Freigabe "ab sechs Jahren" ist ein schlechter Scherz. Nicht nur, dass es recht grausam zugeht. Die Geschichte ist auch so komplex und schwierig zu verstehen, dass es für Kinder kaum ein Genuss sein kann, die fast zwei Stunden durchzustehen. Hier wäre eine FSK-12 angebracht gewesen.
Dieser Film ist die Überraschung der Anime-Saison. Vor allem die harschen Kritiken der Manga-Ausgabe, aber auch die Stellungnahmen der Autorin, die sich von Inhalt und Umsetzung distanziert hat, ließen Schlimmes erahnen. Umso größer ist die Überraschung. Dieser Film ist kein Meilenstein, aber ein vor allem optisch sehr beeindruckender Film, der einen sehr ungewohnten Blick auf Erdsee wirft und damit nachhaltig begeistern kann.
Wer mehr über den Film, die Technik und die Hintergründe der Produktion erfahren will, sollte sich die - deutlich teurere - Doppel-DVD zulegen, denn auf der vorliegenden DVD sucht man Extras vergeblich.