Der begeisterte Großjäger Optimat Quaternus thi Kouramnion muss aufgrund einiger unangenehmer Vorfälle Sidor Valantis verlassen. Doch sein Unternehmen ist nicht ohne Zweck, denn er heuert einige Tierkundler und Söldner an, um eine Expedition zur Erforschung der myranischen Tierwelt zu unternehmen. Seine tagebuchartigen Aufzeichnungen sind das einzige, was von ihm übrig geblieben ist. Ein anderer Wissenschaftler hat diese Aufzeichnungen gesichtet, zusammengefasst und mit zusätzlichen Kommentaren ausgestattet. Daraus entstand der "Codex Monstrorum".

In diesem Kreaturenband wurden einmal nicht sämtliche Lebewesen nach Listen und Werten geordnet. Stattdessen wird der Leser mit den Aufzeichnungen eines Großwildjägers konfrontiert. Um dem Ganzen eine gewisse Authentizität zu verleihen, sind zusätzlich die Seiten pergamentartig unterlegt. Dies schafft beim Lesen einen gewissen Flair. Die Reiseroute des Optimaten und seiner Begleiter führt ihn durch die westlichen Herrschaftsgebiete des Imperiums und einen Teil darüber hinaus.

In seinen Erzählungen berichtet er natürlich nicht nur von seinen Erlebnissen, sondern auch von den eigenartigen Kreaturen, denen er unterwegs begegnet ist. Durch diese Art der Präsentation wird dem Rollenspieler nicht nur Information über die Tierwelt mitgeliefert, sondern er bekommt gleichzeitig viele interessante Details über die Sagen, Legenden und das Ansehen einer bestimmten Tierart mit. Dadurch werden die vorgestellten Wesen mit Leben erfüllt und bieten einige Ansatzpunkte, sie in eigene Abenteuer einzubauen.

Für den eher sachlichen Leser beinhaltet das Buch für die verschiedenen Tierarten genauere Beschreibungen und Abbildungen, woraus man auf die unterschiedlichen Eigenschaften schließen kann. Wer es präziser haben möchte, der blickt auf die Liste der vorgestellten Tierarten am Ende des Buches, denn hier werden sie mitsamt ihren Spielwerten noch einmal kurz präsentiert. Schön hierbei ist allerdings, dass nicht der letzte Schleier gelüftet wird, sondern bei einigen Arten es im Schweben gelassen wird, ob die Gerüchte und Legenden stimmen oder nicht. Für den Spielleiter gibt es zusätzlich noch kleine Hinweise, wie er einzelne Ereignisse oder Kreaturen in ein eigenes Abenteuer oder gar eine ganze Kampagne einbetten kann.

Das "Codex Monstrorum" ist in seiner Aufmachung außergewöhnlich. Statt übersichtlicher Listen erhält der Leser einen Reisebericht, der zwar intensiver gelesen werden muss, um Informationen preis zu geben, doch bietet er dadurch auch viel mehr Details. Zumal die einzelnen Geschöpfe, die vorgestellt werden, allesamt recht mystisch und außergewöhnlich sind, so dass man ihre Werte nicht ständig nachschlagen können muss, sondern vielmehr um ein oder zwei Exemplare von ihnen ein eigenes Abenteuer spinnen kann.

Dämonische Wesenheiten, Chimären und andere Monstren werden dem Leser bunt gemischt präsentiert. Zur besseren Orientierung gibt es aber am Buchende eine Karte, auf der die Reiseroute und die Seitenzahlen der dazugehören Berichte für die einzelnen Orte gekennzeichnet sind.

Mit diesem Buch bekommt man keine Liste, sondern Ideen. Die simplen Haustiere werden ja schon im Grundbuch erklärt und andere Land-, Feld- und Wiesentiere kann man sich leicht aus den Fingern saugen. Diese Geschöpfe allerdings haben eine Geschichte hinter sich und geben viele Ansätze für tolle Abenteuer. Aufmachung und Schreibstil passen wunderbar zusammen und machen deutlich, dass Rollenspiel nicht nur aus Werten besteht. Der einzige Makel ist die etwas zu helle Schrift, die auf dem "pergamentenen" Papier manchmal zu undeutlich ist. Aber davon abgesehen ist "Codex Monstrorum" ein wirklich geniales Bestienbuch, das Ideen schafft und gleichzeitig genug Raum für eigene Schöpfungen lässt.