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Seit ihrem Erscheinen gehört Philip Pullmans Jugendbuch-Trilogie "His Dark Materials" zum Besten, was das fantastische Genre zu bieten hat. Nach "Der Goldene Kompass" hat Rufus Beck nun auch "Das Magische Messer" für das Hörbuch-Hamburg-Label Silberfisch ungekürzt eingelesen.
Nachdem ihr Vater Lord Asriel im hohen Norden einen Durchgang zwischen den Welten geöffnet hat, gelangt Lyra in eine ihr fremde Stadt namens Cittàgazze, in der es keine Erwachsenen zu geben scheint. Bald schon trifft sie auf den Jungen Will, der jedoch ebenfalls aus einer anderen Welt stammt - der unsrigen nämlich - und durch ein Fenster in der Luft hierher gelangt ist. Von anderen Kindern erfahren die beiden Jugendlichen, dass diese Welt von Geistern bevölkert ist, die jedem Erwachsenen, den sie erwischen, die Seele aussaugen, so dass er zu einer willenlosen Hülle wird.
Auf der Suche nach jemandem, der ihr mehr über den sogenannten "Staub" erzählen kann, begleitet Lyra Will in das Oxford seiner Welt. Angeleitet von ihrem Alethiometer trifft das Mädchen dort auf die Wissenschaftlerin Dr. Malone, deren Forschungsgebiet sich mit kleinen Partikeln beschäftigt, die sie selbst "Dunkle Materie" nennt und die mit dem geheimnisvollen Staub aus Lyras Welt übereinzustimmen scheinen.
Doch Lyras Alethiometer zieht auch die Aufmerksamkeit des wohlhabenden Sammlers Charles Latrom auf sich, der sich das Vertrauen des Mädchens erschleicht, um ihr das kostbare Instrument in einem Moment der Unachtsamkeit schließlich zu entwenden. Lyra muss das Alethiometer jedoch unbedingt wiederhaben, denn nur mit dessen Hilfe kann sie nicht nur ihren Vater unterstützen, sondern auch Will bei der Suche nach seinem vor Jahren verschollenen Vater beistehen. Nur unter einer Bedingung ist Latrom bereit, Lyra das Instrument zurückzugeben: Er möchte ein außergewöhnliches Messer haben, das sich derzeit im Torre degli Angeli in Cittàgazze befindet ...
Eines gleich vorweg: So gut wie sein Vorgänger "Der Goldene Kompass" ist "Das Magische Messer", als zweiter Band das Mittelstück der Trilogie "His Dark Materials", auf jeden Fall nicht. Gründe dafür gibt es mehrere. War der Handlungsverlauf bei "Der Goldene Kompass" noch sehr linear und lediglich auf Lyra ausgerichtet, so trennt Philip Pullman die Handlung von "Das Magische Messer" in verschiedene Erzählstränge auf und folgt im Wechsel Will, Lyra, Dr. Malone, der Hexe Serafina Pekkala und dem Aeronauten Lee Scoresby bei ihren Abenteuern. Während die Geschichte dadurch in gewisser Weise an Facetten gewinnt, verliert sie jedoch auch an Kraft und Intensität, zumal man als Leser - respektive Hörer - bei einigen der Figuren kaum Weiterentwicklungen erkennen kann. Hinzu kommt, dass der Panzerbär Iorek Byrnison - einer der stärksten Charaktere des vorangegangenen Bandes - nicht wieder auftaucht. Auch der Spannungsbogen ist nicht ganz sauber gezogen, und so braucht "Das Magische Messer" einige Zeit, um vollends Fahrt aufzunehmen und den Rezipienten an sich fesseln zu können. Doch bei aller Kritik - die im Endeffekt hauptsächlich daher rührt, dass "Das Magische Messer" im Schatten seines grandiosen Vorgängers steht - darf ein bedeutender Punkt nicht vernachlässigt oder gar vergessen werden: Trotz seiner Schwächen liefert die Erzählung eine intelligente, weitsichtige und nach kurzer Anlaufzeit auch packende Fortsetzung zu "Der Goldene Kompass", die sich in vielerlei Hinsicht überaus positiv von dem abhebt, was der Fantasy-Markt derzeit zu bieten hat.
Rufus Beck trägt seine vollständige Lesung des Romans gelungen und abwechslungsreich vor, verzichtet jedoch weitestgehend auf seine vielfältigen Stimmmodulationen, die ihn als Hörbuchsprecher berühmt gemacht haben. Einerseits schade, denn als Ein-Mann-Hörspiel wäre "Das Magische Messer" sicherlich noch lebendiger geworden, andererseits verständlich, denn die Charaktere dieses zweiten Bandes bieten nicht allzu viele Ansatzpunkte für eine akustische Interpretation.
Fazit:
Qualitativ steht "Das Magische Messer" zwar im Schatten von "Der Goldene Kompass", dennoch wird Rufus Becks vollständige Lesung des fantastischen Romans zu einem kurzweiligen, unterhaltsamen und letzten Endes auch spannenden Abenteuer. Da freut man sich als Hörer umso mehr auf den Abschluss der Trilogie - "Das Bernstein-Teleskop" -, der bereits für Juli 2008 angekündigt wurde.