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 Rachel Morgan, Band 2: Blutspiel

Serie: Rachel Morgan, Band 2
Autoren: Kim Harrison
Übersetzer: Alan Tepper
Verlag: Heyne

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Die Kopfgeldjägerin Rachel Morgan schlägt sich weiterhin mehr schlecht als recht durchs Leben und hat alle Hände voll zu tun, um die monatliche Miete aufzubringen. Trotz der Hilfe des Pixies Jenks und der Vampirin Ivy. Doch da macht ihr das FIB, unter der Führung von Captain Edden, ein verlockendes Angebot. In den letzten Wochen sind mehrere Hexen bestialisch ermordet worden und jetzt ist scheinbar auch der Freund von Trent Kalamacks Sekretärin dem Serienmörder zum Opfer gefallen, der allgemein nur der "Hexenjäger" genannt wird. Rachel wittert eine Chance, endlich den Abgeordneten Trent dingfest zu machen, der illegal mit Drogen handelt und auch vor Mord nicht zurückschreckt. Obwohl ihr Jenks und Ivy dringend davon abraten, nimmt sie den Job an. Dazu soll sie eins der Seminare der Kraftlinien-Hexe Dr. Anders besuchen, bei denen auch die Opfer zuvor angemeldet waren. Rachel hingegen findet auch heraus, dass sämtliche Opfer mit Trent Kalamack zu tun hatten, doch Edden macht ihr unmissverständlich klar, dass sie den Abgeordneten in Ruhe lassen soll. Doch dann verschwindet auch Dr. Anders - nach einem gemeinsamen Essen mit Trent. Und tatsächlich verschaffen sich Captain Edden und dessen Sohn Detective Glenn einen Durchsuchungsbefehl für das Anwesen des Abgeordneten. Als eine Leiche gefunden wird, scheinen die Verhältnisse klar zu sein, doch Rachel Morgan ahnt nicht einmal, dass ihre Probleme jetzt erst richtig beginnen. Probleme mit einer rückfälligen Vampirin, die zufällig ihre Mitbewohnerin ist, Probleme mit einem machthungrigen Dämon und Probleme mit einem der mächtigsten Meistervampire Cincinnatis …


Der zweite Teil der Rachel-Morgan-Serie aus der Feder von Kim Harrison ist ein ebenso dicker Schinken wie Teil 1 und wieder frönt die Autorin ihrer Vorliebe für ausschweifende Dialoge und intensive Szeneriebeschreibungen. Trotz der einen oder anderen Länge im Handlungsablauf ist "Blutspiel" um einiges rasanter und temporeicher als "Blutspur", was unter anderem natürlich daran liegt, dass die Charaktere nicht mehr so intensiv vorgestellt werden müssen und auch Rachels Platz in der Dark-Fantasy-Welt Harrisons mittlerweile gesichert ist. Die Handlung setzt kurz nach Ende des ersten Buches ein und führt die eine oder andere Idee daraus fort. Zwar ist der vorliegende Band auch ohne Vorkenntnisse problemlos verständlich, doch den ganzen Spaß hat man natürlich nur, wenn man auch "Blutspur" kennt. Um die Welt von Rachel Morgan, ihren Charakter und ihre abgedrehten Abenteuer genießen zu können, benötigt man viel Fantasie und eine gehörige Portion Humor. Man muss sich einfach darauf einlassen und bekommt eine äußerst ideen- und facettenreiche Story geboten. Die Abenteuer der Hexe und Kopfgeldjägerin spielen in einer alternativen Welt, in der die Menschheit durch ein Virus beinahe ausgerottet wurde, der sich über Tomaten verbreitet hat. Da die Inderlander (all die Untoten, Vampire, Tiermenschen, Hexen, Fairies, Pixies und Trolle) gegen das Virus immun sind, glich sich das Bevölkerungsverhältnis schlagartig aus. Die Inderlander beschlossen aus dem Schatten herauszutreten und nun offen neben ihren menschlichen Mitbewohnern zu leben. Das bringt verständlicherweise diverse Probleme mit sich, welche Kim Harrison sehr anschaulich und bisweilen auch sehr komisch zu Papier bringt. Erzählt wird die Geschichte von Rachel Morgan in der Ich-Perspektive, was die Nähe zu dieser Figur noch intensiviert. Die Bücher Harrisons sind belebt von glaub- und liebenswürdigen Gestalten und Charakteren, die man schnell ins Herz schließt. Zwar ist auch "Blutspiel" nicht unbedingt bierernst gemeint und bietet eine Menge trockenen, schwarzen Humors, ist aber insgesamt blutiger und brutaler als der erste Band.
Rachel Morgan ist dabei der typische, sympathische Looser, der zwar einiges auf dem Kasten hat, aber dennoch ständig eins vom Schicksal auf den Deckel kriegt. Sobald die Hexe etwas Licht am Horizont erblickt, geht wieder irgendetwas schief und sie ist eine Monatsmiete im Rückstand, hat eine weitere Verpflichtung bei einem Dämon oder einfach Krach mit ihrem Freund. Dennoch bleibt Rachel immer am Ball, denkt positiv und ist zäh wie Kaugummi, wenn es darum geht, ihre Ziele zu verwirklichen. Hier gelingt Harrison eine beeindruckende Charakterstudie von einer starken Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt und dabei niemals aufgibt.
Die Jagd nach dem Serienmörder verleiht dem Buch den nötigen Thrill und dieses Mal gibt es auch ein richtiges Ende, obwohl noch viele Fragen offen bleiben, zum Beispiel wo Dr. Anders abgeblieben ist. Aber dafür gibt es schließlich bald einen dritten Band mit noch mehr Seiten und einem noch düstereren Cover. Leider wurde dem Titel bei der Übersetzung viel von seiner Innovation genommen. Im Amerikanischen bilden die Überschriften nämlich sehr einfallsreiche Abwandlungen berühmter Filmtitel. Der erste Roman hieß "Dead witch walking" und lehnt sich an den Film "Dead man walking" an, während "Blutspiel" im Original "The good, the bad and the undead" heißt. Stilistisch gibt es an dem Text wenig auszusetzen und es kommen auch nicht allzu viele Druckfehler vor, nur leider fehlt manchmal ein Wort, was den Lesefluss an den betreffenden Stellen erheblich stört.
Der vorliegende Band ist aber nicht nur prall gefüllt mit Romanhandlung, sondern bietet dem Leser auch einen interessanten Bonus. Hier hat sich Heyne einiges einfallen lassen und präsentiert ein Interview mit Kim Harrison sowie eine Kurzgeschichte von Christoph Marzi, der eine schaurig-schöne und sehr originelle Rotkäppchen-Variante für Erwachsene schrieb.
Äußerlich macht das Buch einen enorm guten Eindruck und passt sich im Layout perfekt dem ersten Band an. Das Auge mit dem Tier in der Mitte scheint das Aushängeschild der Rachel-Morgan-Abenteuer zu werden. Allerdings passt der Wolf eher zu der Erzählung von Christoph Marzi.

Fazit:
Sehr spannender und einfallsreicher Dark-Fantasy-Trip mit interessanten und glaubwürdigen Charakteren. An einigen Stellen hätte die Handlung allerdings gestrafft werden können, denn einige der mehr als sechshundert Seiten sind mit äußerst langatmigen Beschreibungen und Dialogen gefüllt. Für 13 Euro bekommt der Leser jedenfalls eine Menge geboten: Neben einem unterhaltsamen Dark-Fantasy-Thriller enthält das Buch ein Interview mit der Autorin, sowie eine Kurzgeschichte von Christoph Marzi.


Florian Hilleberg



Taschenbuch | Erschienen: 01. Dezember 2007 | ISBN: 9783453433045 | Originaltitel: The good, the bad and the undead | Preis: 13,00 Euro | 637 Seiten | Sprache: Deutsch

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