Eigentlich könnte alles perfekt sein. Josh und Sophie haben beide einen tollen Job für den Sommer gefunden. Josh arbeitet in einer kleinen Buchhandlung und seine Zwillingsschwester Sophie direkt gegenüber in einem Kaffee- und Teeladen. Doch mit einem Mal wird ihre komplette Welt auf den Kopf gestellt. Der Buchladen wird überfallen. Doch nicht von irgendwelchen gewöhnlichen Dieben, sondern von Wesen, die es nach Joshs Meinung höchstens in seiner Fantasie geben dürfte. Es sind menschenähnliche Männer, die komplett aus Lehm gefertigt wurden, was man ihnen auch ansieht. Doch die eigentliche Bedrohung stellt ein kleiner Mann dar, der offensichtlich Magie wirken kann. Aus seinen Händen sieht man eine Kraft fließen, mit der er alles in Schutt und Asche legt. Erstaunlicherweise scheint Joshs Chef Nick Fleming dieses Wunder ebenfalls zu beherrschen, denn die beiden greifen einander an.

Die Situation gerät vollends aus der Kontrolle, als auch noch Sophie und Perry Fleming, die Frau von Nick, auftauchen. Dem Angreifer gelingt es nicht nur, Perry zu entführen, sondern er erbeutet auch ein Buch, das für ihn von äußerster Wichtigkeit zu sein scheint. Als Josh, Sophie und Nick völlig erschöpft zurückbleiben, ist es an dem Buchhändler, die Zwillinge über das, was geschehen ist, zu informieren.

Es gibt sie tatsächlich, die Magie. Es ist Energie, die ein Mensch aus seiner Aura bezieht und umwandelt. Doch das ist noch nicht das Erstaunlichste, was die beiden an diesem Tag erfahren. Nick erklärt ihnen, dass er niemand anderer als der Alchemyst Nicholas Flamel ist und schon seit vielen hundert Jahren lebt. Das Buch, das der Fremde gestohlen hat, enthält nicht nur die geheime Formel für ein unendlich langes Leben, sondern noch viel mächtigere Zauber. Und diese sollen jetzt eingesetzt werden, um die Menschenhit unter den Willen von Wesen zu zwingen, die älter sind als alles, was sich Josh und Sophie ausmalen können. Nun sind sie mittendrin in diesem Kampf um die Erde. Die Zwillinge tauchen ein in eine Welt voller Magie, aber auch voller Gefahren.

Der erste Band der Reine "Die Geheimnisse des Nicholas Flamel" heißt "Der unsterbliche Alchemyst". So mancher Leser von Fantasy-Literatur mag bei diesem Namen sofort an "Harry Potter" denken, Fakt ist jedoch, dass Flamel nicht der Fantasie von modernen Autoren entstammt, sondern wirklich gelebt hat. Man sagt, er hätte das ewige Leben entdeckt und könne Stein in Gold verwandeln. Kein Wunder, dass eine von solch faszinierenden Legenden umrankte Figur den Weg in Romane gefunden hat.

Michael Scotts Nicholas Flamel führt ein beschauliches Leben als Buchhändler und versteckt sich schon seit vielen Jahren vor Dr. John Dee. Die beiden sind erbitterte Gegenspieler und verkörpern das Gute und das Böse in der Geschichte. Josh und Sophie werden durch einen Zufall in die Geschehnisse verwickelt, sind jedoch vom ersten Augenblick an so intensiv mit allem verwoben, dass sie sogar um ihr Leben fürchten müssen. Man kann sehr gut nachvollziehen, was es für die Zwillinge bedeuten muss, sich plötzlich Magie gegenüber zu sehen, da sie, genau wie der Leser selbst, aus der normalen Welt stammen und Übernatürliches immer für unmöglich gehalten haben. Originell ist die Verbindung von modernen Errungenschaften und einer fantastischen Welt. So hat Josh zum Beispiel einen Laptop dabei und ruft Informationen zu Flamel bei Google auf. Doch auch die magischen Wesen sind der modernen Technik nicht verschlossen und kommunizieren schon mal über ein Handy, was der Sache eine gewisse Skurillität verleiht.

Neben den schon erwähnten Hauptcharakteren kommen noch zahlreiche weitere, fantastische Figuren vor. Da wäre zum Beispiel die als Göttin verehrte Hekate, die in Ygdrasil, dem Baum des Lebens, wohnt. Vorgaben aus Sagen hat der Autor verknüpft und mit viel Fantasie ausgebaut. Die einzelnen Wesen, die Art der Magie und die spannungsgeladenen Kämpfe ergeben ein stimmiges Gesamtkonzept, das besonders jüngeren Lesern Spaß machen dürfte. Wer bereits viele Romane aus dem Bereich Fantasy gelesen hat, dürfte das eine oder andere jedoch schon kennen und von dem leicht zu durchschauenden "Gut gegen Böse"-Prinzip ein wenig gelangweilt sein.

Der Autor Michael Scott besitzt ein umfassendes Wissen über Mythen und Legenden. Alle Figuren, die in dem Buch vorkommen, entsprechen realen Sagen oder sind sogar Menschen, die mal gelebt haben. Oft lässt er komplexes Zusatzwissen in die Handlung einfließen. Leider überfordert das den Leser stellenweise, da es die Handlung nicht weiterbringt und eher eine besondere Detailverliebtheit des Autoren darstellt.

"Der unsterbliche Alchemyst" ist der erste Band einer Buchreihe, die auf insgesamt sechs Teile ausgerichtet ist. Die Geschichte endet leider mitten in der Handlung, so dass man vorerst eher unbefriedigt zurückbleibt. Für alle, die sich über Nicholas Flamel und die Buchreihe informieren wollen, empfiehlt sich die gelungene Webseite zum Buch.