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So wie sich die Psychologie im Allgemeinen mit dem Erleben und Verhalten von Menschen befasst, beschäftigt sich die Klinische Psychologie im Speziellen mit Störungen des Erlebens und Verhaltens. Je nachdem, ob man sich mit störungsspezifischen oder störungsübergreifenden Fragestellungen auseinandersetzt, spricht man von Spezieller oder Allgemeiner Klinischer Psychologie.
In der Reihe "Lehr- und Forschungstexte Psychologie" des Hogrefe-Verlages ist 2008 das Lehrbuch "Allgemeine Klinische Psychologie" erschienen, das sich mit den störungsübergreifenden, fundamentalen Konzepten und Prinzipien der Klinischen Psychologie befasst.
Nach einer Einleitung, die den Gegenstand der Klinischen Psychologie bestimmt und sie im Verhältnis zu den Nachbardisziplinen betrachtet, werden in den nächsten zwei Kapiteln die zentralen Begriffe des Verhaltens, Erlebens und Bewusstseins hinterfragt. Die Beschreibungen im Kapitel zwei zum psychischen Geschehen orientieren sich dabei an der Unterteilung zwischen psychischen Funktionen (Wahrnehmung, Gedächtnis und Denken) und psychischen Kräften (Triebe, emotionale, motivationale und volitionale Vorgänge) und betrachten diese sowohl unter psychologischen als auch biologischen Gesichtspunkten. Bewusstseinsphänomene, deren es im Normalzustand verschiedene gibt, sind auch zentral in der Psychologie. Sie werden ebenso besprochen wie veränderte Bewusstseinszustände und Bewusstseinsstörungen. Mit psychophysischen Aktivierungsprozessen als universellen Phänomenen von Erleben und Verhalten beschäftigt sich das vierte Kapitel. Vor allem die biochemischen Grundlagen, also die Funktionen der Transmitter, werden hier ausgeführt. Bedeutsam beim Zustandekommen psychosomatischer Erkrankungen ist Stress. Dass Stressreaktionen jedoch nicht nur Anpassungsreaktionen des Organismus sind, sondern ein transaktionales Phänomen darstellen, erläutert das fünfte Kapitel. Das sechste Kapitel setzt sich unter dem Titel "Normen" nicht nur mit statistischen Vergleichswerten auseinander, sondern im Rahmen dessen natürlich mit der zugrunde liegenden Idee von Normalität. Diese Diskussion findet in Kapitel sieben "Gesundheit und Krankheit" ihre Fortsetzung. Das achte Kapitel befasst sich mit der Erfassung und Klassifikation psychopathologischer Symptome. Die beiden großen, in der Praxis verwendeten Klassifikationssysteme werden hier vorgestellt. Die letzten beiden Kapitel schließlich befassen sich mit den wichtigsten Methoden der Einzelfallstatistik und werfen zudem einen Blick in die Zukunft, in der computergestützte und -generierte virtuelle Realitäten den diagnostischen und therapeutischen Prozess wesentlich verändern könnten.
Im Vorwort schreibt der Autor, dass er "mit einem gerüttelt Maß an
Mut zur Lücke" zu Werke gegangen sei. Das werden ihm all jene Leser danken, die sich nicht mehr als eine kurze Einführung in die wesentlichen Konzepte einer Allgemeinen Klinischen Psychologie wünschen. Auf 289 Seiten kann man sich hier an ausgewählten Beispielen mit dem Fach vertraut machen. Huber bietet keinen umfassenden Überblick, aber sehr wohl durchdachte und aktuelle Einblicke in die zentralen Begriffe des Fachs. Alle, die eine ansprechende und gut zu lesende Einführung und keinen allumfassenden Überblick lesen wollen, sind mit diesem Buch gut beraten. Kurze historische Exkurse leiten die Kapitel ein; Zusammenfassungen beenden die Kapitel. Die Texte sind gut zu lesen und zumeist auf das Wesentliche beschränkt, verlieren sich also nicht in ermüdenden Details.
Fazit: Für Einsteiger in das Fach, die sich einen kurzen, aber durchdachten Überblick wünschen.