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"Big Mind - Big Heart", nicht weniger möchte der Amerikaner Dennis Genpo Merzel Roshi meistern, und wie das möglich ist, teilt er hier in dem vorliegenden Buch mit. Die von ihm entwickelte
Big-Mind-Methode ist eine gelungene Integration östlicher Weisheit und westlicher Psychologie; der vorgestellte Weg führt direkt zum Erleben des wahren Selbst und einer Integration unserer verschiedenen Wesensanteile.
Nach einer Einführung wird zunächst erklärt, was unter Big Mind und Big Heart überhaupt zu verstehen ist. Dann geht es um die westlichen und östlichen Wurzeln der beschriebenen Methode. Ein ganzes Kapitel beschäftigt sich damit, wie mit diesem Buch gearbeitet werden kann, und dann kommt Genpo Merzel auch schon zu den verschiedenen Stimmen des Selbst: der Beschützer, der Skeptiker und das Opfer sind einige von ihnen. Bis hierher trifft man auf Bekanntes, aber nun kommt der Zen-Buddhismus ins Spiel und mit ihm betreten die sogenannten nicht-dualistischen und transzendenten Stimmen die innere Bühne.
Ziel der Big-Mind-Methode ist es, die dualistischen und nicht-dualistischen Stimmen bewusst zu machen, zu integrieren und dann noch einen Schritt darüber hinaus zu gehen. Damit sind selbst Alltagsprobleme und persönliche Herausforderungen leichter zu meistern. Je ein weiteres Kapitel widmet Genpo Merzel den sogenannten "Zehn Perfektionen der Vortrefflichkeit" und den "Acht Gewahrseins-Qualitäten des erwachten Geistes". Den Abschluss bilden Hinweise, wie weiter geübt werden kann, und Hinweise für die Meditations-Praxis. Auch eine kurze Biographie des Autors fehlt nicht.
Der Weg führte Genpo Merzel zunächst zur Pädagogik und zum Spitzensport und dann zum Zen-Buddhismus. Als Zen-Mönch wurde er 1973 ordiniert, seit 1980 ist er anerkannter Dharma-Nachfolger, das heißt zur Weitergabe der Lehre autorisiert. Er ist auch Roshi, also ein Abt der zen-buddhistischen Schule.
In seinem Buch und in seiner Methode bringt Genpo Merzel Dinge zusammen, die auf den ersten Blick überhaupt nicht miteinander vereinbar scheinen: Zen-Buddhismus und die Arbeit mit den inneren Teilpersönlichkeiten. Geht es nicht im Zen gerade darum, diese aufzugeben, vor allem das Ego, und sich zu Höherem zu entwickeln?
Das Buch enthält Dialoge, die Genpo Roshi mit seinen eigenen inneren Stimmen - die aber in jedem angelegt sind -, führte. Es sind Gespräche zwischen einem sogenannten Facilitator und der jeweiligen Stimme, die sich über "ihn", also Genpo, unterhalten. Nach Genpo Merzel reicht es offensichtlich schon aus, sich zu sagen: "Kann ich bitte mal mit Dualistischer Geist sprechen?" Und schon befindet man sich in dem entsprechenden Bewusstseinszustand. Es geht nun darum, diese Stimmen in sich selbst zu erkennen, was schon durch das Lesen des Buches der Fall sein dürfte. Voll von der Methode profitieren wird man aber erst, wenn man mit den ureigenen Stimmen in Dialog tritt und hört, was diese zu sagen haben.
Indem Genpo Merzel Bewusstseinszustände benennt und für sich selbst sprechen lässt, klärt der Autor Begriffe, wie etwa das Selbst, die Weisheit oder den Weg. Zustände und Begriffe, die bisher nur äußerst diffus und schwierig greifbar und erst nach jahrelanger Praxis nachvollziehbar waren und deren Beschreibung ohne tatsächliche persönliche Erfahrung äußerst kryptisch und mystisch erscheinen, werden hier konkret und nachvollziehbar dargestellt.
Bei den meisten dualistischen Stimmen erkennt man sich auf Anhieb, was sehr erheiternd sein kann, während man sich bei den nicht-dualistischen und transzendenten Stimmen eher fragt, ob man die tatsächlich denn nun auch hat. Nach Genpo Merzel liegen diese Stimmen im Verborgenen, schlummern und warten darauf aufzuwachen, erweckt zu werden. Aha, das bedeutet es also, wenn davon die Rede ist, Erleuchtung sei "immer schon da", und jetzt wird auch der Begriff "Erwachen" deutlicher, es handelt sich also auch um eine Art Bewusstwerdung.
Die Methode hilft Gedanken, Emotionen und Bewusstseinszustände zu erkennen, sie zu benennen und damit kontrollierbar zu machen. Damit ist die Möglichkeit geschaffen, sich von Negativem zu distanzieren oder sich positive Eigenschaften mehr zu Eigen zu machen. Man lernt, die Perspektive zu wechseln und verschiedene Standpunkte einzunehmen. Warum ist dies wichtig? Innere Teilpersönlichkeiten, die nicht anerkannt sind, wirken im Untergrund, greifen von dort in das Leben ein und können einigen Schaden anrichten. Jeder kann sich vorstellen, zu welchen Problemen es führt, wenn ein so genanntes inneres Kind in eine Geschäftsverhandlung oder eine romantische Beziehung eingreift, ohne dass dies bewusst ist. Ziel der Methode ist es ein ganzer Mensch zu werden, in dem alle Aspekte integriert sind, und damit eine weitere Bewusstseinsentwicklung zu ermöglichen.
Was dieses Buch auch so wertvoll macht, ist, dass Genpo Merzel von seinen eigenen authentischen Erfahrungen berichtet und den Erfolg der Methode bei sich selbst und zahlreichen seiner Schüler beobachten konnte. In klarer, verständlicher Sprache teilt er diese Erfahrungen mit. Weiteres Material gibt es auf DVDs und CDs, die auf der Homepage des Autors erhältlich sind. Es gibt auch die Möglichkeit Workshops zu besuchen, im Jahr 2008 auch Europa. Das Buch richtet sich an alle, die in ihrer persönlichen Entwicklung voranschreiten möchten, unabhängig von bestimmten religiösen oder spirituellen Präferenzen.