Die Fahrradtechnik hat in den vergangenen zwanzig Jahren enorme Fortschritte gemacht. Der Fahrradkauf oder auch nur das Umrüsten auf modernere oder den eigenen Bedürfnissen eher angepasste Komponenten sind dadurch schwierig geworden, denn wer blickt schon durch bei der Vielzahl an Fahrradtypen, Komponentenbauweisen und Materialien? Natürlich kann man dem Fachhändler vertrauen, der aber vermutlich auch seine persönlichen Favoriten hat. Kurz, es lohnt sich für Radfahrer, sich mit dem Grundwissen rund um das Gerät, seine Fertigung und seine Bestandteile sowie das Zubehör vertraut zu machen.
Eine Fülle an solchen Informationen findet sich im Fahrrad-Lexikon der Autoren Christian Smolik und Stefan Etzel. Von "Abriebfestigkeit" bis "Z-Traktion" erstreckt sich der lexikalische Teil, dem ein Anhang mit diversen Tabellen folgt: Gewindetypen und ihre Anwendung beim Fahrrad, Übersetzungstabellen für die Gangschaltung, Berechnungen für die Verspeichung und mehrere Übersichten bezüglich der Felgen- und Reifengrößen.

Das Fahrrad-Lexikon aus dem Bielefelder Verlag wendet sich an Radfahrer mit unterschiedlichsten Ambitionen und Vorkenntnissen. Einsteiger können sich über verschiedene Fahrradtypen informieren: Passt eher ein Fitness- oder Mountainbike zu ihnen oder ein Rennrad? Aus welchem Material sollte der Rahmen bestehen? Welche Vorteile bringt eine Federung? Immer auch weisen die Artikel auf Nachteile hin, so das "Bremsnicken" bei gefederten Gabeln. Überhaupt werden Vor- und Nachteile von Systemen sorgfältig abgewogen, zum Beispiel bei den unterschiedlichen Pedal- und Bremssystemen oder dem für den Rahmen verwendeten Material (meist Stahl oder Aluminium). Dass Alufelgen bei Nässe besser auf Felgenbremsen ansprechen als Stahlfelgen, dürfte kaum ein Laie wissen, doch im Ernstfall spielt dieser Sachverhalt eine entscheidende Rolle.
Die Straßenverkehrsordnung ist an der entsprechenden Stelle ebenso ein Stichwort (mit Verweis auf die Internetadresse, die den kompletten Text enthält) wie Rekorde aus dem Fahrradbereich und verschiedene Renndisziplinen. In der Hauptsache geht es jedoch, wie erwähnt, um Fahrräder selbst und ihre Komponenten, aber auch um Fahrtechnik. So kann man nachschlagen, wie Karbonfasern und die aus ihnen bestehenden Rohre hergestellt werden, wie es zu Gabel- oder Rahmenbrüchen kommen kann (und wie man eventuelle Vorzeichen erkennt), und wie sich das nicht ungefährliche Rahmenflattern bekämpfen oder von Vornherein vermeiden lässt. Hat man den Beitrag zum "Lenkvorgang" gelesen, der die physikalischen Grundlagen aufzeigt, so kann man die eigene Technik zu optimieren versuchen und somit sicherer fahren. Was fehlt, sind Wartungs- und Pflegeanleitungen.
Die Beiträge zu komplexeren Stichwörtern wie "Kette" sind übersichtlich und "handlich" gegliedert. So findet man, blau gedruckt wie die Stichwörter (eben "Kette"), jedoch kursiv, in alphabetischer Reihenfolge untergeordnete Stichwörter, im Beispiel "Kette" unter anderem "Belastung", "Rollenkette", "Lagerkragenkette", "Rohloff-Kette". Treten untergeordnete Stichwörter auch als selbstständige Stichwörter auf, so ist dies gekennzeichnet. Querverweise sind ebenfalls häufig vorhanden und gut kenntlich gemacht.
Nicht zuletzt dank zahlreicher Skizzen sind die Erläuterungen bestens verständlich, auch jene zu technischen Details. Trotz der Sachlichkeit und Kürze lässt sich das Lexikon angenehm lesen - wer bewusst Rad fährt und auf eine gute Ausrüstung achtet, wird sich von der Lektüre fesseln lassen.
Der Preis ist alles andere als niedrig, wird aber durch die Quantität und Qualität des Inhalts gerechtfertigt.
Letztlich machen die so erworbenen Kenntnisse den Leser nicht nur zu einem kritischen Käufer, dem man kein X für ein U vormachen kann und der mit dem neuesten Stand der Technik und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten vertraut ist, sondern sie schärfen auch das Sicherheitsbewusstsein und helfen somit, Unfällen vorzubeugen oder sie auszuschließen.