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Lincoln Rhyme war mal ein genialer Detective der New Yorker Polizei und führender Forensiker seiner Stadt. Doch ein Arbeitsunfall bei einer Tatortermittlung zerstörte seinen vierten Halswirbel. Seitdem ist Rhyme ans Bett gefesselt, kann nur noch Kopf, Schultern und den linken Ringfinger bewegen. Kein lebenswertes Leben für einen so aktiven und unabhängigen Menschen - so beschließt der zurückgezogen lebende Rhyme, es sei Zeit für einen Selbstmord. Allerdings gibt es da einen Serienmörder, der ihn mit aller Gewalt von seinem Vorhaben abhält.
Es ist ein Alptraum für die New Yorker Polizei: eine große UNO-Konferenz steht kurz bevor und dann werden zwei Geschäftsleute von einem Taxifahrer entführt. Eins der Opfer findet am nächsten Morgen die junge Streifenpolizistin Amelia Sachs - und sie erkennt schnell, dass der Tatort auf jeden Fall gesichert werden muss. Nur wenige Stunden vor ihrer Versetzung in die Presseabteilung riskiert Amelia Kopf und Kragen und jede Menge Krach mit ihren Vorgesetzten, um die Beweise zu sichern. Das beeindruckt Lincoln Rhyme, der sich widerwillig zu den Ermittlungen hinzuziehen lässt. Aber wenn man ihn schon nicht in Ruhe sterben lassen will, dann kann er wenigstens mit dieser faszinierenden Polizistin zusammenarbeiten und sie seine Augen, Ohren und Beine an den Tatorten sein lassen. So beginnt eine widerwillige, aber dennoch erfolgreiche Zusammenarbeit auf der Jagd nach einem Mörder, der sich scheinbar wahllos seine Opfer sucht und sie qualvoll sterben lassen will.
Ein Ermittler der durch eine Querschnittslähmung das Bett nicht mehr verlassen kann ist sicher eine Idee, auf die man als Thrillerautor erst mal kommen muss. Denn erst durch diesen Umstand ist Deavers Lincoln Rhyme darauf angewiesen, mit einer Partnerin - oder Assistentin, wie das Buch ursprünglich in Deutschland hieß - zusammen zu arbeiten.
Dazu kommt, dass der Fall clever konstruiert ist, einige interessante Wendungen bietet und seinen Spannungsbogen gut halten kann. Auch die Figuren sind dem Autor gelungen: Sie sind keine Übermenschen und selbstlose Helden - aber auch nicht zu gebrochen. Selbst Rhyme versinkt nicht nur in Depressionen und Selbstmitleid, sondern kann den Leser wirklich mitreißen, wenn wieder Hinweise auf das nächste Opfer deuten.
"Der Knochenjäger" ist, wie der Titel vermuten lässt, ein Roman mit einem Serienmörder, der von Knochen fasziniert ist. Trotzdem ist die Handlung nicht so brutal oder unappetitlich, dass sich einem der Magen umdreht - trotz der Morde und der Tatortarbeit.
Die vorliegende Ausgabe erschien anlässlich der Verfilmung, weswegen sich Kenner des Films sicher fragen, ob sich der Kauf des Buches noch lohnen würde, oder ob man bereits die gesamte Geschichte kennt.
Aber in diesem Fall kann das Buch noch überraschen: Auch wenn Buch und Film fast identisch beginnen, schleichen sich schnell Unterschiede ein, die es ermöglichen, beide Versionen völlig unabhängig zu betrachten. Die Mörder sind in beiden Fällen nicht identisch und auch die Handlungen unterscheiden sich schnell voneinander - ohne dass man dem Film vorwerfen könnte, eine völlig andere Geschichte erzählt zu haben.
Mit "Der Knochenjäger" ist Jeffery Deaver ein hervorragender Start einer Thriller-Reihe gelungen, nach dessen Ende man es kaum erwarten kann, den nächsten Band in Händen zu halten.