China ist ein faszinierendes Land und wirkt auf einen Westeuropäer oftmals sehr exotisch und fremd. Welcher Religion fühlen sich Chinesen überhaupt verbunden, woher stammen eigentlich die komplizierten Schriftzeichen und welche Regierungsform wird in China praktiziert? Solche und viele weitere Fragen möchte Hans van Ess, Professor für Sinologie in München und Experte im Bereich der chinesischen Geistesgeschichte, mit seinem Buch "Die 101 wichtigsten Fragen - China" beantworten.

Die durchnummerierten Fragen sind nach Themengebieten aufgeteilt. Der Geschichte des Landes widmet sich van Ess zunächst mit Fragen wie "Waren die Chinesen von vor zweitausend Jahren dasselbe Volk wie heute?" oder "Wo fand die erste Revolution des 20. Jahrhunderts statt?" der Vergangenheit Chinas. Es folgen in dem Kapitel über Politik Antworten auf "Was hält die Kommunistische Partei des Landes von den Menschenrechten?" oder "Wie ist das Verhältnis zu Afrika?"; unter anderem wird auch die Problematik mit Nationen wie Taiwan und Tibet angesprochen. Die Wirtschaft stellt das dritte Kapitel mit Fragen wie "Werden ausländische Unternehmen durch die Verlagerung von Arbeitsplätzen nach China reich?" oder "Welchen Stellenwert hat die Umwelt?" dar. Um Sprache und Schrift geht es anschließend. Die chinesischen Schriftzeichen spielen dabei ebenso eine wichtige Rolle wie die Sprachen und Dialekte in China. Religion und Philosophie ist das folgende Kapitel gewidmet. Hier findet van Ess Antworten auf Fragen nach Daoismus, Konfuzius und Buddhismus. "Woher kommt das System der Tierkreiszeichen?" oder "Sind die Chinesen musikalisch?" werden im Kapitel über die Kultur geklärt. Auch der Buchmarkt und die Malerei finden hier Platz. Die chinesische Gesellschaft versucht van Ess dem Leser im anschließenden Kapitel mit Themen wie "Sind die Menschen pragmatisch, esoterisch oder abergläubisch?" und "Wie ist die gesellschaftliche Stellung der Frau heute?" näherzubringen. Zuletzt gibt das Kapitel über Ernährung und Kleidung, Medizin und Sport Einblicke in die Lebensweise der Chinesen, etwa seit wann mit Stäbchen gegessen wird oder welche Genussmittel zu sich genommen werden.
Einige Abbildungen, eine Karte, eine Zeittafel und Literaturhinweise runden den Informationsgehalt hinreichend ab. Es gibt sogar eine Transkriptionshilfe zur Aussprache des Chinesischen sowie eine Tabelle zur Erklärung des Kalenders.

Nicht jede Frage in dem 160-seitigen Büchlein würde der interessierte Leser unbedingt stellen; manche Ausführungen geraten dementsprechend ein wenig zu wissenschaftlich und sind für den Laien trocken zu lesen. So stellen sich vor allem die ersten drei Kapitel über Geschichte, Politik und Wirtschaft ganz klar interessenabhängig dar, während umgekehrt die Themengebiete wie Kultur und Gesellschaft wesentlich reizvoller sind, da sie Land und Leute der aktuellen Zeit widerspiegeln und vor allem Lesern, die etwa eine Reise nach China planen, eine nützliche Hilfe bieten.
Van Ess gelingt es jedoch durchgängig, einen anspruchsvollen und zugleich auch für Nichtwissenschaftler verständlichen Ton anzuschlagen, gleich welches Thema er anspricht. So gerät das Buch auf hohem Niveau lehrreich und teilweise unterhaltsam zugleich. Ein gewisses Vorwissen schadet nicht, vor allem in den Bereichen der Politik und Geschichte, um den Ausführungen problemlos folgen zu können. Und selbst für Leser, die sich mit China schon ein bisschen auskennen, wird van Ess einige interessante Neuigkeiten bieten können.


"Die 101 wichtigsten Fragen - China" bereitet viele wissenswerte Informationen über Land und Leute, Kultur und Geschichte gut verständlich für den Laien auf und kann sowohl durch ein beeindruckendes Fachwissen als auch sachlich anspruchsvolle Texte punkten.