Es ist ein heiliger Kreuzzug, ein blutiges Spektakel, eine gefährliche Melange aus religiösem Wahn, politischen Schachzügen, finsteren Intrigen und fanatischen Kriegereiden: Im Reich Eärwa tobt der Krieg der Propheten. Heerführer und Hexenmeister, Würdenträger und zynische Söldner stehen nun vor der Heiligen Stadt Shimeh, um sie aus den Händen der Heiden zu befreien. Inmitten des Gewirrs: der nahezu gottgleiche Prophetenkrieger Kellhus, der inzwischen Anführer des Kreuzzugs geworden ist. Halb größenwahnsinniger Gotteskrieger, halb tragischer Held, ist er die Hauptfigur in diesem Religionskrieg, der sich längst verselbständigt hat. Während die Heere sich auf die Erstürmung von Shimeh vorbereiten, kämpft Kellhus ein letztes Mal gegen seine inneren Dämonen und Widersprüche. Ihm zur Seite: seine Geliebte, die ehemalige Hure Esmenet, und weitere Freunde und Kampfgefährten. Doch bei den einsamen Entscheidungen, die Kellhus vor der Entfesselung des Sturms zu fällen hat, können sie ihm nicht helfen.

Mit lautem Schlachtengetöse beendet der kanadische Autor R. Scott Bakker seine eindrucksvolle Fantasyreihe "Der Krieg der Propheten". "Der Tausendfältige Gedanke" spinnt konsequent das Szenario der ersten zwei Teile weiter, spitzt den fanatischen Kreuzzug immer mehr zu und beeindruckt ein weiteres Mal mit gigantischen Schlachtszenen. Der Spannungsbogen ist in diesem letzten Band noch besser gelungen als in den hervorragenden Auftaktromanen - Bakker entwickelt in "Der Tausendfältige Gedanke" wahre Meister- und Leidenschaft, und gerade auf den letzten zweihundert Seiten kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Geschickt eingeflochten sind dabei die emotionalen Verwicklungen zwischen den Figuren Kellhus, Esmenet und Drusas Achamain, aber auch die vielfältigen philosophischen und politischen Anspielungen auf unsere reale Welt, die ja auch nicht arm an Fanatismus und religiösem Wahn ist. Ein glänzendes Ende für eine Fantasyreihe, die fern der stromlinienförmigen Mainstream-Phantastik neue Wege beschreitet.
Ein Extralob muss erneut dem deutschen Herausgeber Klett Cotta gemacht werden, der auch diesen letzten Band im edlen, roten Einband mit gold unterlegten Schriftzeichen präsentiert. Mit dieser Gestaltung wurden wahrlich neue Maßstäbe gesetzt, die hoffentlich beibehalten werden. Bakker hingegen hat bereits angekündigt, der ersten Trilogie eine weitere folgen zu lassen - vor gleichem Hintergrund. Seine Fans weltweit werden von nun an sehnsüchtig darauf warten.