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Wer sich mit Deutsch, Französisch oder Englisch beschäftigt, findet die vielfältigsten Angebote. Ist man jedoch an einer "exotischen" Fremdsprache interessiert, sieht man angesichts fehlenden Materials leider oft in die Röhre. Doch zumindest für die eskimo-aleutischen Sprachen konnte diese Lücke etwas geschlossen werden.
In der Einleitung legt Holst sowohl die Herkunft des Namen "Eskimo-Aleutisch" dar als auch die Geschichte der Erforschung der damit gemeinten Sprachen. Die Forschung hatte sich schon früh mit den Sprachen beschäftigt; da diese sich allerdings auf drei Staatsgebiete - Amerika, Russland und Dänemark - erstreckten, gab es kaum gemeinsame Ansätze oder eine gemeinschaftliche Erläuterung bezüglich Sprachverwandtschaft und Ähnlichem. Diese Lücke ist es, die Holst vor allem füllen will.
Zunächst beschäftigt er sich mit dem (West-)Grönländischen, der Sprachvariante, mit der er sich selbst am meisten beschäftigt. Daher wird die Struktur dieser Sprache bis ins kleinste Detail besprochen. Neben der Phonetik ist auch der Orthographie ein eigenes Kapitel gewidmet, denn auch hier gab es, zum Teil bedingt durch die Forschungssituation, verschiedene Transkriptionsmethoden. Nach einem kurzen Überblick über die eigentliche Syntax und Morphologie bespricht Holst im Detail die Ergativität und Personalsuffixe. Zuletzt gibt es noch einen kurzen Abriss über die unterschiedlichen Wortarten sowie weitere Themen der Morphologie und Syntax und eine Swadesh-Liste.
Danach beschreibt er die eskimo-aleutische Sprachfamilie im Allgemeinen und schlägt immer wieder den Bogen vom bereits besprochenen Grönländischen zu ähnlichen oder auch ganz anderen Phänomenen in den anverwandten Sprachen. Es folgt zudem eine genaue Erklärung der Rekonstruktionen, die Holst vornimmt, um die einzelnen Sprachen miteinander zu verbinden und als verwandt zu erklären.
Zuletzt versucht er noch, die gesamte Sprachfamilie in den Kontext aller Sprachen einzuordnen. Hier bespricht er auch in aller Ausführlichkeit fehlgeleitete Versuche anderer Kollegen.
Abgeschlossen wird das Buch durch das übliche Literatur- und Stichwortverzeichnis, letzteres sortiert nach Begriffen und nach Sprachen.
Holst trägt seine Argumente für seine Klassifikation glaubhaft vor. Oft hat man allerdings den Eindruck, er würde zu übervorsichtig agieren - nämlich dann, wenn er erst mal im kleinsten Detail erklären muss, warum andere Ansätze falsch sind. Dies tut er oft, und manche Stellen hätte man auch kürzer formulieren können.
Das Niveau der Erklärung ist allgemein normal. Auch Laien könnten das Buch verstehen, da Holst die meisten Fachbegriffe ohnehin erklärt; zum Beispiel wird das Phänomen der Ergativität detailliert besprochen und auch immer wieder kurz erklärt, wenn es im Zusammenhang mit anderen Phänomenen auftaucht. Allerdings ist es manchmal unersichtlich, warum auch sehr einfache Begriffe in aller Ausführlichkeit durchgekaut werden, andere aber, wie zum Beispiel die Swadesh-Liste, unkommentiert stehen gelassen werden.
Im Großen und Ganzen ist es jedoch ein sehr gelungenes Buch, das die eskimo-aleutische Sprachfamilie gut erklärt und in den allgemein-sprachwissenschaftlichen Kontext stellt. Manchem mag der Schwerpunkt, der eindeutig auf Grönländisch liegt, nicht gefallen, aber alle Sprachen einzeln vorzustellen wäre dann wieder zu ausführlich gewesen. Die Erklärungen sind verständlich, wenn auch manchmal etwas zu detailliert geschildert.