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Larry Gibsons Leben ist unspektakulär. Seine einzigen Konstanten sind sein Job als Packer, die groß angelegte DVD- und CD-Sammlung in seiner Wohnung und seine Freunde, die der gleichen Tätigkeit nachgehen wie Larry selbst. Und obwohl er es irgendwie geschafft hat, zu einem ehrlichen und hart arbeitenden Mitglied der Gesellschaft zu werden, fehlt dem jungen Mann dennoch eine Sache. Denn trotz seiner Kumpel, auf die er sich weitgehend verlassen kann, spürt Larry nicht selten das nagende Gefühl der Einsamkeit in seiner Brust; die wohl unangenehmste Begleiterscheinung seines Single-Daseins.
Dass sich all dies ändern soll, ahnt Larry nicht, als er von einem seiner Kumpel überredet wird, spontan und nach Feierabend eine Strip-Bar aufzusuchen. Denn ausgerechnet dort trifft er auf die ebenso schöne wie geheimnisvolle Sondra, die Abend für Abend mit ihrem sündhaften Körper das Publikum von der ersten Sekunde an um den kleinen Finger wickeln kann - Larry eingeschlossen. Doch Larrys erotische Tagträume platzen mit der Schnelligkeit einer Seifenblase, nachdem er erfährt, dass der Besitzer des Ladens, Whitey, nicht nur Sondras Boss ist, sondern offenbar auch gute Beziehungen zur russischen Mafia unterhält. Ein Mann, mit dem man sich also besser nicht anlegen sollte.
So bleiben Larry weiterhin die Tagträumereien - und immer regelmäßigere Besuche in der Strip-Bar. Bis er eines Tages auf dem Parkplatz von einem völlig verängstigten Mädchen angesprochen wird. Dabei handelt es sich um niemand Geringeres als Sondra. Und Sondra hat ein gewaltiges Problem. Denn sie ist schwanger. Ein Umstand, den Whitey nicht gutheißen kann und daher alles daran setzt, seine beste Tänzerin zu einer Abtreibung zu zwingen. Und so werden aus Larry und Sondra Gejagte; unablässig verfolgt von russischen Killern und natürlich auch von Whitey selbst, der alles andere als gewöhnlich ist ...
Er schreibt und schreibt und schreibt. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Schnelligkeit Brian Keene seine Elaborate unters Volk zu bringen vermag. Erst im Februar erschien mit "Dark Hollow" sein letztes Werk und kein halbes Jahr später setzt er schon nach. Doch kann "Kill Whitey" auch diesmal die Anforderungen erfüllen?
Die Antwort lautet: Jein. Schon beim Lesen von "Dark Hollow" wurde man das Gefühl nicht los, als habe Keene soeben den zweiten Abschnitt seiner Karriere begonnen. Wo Werke wie beispielsweise "The Rising" (deutsch "Das Reich der Siqquism") oder "Dead Sea" praktisch von der ersten bis zur letzten Seite mit atemloser Action gefüllt waren, scheint sich Keene mittlerweile etwas mehr Zeit für seine Stories zu nehmen - was sicherlich nicht der schlechteste Zug ist. So eben auch bei "Kill Whitey". Und obwohl auch diesmal seine Pro- und Antagonisten absolut glaubwürdig geraten sind und deren Handlungen keineswegs langatmig und bis ins allerletzte Detail beschrieben werden, besitzt mehr als das erste Drittel des Buches erstaunlich viel Leerlauf - und enttäuscht dementsprechend. Nicht, dass dadurch "Kill Whitey" weniger unterhaltsam wäre; andere Autoren wären froh, auf solch einem Niveau schreiben zu können. Doch gemessen mit den größtenteils herausragenden Vorgängern wirkt "Kill Whitey" irgendwie ... platt. Ausgepowert. Zumindest bis Whiteys Jagd nach der hübschen Sondra richtig an Fahrt gewinnt. Dann gibt es wieder Brian Keene vom Feinsten. Rasant, schnell, spannend, gnadenlos. Dann verwandelt sich das Buch in einen wahren Pageturner - nicht zuletzt auch dank der leicht zu lesenden Prosa. Und wie auch schon in "Dark Hollow" erweitert Keene seine erdachten Welten mit diversen Querverbindungen und Andeutungen, was sicherlich viele Leser erfreuen wird und zugleich nachdenklich werden lässt.
Fazit: Ist "Kill Whitey" ein schlechtes Buch? Mitnichten. Wer jedoch auf eine weitere, im Stil seiner ersten Werke verfasste Erzählung hofft, dürfte etwas enttäuscht werden, auch wenn die zweite Hälfte des Romans eben ganz diesen Anforderungen entspricht. Und trotzdem hebt sich Keene noch immer deutlich von der - oftmals doch arg uninspirierten - Konkurrenz ab.