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Der Band enthält die beiden "Larry Brent"-Heftromane "Super-Virus aus der Hölle" und "Die Nebelhexe".
Super-Virus aus der Hölle
Der Bakteriologe und Waffenforscher Jeremy Tanner verunglückt auf offener Straße so schwer, dass er noch am Unfallort verstirbt. Fletcher Garner versucht noch den Mann zu retten, doch es ist bereits zu spät. Im Laufe der nächsten Tage merkt Fletcher allerdings, dass er sich wie ein anderer Mensch verhält und es ihn zum Madson House treibt. Garner wurde von dem Geist Tanners beeinflusst, der durch Garner sein letztes Experiment aus dem Jenseits heraus vollenden will. Es ist das Super-Virus CXP-23, welches absolut tödlich ist.
Larry Brent und seine Freunde Iwan Kunaritschew und Morna Ulbrandson werden in den Fall involviert, als Larrys Schwester Miriam dem PSA-Agenten bei einem geselligen Abendessen ihre Freundin Chase vorstellt. Sie war die Assistentin des toten Wissenschaftlers und wird von einer dunklen Vorahnung geplagt. Hinzu kommt die unheilvolle Prophezeiung einer Hellseherin. Als Chase nach Hause geht, bemerken die Agenten, wie ihr jemand folgt. Iwan verfolgt die beiden. Chases Verfolger ist Agent einer feindlichen Macht und darüber hinaus parapsychisch begabt. Er befindet sich im Besitz einer ebenso tödlichen Vorstufe des Super-Virus CXP-23, mit dem er Chase und Iwan vernichten will. Während die beiden um ihr Leben bangen, macht sich der feindliche Spion auf den Weg zum Madson House, um CXP-23 in seine Gewalt zu bringen. Doch das Super-Virus, das mit Hilfe der Hölle zu einer unkalkulierbaren Gefahr geworden ist, wurde bereits fertiggestellt und wartet auf seinen Einsatz. Ein Fall, der Larry Brent und seine Freunde an den Rand der Apokalypse bringt
Der erste Roman ist eine wahrlich irre und mit Handlung vollgepackte Mischung aus Viren-Thriller, Monsterhorror und Slapstick-Komödie. Gerade die gezwungen witzigen Einlagen von Iwan Kunaritschew wirken teilweise deplatziert, da das Grundthema der Geschichte durchaus ernst zu nehmen ist. Dass dann noch eine Spinne ihren Kopf einzieht (was anatomisch völlig unmöglich ist), weil sie mit Rauch von Iwans Selbstgedrehten in Berührung gekommen ist, passt dann doch nicht ganz zu einem Gruselschocker. Leider wird der ohnehin stark überfrachtete Roman durch die Passagen mit der Hellseherin Clara entscheidend in seiner Authentizität und in seinem Tempo gebremst. Hier hätte sich Shocker eher auf die Aktivitäten des feindlichen Agenten Lupko und den Einsatz von CXP-23 konzentrieren sollen. Gerade die apokalyptische Invasion der Riesenviren am Ende der Geschichte kommt viel zu kurz.
Neben den drei Hauptfiguren der Serie hat auch Larry Brents Schwester Miriam einen kleinen Auftritt. Leider wirken ihre Rollen immer sehr konstruiert, denn fast jedes Mal, wenn Miriam mit von der Partie ist, spielt der Zufall eine unglaubwürdige Rolle, denn natürlich kennt die junge Frau Chase und führt sie just in dem Moment zum Abendessen mit ihrem Bruder und dessen Freunden, als es zu dem einschneidenden Erlebnis im Leben von Chase kommt. Der Virus an sich wurde sehr bedrohlich dargestellt und die Tötungsart von CXP-23 ist gewiss nichts für schwache Gemüter, auch wenn die Vorstufe des Virus als gefährlicher dargestellt wird als das Resultat. Hätte Tanner alias Garner die winzig kleinen Viren vermehrt, hätten auch die Laserwaffen der Agenten und die Flammenwerfer der Militärs nichts mehr ausrichten können. Leider wird das stark überhastete, aber dennoch gelungene Finale durch einen weiteren Auftritt der Seherin Clara getrübt, der sehr einfallslos wirkt und als Deus ex machina dient. Leider weist der Roman auch stilistische Mängel auf. Ganz im Stil der siebziger Jahre wird ständig das Wort Office statt Büro verwendet, was nicht nur unheimlich antiquiert aussieht, sondern auch zu Wiederholungen führt.
Die Nebelhexe
Miriam Brent befindet sich auf der Party eines reichen Filmproduzenten, als dieser plötzlich mit mehreren Messerstichen bestialisch ermordet wird. Unter Verdacht steht das völlig verstörte Starlet, welches als einzige in seiner Nähe war und die blutverschmierte Waffe noch in Händen hält. Während die alternde Schauspielerin Rose Margonny Hilfe holt, wird Miriam hinterrücks angegriffen. Obwohl nur leicht verletzt, fällt sie für gut eine Woche in ein unerklärliches Koma. Larry Brent wittert übernatürliche Einflüsse und beschließt der Sache auf den Grund zu gehen, doch zunächst muss er einen anderen Fall verfolgen: Ein einsames Haus nahe einem Friedhof birgt ein düsteres Geheimnis. Die letzte Eigentümerin ist verschwunden und die Behörden vermuten, dass sie tot ist. Angeblich geht auf dem Friedhof und im Haus der Geist einer gefolterten Frau um, deren Vater einst das Haus errichten ließ. Doch auf dem Weg zu seinem neuen Einsatzort macht der PSA-Agent die Bekanntschaft mit einem verbrecherischen Pärchen, das mit allen Mitteln verhindern will, dass Larry Brent die Nebelhexe stellt. Zu diesem Zweck bedienen sich die magisch begabten Personen eines gefährlichen Voodoo-Zaubers
Natürlich verbinden sich die Handlungsstränge von Miriam und ihrem Bruder zum Ende hin zu ein und demselben Fall, denn Rose Margonny ist die neue Käuferin des Anwesens und lädt ihre junge Freundin gleich zu einer Einweihungsparty ein. Und hier liegt gleich der Knackpunkt der Geschichte, denn wo Miriam Brent auftaucht, spielen die Zufälle die Hauptrolle im Konstrukt Shockerscher Gruselliteratur.
Gerade auf der Party, auf der auch Miriam zugegen ist, schlägt die Nebelhexe zu und natürlich arbeitet Larry, ohne es zu wissen, an demselben Fall. Zu allem Überfluss ist aber auch noch Miriams mütterliche Freundin Rose Margonny in ihrer Kindheit in dem Spukhaus häufig zu Gast gewesen und kauft den Gruseltempel vom Fleck weg.
Das Grundgerüst der Handlung ist eine von unheimlicher Atmosphäre durchzogene Gespenstergeschichte der alten Schule, und dass der mordende Geist als Nebel in Erscheinung tritt, verstärkt noch das Gefühl des Schauderns. In einer weiteren Handlung wird ein Schriftsteller mit seinen früheren Leben konfrontiert und muss feststellen, dass seine Existenz eng mit der der Nebelhexe verknüpft ist. Auch dieser Handlungsstrang liest sich sehr flüssig und spannend und man tappt als Leser zunächst im Dunklen und fragt sich, was das Ganze nun soll. Doch am Ende geht es wieder richtig zur Sache und das Finale wirkt auch keineswegs überhastet oder konstruiert, was leider sehr oft bei den Romanen Dan Shockers der Fall ist. Besonders eindringlich und stellenweise recht brutal ist das Erscheinen der Nebelhexe ausgefallen und die Szene, in der sie Miriam als Wasserleiche in dem nahen See in die Tiefe ziehen will, erinnert stark an den subtilen Gruselfilm "Schatten der Wahrheit", der freilich einige Jahre nach Fertigstellung des Romans gedreht wurde.
Sehr stimmungsvoll und erzählerisch sehr dicht wurde der Anschlag des Pärchens auf X-RAY-3 geschildert, nur leider kam der Autor häufig mit den Standorten seiner Figuren durcheinander. Einmal befinden sich die beiden Attentäter in der Etage unter Larry Brent, dann wieder darüber. Einen dicken Pluspunkt gibt es für die Erwähnung des "Zehrenden Feuers", jenes unscheinbaren weißen Stabes, den Larry seit einiger Zeit bei sich trägt, um sich gegen die dämonische Familie der Crowdens zur Wehr setzen zu können. Larrys Überlegung, dass auch der vorliegende Fall mit dieser Sippe zu tun haben könnte, ist logisch und stärkt den Eindruck der Serienkontinuität.
Gegensätzlicher könnten zwei Gruselromane von Dan Shocker nicht sein. Die einzige Gemeinsamkeit bildet der Auftritt von Larry Brents Schwester Miriam. Leider kommt hier der Verlag durch seine neue Chronologie gehörig ins Schleudern, denn in der ersten Geschichte wird Bezug auf das Dracula-Abenteuer genommen, bei dem ebenfalls Miriam Brent in Gefahr geraten ist. Es heißt, Larry habe mit seiner Schwester telefonisch gesprochen und der gesamte Text impliziert, dass der Fall mit dem Vampir der letzte sei, bei dem Larry und Miriam sich getroffen haben. Doch diese Geschichten erscheinen als Buch Nummer 14 und dazwischen liegen noch einige andere Fälle, in denen Larrys Schwester mitspielt. Allerdings passt die Einordnung der Nebelhexen-Story perfekt, denn Larry Brent hat das erwähnte "Zehrende Feuer" erst im letzten Band an sich genommen. In der Heftromanserie liegen indes gut 25 Romane zwischen den beiden Fällen.
Die Aufmachung ist dem Verlag wieder hervorragend gelungen. Das Original-Cover des Romans "Die Nebelhexe" passt perfekt in den stimmigen Rahmen, den der Grafiker Mark Freier entworfen hat. Mal abgesehen davon, dass der Geist ein wenig dümmlich aus der Wolke guckt, ist das Bild sehr stimmungsvoll und passt hervorragend auf den Umschlag eines Gruselromans. Leider gibt es weiterhin nur eine Innenillustration, dafür aber ist dem Zeichner Pat Hachfeld das Antlitz der dämonischen Hexe bestens gelungen.
Fazit:
Wieder zwei sehr ambivalente Gruselromane aus der Feder eines der fantasievollsten Schreiber unheimlicher Geschichten. Leider werden beide Storys von haarsträubenden Zufällen bestimmt, doch wer hier beide Augen zudrückt, wird angenehm und gruselig unterhalten. Während der erste Teil mehr auf Action und Tempo setzt, liegen die Stärken des zweiten Romans in der stimmungsvollen Atmosphäre.