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 Islam in Europa

Eine internationale Debatte


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"Islam in Europa" dokumentiert in zwanzig Aufsätzen von fünfzehn verschiedenen Autoren eine internationale Debatte, die 2006 und 2007 in diversen Druck- und Internetmedien geführt wurde, und die sich an Ian Burumas Buch "Das Ende der Toleranz. Der Mord an Theo van Gogh" entzündet hatte. Buruma hatte darin die niederländische Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali als angebliche "Fundamentalistin der Aufklärung" mit ihren islamistischen Gegnern auf eine Stufe gestellt - so zumindest waren seine Thesen verstanden worden.

In der dadurch angestoßenen Debatte ging es um die Vereinbarkeit beziehungsweise Unvereinbarkeit von Islam und westlicher Moderne. Dabei schälten sich zwei Grundpositionen heraus:

Die eine besagt, dass die Integration des Islam in das westliche Gesellschaftsmodell vor allem voraussetze, dass die westlichen Gesellschaften den Islam, und zwar auch den konservativen Islam, als gleichberechtigte Weltsicht respektierten; Muslime seien dann am ehesten bereit, sich als Teil der westlichen Gesellschaft zu fühlen und ihre Werte zu akzeptieren. Diese Auffassung wird insbesondere von Ian Buruma und Timothy Garton Ash vertreten.

Die Gegenseite, angeführt von Pascal Bruckner, betrachtet den Islam, zumindest in seiner traditionellen und auch heutigen Form, als prinzipiell unvereinbar mit den Werten der westlichen Moderne; seine Integration in die westliche Gesellschaft sei nur unter der Voraussetzung einer umfassenden Reform möglich, Rücksichtnahme auf islamische Werte dürfe unter keinen Umständen dazu führen, dass die Menschenrechte, insbesondere die von Frauen, zur Disposition gestellt würden.

Die Diskussion bringt nur wenige wirklich neue Informationen zum Thema. Wer sich nicht schon selbst mit der Materie intensiv auseinandergesetzt hat, wird die verschiedenen Standpunkte nur achselzuckend zur Kenntnis nehmen können, während besser informierte Leser ihren jeweiligen Standpunkt kaum aufgrund eines der Aufsätze korrigieren dürften. Der Wert des Buches liegt darin, dass es einen Überblick über die gängigen Argumente liefert, die in der gegenwärtigen Diskussion über den Themenkomplex Islam-Islamismus-Terrorismus-Integration eine Rolle spielen.

Freilich enthüllt es gerade deshalb auch das niedrige Niveau, auf dem diese Auseinandersetzung geführt wird. Wenn fünfzehn herausragende westliche Intellektuelle eine solche Diskussion führen, dann sollte man erwarten, dass diese sich durch empirische Sättigung, analytische Tiefe, theoretische Durchdringung und gedankliche Originalität auszeichnet. Stattdessen bekommt man von fast allen Protagonisten ein bestürzendes Maß an Oberflächlichkeit und Ignoranz geboten.

In der Feststellung, dass feuilletonistische Dünnbrettbohrerei in der Debatte über eines der drängendsten Probleme unserer Gesellschaft den Stil bestimmt, liegt zweifellos auch eine Erkenntnis, allerdings eine der unangenehmen Art.

Unterhaltsam immerhin ist das Buch streckenweise. Dies aber weniger wegen seines Informationsgehalts, sondern wegen der Neigung der Diskussionsteilnehmer, einander unter die Gürtellinie zu schlagen.

Manfred Kleine-Hartlage



Taschenbuch | Erschienen: 01. Oktober 2007 | ISBN: 9783518125311 | Preis: 10 Euro | 180 Seiten | Sprache: Deutsch

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