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Manchmal werden erst die Dinge, die verboten sind, richtig interessant. Zumal manches Mal das Verbot an sich allzu leichtfertig und vorschnell festgelegt wurde und damit die betroffenen Personen in ihrer Entscheidungsfreiheit eingrenzt. Besonders im Bereich der Genussmittel gibt es einige Vorschriften, die man teilweise nur kopfschüttelnd missbilligen kann. Neugierig wie er ist, hat sich Taras Grescoe auf die Suche nach den verbotenen Genüssen der Welt gemacht und herausgefunden, dass er dafür nicht nur, würde er erwischt, ins Gefängnis wandern könnte, sondern dass diese Leckereien teilweise "VerTeufelt gut" sind.
Den Anfang macht Norwegen mit seiner strengen Politik in Bezug auf Alkohol. Hier kann man beobachten, wie die Einwohner über die Grenze wandern, um billiger an ihre hochprozentigen Getränke zu kommen. Aber hier gibt es auch den teuflisch hochprozentigen Hjemmebrent, einen Schwarzgebrannten. Etwas sittsamer geht es in Singapur zu, denn dort genügt es Kaugummi oder Mohnkekse zu verzehren, um mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Delikater wird es in Frankreich, dem Land der Käseliebhaber. Der hier produzierte originale Rohmilchkäse Époisses darf nicht nach Amerika verkauft werden aufgrund eines Listerioseausbruchs, der interessanterweise von einem Käse mit pasteurisierter Milch ausgelöst worden war.
Ein wenig deftig geht es in Spanien weiter, wo Grescoe auf der Suche nach einem echten Ragout aus Stierhoden ist. Allerdings bekommt er hier lediglich Schweinehoden vorgesetzt. Nach dem Essen entspannt man sich mit einer Zigarre, am besten einer Cohiba Esplendido, die aus Kuba stammen und nicht in die USA befördert werden dürfen, nichtsdestotrotz dort dennoch unter der Hand verkauft werden, weil sie einfach gut sind. In der Schweiz macht sich dann der Autor auf die Suche nach dem traditionellen Absinth und stellt hier zum ersten Mal fest, dass eine Aufhebung des generellen Verbots die kleinen selbst erdachten, abwechslungsreichen Rezepturen dafür verschwinden lassen würde. Noch mehr Entspannung kann man nur bei einer Portion gekauter Cocablätter in Bolivien finden. Und wen diese Leckereien alle nicht mehr reizen, greift in der Schweiz zu Pentobarbital-Natrium und verlässt diese Welt für immer.
"VerTeufelt gut" ist im Gegensatz zum ersten Eindruck, wenn man den Buchrücken liest, kein Buch, das die vollkommene Freiheit für Rauschmittel aller Art befürwortet. Stattdessen betrachtet der Autor sehr kritisch die einzelnen Verbote in den Ländern und schildert seinen Eindruck. So zieht er historische Erkenntnisse dazu heran, dass manches Mal ein Verbot den Konsum von harten Varianten eines Genussmittels, wie zum Beispiel Alkohol in der Zeit der Prohibition, verlockend erscheinen lässt. Und ebenso zeigt er, dass ein striktes Verbot unterschiedlichster Lebensmittel in die Freiheit des Einzelnen sehr deutlich eingreift. Dennoch befürwortet er den Eingriff des Staates gegen die finanzielle Ausbeutung der Süchte und Bedürfnisse anderer.
Ein wunderbar geschriebenes Buch, das sehr kritisch den Blick auf die Welt der Genüsse und deren Verbote richtet. Es dreht sich ebenso um Schokolade, Rauchverbote und Alkoholreglementierungen wie um Kokainmissbrauch und den Umgang mit Suizidwilligen und deren Helfern. Immer unterhaltsam, aber stets ernst und sachlich erfährt der Leser hier interessante Informationen zu den verbotenen Lebensmitteln der Welt. Eine intelligente und anregende Lektüre für alle, die mehr wissen wollen.