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Ein kleiner Fehler, der eigentlich jedem hätte passieren können. Schließlich klingen die israelischen Städte Petah Tikva und Bet Hatikva für die Mitglieder des ägyptischen Polizeiorchesters aus Alexandria fast genau gleich. Nun aber findet sich die Band, die eigentlich am nächsten Tag in Petah Tikva ein neues Kulturzentrum einweihen soll, in letzerem Kaff wieder - und da gibt es keinerlei Kultur, ein Bus fährt auch nicht mehr.
Vor allem Tewfiq, der introvertierte Leiter des Orchesters, sieht sich durch die Situation überfordert. Dass der junge Khaled ihm obendrein noch Paroli bietet, macht die Sache für ihn nicht einfacher. Doch in Bet Hatikva trifft die Band auf die Imbissbesitzerin Dina und ihren Freund Papi. Die beiden bieten sich an, der Gruppe über Nacht Unterschlupf zu gewähren.
Es wird wahrscheinlich nur ein kurzer Besuch sein und keine großen Wellen schlagen. Doch sowohl den Israelis als auch den Ägyptern wird er vielleicht noch lange im Gedächtnis bleiben.
Es ist eigentlich selten, dass ein Film nicht für sich in Anspruch nimmt, etwas Besonderes zu erzählen, und sei diese Geschichte auch nur etwas Besonderes für die Charaktere, die sie erleben. "Die Band von Nebenan" leitet bereits mit der Aussage ein, dass an dem Besuch der Ägypter in der kleinen israelischen Stadt nichts ist, woran sich irgend jemand erinnert hätte. Und doch erzählt der Film eine Geschichte darüber, die es verdient, erzählt zu werden. Das Gelingen dieses Vorhabens ist in großen Teilen den vier Hauptdarstellern Sasson Gabai, Ronit Elkabetz, Saleh Bakri und Khalifa Natour geschuldet, die ihren Charakteren, die man gerade mal ein wenig über 24 Stunden begleitet, eine hohe Dreidimensionalität verleihen. Hinter diesen Gesichtern, diesen Gesten und vorsichtig vorgetragenen Dialogen kann man ganze Geschichten spüren. An einigen von ihnen wird man im Laufe des Abends auch teilhaben.
Herausragend ist dabei natürlich die Figur von Tewfiq, dem korrekten, stets höflichen und doch merkwürdig distanzierten Anführer des Orchesters, der eine besonders seltsame Beziehung zu dem ungestümen Khaled pflegt. In seinen Dialogen mit der jüngeren, aufgeschlossenen Dina spricht seine Zurückhaltung, seine Unfähigkeit, aus sich herauszugehen, Bände. Die Israelin bildet dazu einen natürlichen Gegenpol, doch auch ihr merkt man eine innere Sehnsucht an, eine Hingezogenheit zu diesem älteren Herrn, die angesichts der Einöde Bet Hatikvas in bloßer Langeweile begründet sein mag oder vielleicht in noch mehr. Und dann sind da noch Khaled und Simon, die ihre eigenen Erlebnisse in dem kleinen Kaff haben.
Interessanterweise wird dabei kaum einmal der Konflikt zwischen Arabern und Israelis angesprochen. Die Band in ihren Uniformen ist zwar ein eindeutiger Fremdkörper in der Stadt, aber in dieser Abgeschiedenheit macht die Trennung zwischen Rassen oder Religionen sowohl für die einen wie für die anderen wahrscheinlich keinen Sinn mehr.
"Die Band von Nebenan" ist ein äußerst ruhiger, langsamer und unspektakulärer Film, der nichtsdestotrotz immer wieder einen hinreißenden Sinn für Humor zeigt und seine Charaktere ganz genau zu beobachten weiß. Am Ende hat man vielleicht nicht das Gefühl, soeben ein Meisterwerk gesehen zu haben. Doch dafür hat man ein paar Menschen kennengelernt, die man so schnell wahrscheinlich nicht wieder vergisst.
Die DVD des Films beinhaltet leider gar keine Extras zum Film und hat ein ziemlich mieses Bild, liefert dafür aber ordentliche Tonspuren. Man sollte sich den Film unbedingt im Originalton mit Untertiteln ansehen, da ansonsten viel von den melodiösen Sprachen und den Verständnisproblemen zwischen den Charakteren verloren geht.